Beim Medizinaltechnikkonzern Centerpulse gibt es keine substantiellen Buchhaltungsprobleme im Zusammenhang mit einer informellen Abklärung der US-Börsenaufsicht SEC. Dieser Ansicht ist US-Konkurrentin Zimmer, die Centerpulse kaufen will.
Im Fall Zimmer-Centerpulse bleibt die US-Börsenaufsicht das Mass aller Dinge (keystone).
Vor einer Woche hatte Centerpulse bekannt gegeben, dass die US-Börsenaufsicht informelle Abklärungen eingeleitet habe. Dabei geht es nach Angaben des Schweizer Unternehmens um die Abschlüsse der Jahre 2001 und 2002 bei einem zum Konzern gehörenden US-Dentalunternehmen. Man habe bei den Abklärungen keine Sachverhalte gefunden, welche die Ansicht von Zimmer über den langfristigen Geschäftswert von Centerpulse ändern würden, teilte der US-Konzern am Dienstagabend (Ortszeit) in den USA mit.
Ungewissheit bleibt
Dennoch schränkt Zimmer ein, dass die eigenen Untersuchungen keine Sicherheit über den Ausgang der SEC-Untersuchungen geben würden. Branchenkreisen zufolge solle die Methode in Frage stehen, wie Lagerbestände bewertet worden seien, hiess es. Es handle sich aber nicht um grössere Beträge, hiess es. Bei Centerpulse war dazu kein Kommentar erhältlich. Die SEC habe gebeten, zu diesem Thema nichts mehr zu sagen, sagte Centerpulse-Sprecherin Beatrice Tschanz am Mittwoch auf Anfrage.
Centerpulse mit den besseren Karten
Centerpulse blickt den Abklärungen gelassen entgegen: Die informelle Abklärung sei die unterste Stufe im Instrumentarium der SEC, sagte Tschanz. Die Konzernleitung rechne nicht damit, dass eine offizielle Untersuchung eingeleitet werde. Im Seilziehen zwischen Zimmer und der britischen Smith&Nephew (S&N) um den Schweizer Medizinaltechnikkonzern läuft am Mittwoch die Frist für die Centerpulse Aktionäre ab, sich zwischen einem der beiden Angebote zu entscheiden. Zimmer ist dabei in der Favoritenrolle, die angestrebten zwei Drittel des Schweizer Konzerns zu erwerben: Das Angebot der Amerikaner ist mit 374 Franken je Centerpulse-Aktie oder insgesamt 4,49 Milliarden Franken deutlich höher als die Offerte von S&N, die 293,40 Franken je Centerpulse-Titel oder gesamthaft 3,51 Milliarden Franken auf den Tisch legen will. Die Centerpulse-Aktie notierte am Mittwoch mit 369 Franken leicht unter dem Angebot von Zimmer. Deutsche Bank stockt Anteil auf
Die grösste Centerpulse-Aktionärin InCentive Capital hat sich mittlerweile auf die Seite der Amerikaner geschlagen, nachdem sie ursprünglich ihren 19 Prozent-Anteil den Briten versprochen hatten. Die Absichten der zweitgrössten Centerpulse-Teilhaberin, der Deutschen Bank, sind nicht bekannt. Die grösste Bank Deutschlands hatte am Montag ihren Anteil auf 5,66 Prozent aufgestockt. «Dies sind Handelspositionen beziehungsweise Positionen, die wir im Rahmen des Asset Management für Kunden halten», sagte Deutsche Bank-Sprecher Ronald Weichert. Es handle sich nicht um eine strategische Beteiligung des Finanzinstituts. Ob die Centerpulse-Aktien Zimmer angedient würden, wollte der Sprecher nicht sagen. Zwischenergebnis am Freitag
Zimmer werde voraussichtlich am Freitag bekannt geben, wieviele Aktien angedient wurden, sagte Zimmer-Sprecher Aloys Hirzel. Spätestens vier Börsentage nach Ablauf des Angebots muss laut Verordnung der Schweizerischen Übernahmekommission das genaue Zwischenergebnis veröffentlicht werden. Kommt das Angebot zustande, erhalten die restlichen Aktionäre eine Frist von zehn Börsentagen, ihre Aktien der neuen Centerpulse-Besitzerin zu verkaufen. (awp/scc/hoa)