Trotz der Aufhellung liegen die Konjunkturerwartungen weiterhin unter ihrem historischen Mittelwert von 26,5 Punkten. Die Bewertung der aktuellen Lage trübte sich unterdessen erneut ein. Sie sank im Januar um 12,6 Punkte auf minus 77,1 Punkte. Volkswirte hatten eine moderatere Eintrübung auf lediglich minus 73,0 Punkte erwartet.
Konjunkturelle Stützungsmassnahmen wirken sich aus
Analysten führten die abermalige Stimmungsaufhellung zum einen auf die erheblichen konjunkturellen Stützungsmassnahmen von staatlicher Seite zurück. Zum anderen wurde aber auch auf die aktuell sehr schlechte Lagebeurteilung verwiesen, wodurch die Konjunkturerwartungen nach dem Motto «es kann nur besser werden» beflügelt würden. «Angesichts der zuletzt sehr schlechten Konjunkturdaten gehen anscheinend immer mehr Analysten davon aus, dass sich die Wirtschaftslage zumindest nicht noch weiter verschlechtert», schreibt die Commerzbank.
Langsame Rückkehr zum Optimismus?
Ähnlich argumentiert die UniCredit, wobei die anhaltende Aufwärtstendenz beim ZEW-Index durchaus eine langsame Rückkehr des Optimismus zeige. Angesichts der sehr schwachen Lagebeurteilung seien aber im kommenden halben Jahr weiterhin «lausige» Daten bei Auftragseingängen, der Industrieproduktion und Exporten zu erwarten.
Stimmung auch durch EZB-Zinspolitik beflügelt
Auch laut ZEW ist die Verbesserung der Konjunkturerwartungen teils auf das zweite Konjunkturpaket der Bundesregierung zurückzuführen. Zum anderen sei die Stimmung aber auch durch die Zinssenkungspolitik der EZB beflügelt worden. Die Notenbank hat den Leitzins seit Herbst 2008 im Zuge der Finanzkrise um insgesamt 2,25 Punkte auf aktuell 2,0 Prozent nach unten geschraubt. «Die Finanzanalysten teilen den Optimismus neuerer Konjunkturprognosen, dass sich ab Mitte dieses Jahres die Konjunkturperspektiven wieder aufzuhellen beginnen», kommentierte ZEW-Präsident Wolfgang Franz die jüngsten Umfrageergebnisse. Die Wirtschaftspolitik könne aktuell versuchen, die Schärfe des Konjunktureinbruchs durch das Vorziehen sinnvoller Investitionen und Reformen etwas abzumildern.
Ähnliche Lage in der Eurozone
Die Entwicklung in der Eurozone stellte sich im Januar ähnlich wie in Deutschland dar. Während die Konjunkturerwartungen um 15,3 Punkte auf minus 30,8 Punkte zulegten, sank der Indikator für die aktuelle Lage um 13,5 Punkte auf minus 84,7 Punkte. An der Umfrage des ZEW haben sich im Januar 312 Analysten und institutionelle Anleger beteiligt. Sie wurden nach ihren mittelfristigen Erwartungen über die Konjunktur- und Kapitalmarktentwicklung befragt. Die Umfrage fand vom 5. bis 19. Januar statt.
An den Finanzmärkten spielte der ZEW-Index kaum eine Rolle. Weder der Euro noch die deutschen Aktien zeigten eine merkliche Reaktion auf die Daten. Die Kurse deutscher Anleihen bauten hingegen zuvor erzielte Kursverluste aus und sanken kurzzeitig auf ein Tagestief. Im weiteren Verlauf erholte sich der Rentenmarkt aber wieder. (awp/mc/pg/19)