William A. de Vigier, 1912 – 2003.
William A. de Vigier, der Solothurner Unternehmer und Mäzen, wäre am 22. Januar 2012 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass würdigt die «Bill de Vigier Stiftung» das Lebenswerk des 2003 Verstorbenen mit einer Ausstellung. Diese kann dank der grosszügigen Unterstützung der Familie de Vigier realisiert werden und ist bis Ende Oktober im Vigier-Sommerhaus in Solothurn zu sehen. Eröffnung ist am 31. Mai 2012.
Anhand von historischen Dokumenten, mit Fotos sowie mit Ton- und Filmaufnahmen wird in der Ausstellung das Wirken von William A. de Vigier nachgezeichnet. Themeninseln zeigen in chronologischer Abfolge die wichtigsten Eckpunkte aus dem Leben einer herausragenden Unternehmerpersönlichkeit. So führt der virtuelle Rundgang von Solothurn zu Beginn des 20. Jahrhunderts über England zur Zeit des 2. Weltkriegs bis in die heutigen Tage. Öffentlich besichtigt werden kann die Ausstellung am 3. Juni, 7. Juli, 19. August, 23. September und 28. Oktober 2012. In der übrigen Zeit sind geführte Besuche nur für Gruppen und auf Anmeldung möglich. Weitere Informationen: www.sommerhaus-devigier.ch.
Vom Werkstattbetrieb zum Weltkonzern
William A. de Vigier, von Bekannten und Freunden «Bill» gerufen, wurde 1912 geboren. Nach dem Besuch des Internats absolvierte er eine kaufmännische Lehre beim Stahlwerk Von Roll und arbeitete anschliessend als Büroangestellter bei der Scintilla in Zuchwil SO. Dieser Berufsweg entsprach nicht dem Wunsch des Vaters: Der Familientradition entspre-chend hätte der junge de Vigier Rechtsanwalt werden sollen. Doch Bill hatte dazu keine Lust, er wollte Unternehmer werden. Und davon brachte ihn auch die väterliche Drohung nicht ab: «Dann wirst du von mir keinen Rappen mehr bekommen». So zog Bill als 24-Jähriger nach London, mit knapp tausend Franken im Sack und mit einer Geschäftsidee im Kopf.
Mit der finanziellen Hilfe eines englischen Anwalts gründete de Vigier in London seine erste Firma, die «Acrow Engineers Ltd»; ein bescheidenes Unternehmen mit drei Mitarbeitern in einer kleinen Werkstatt unter einer Eisenbahnbrücke. Hier entwickelte Bill das erste Produkt «The famous Acrow Prop», ein Baugerüst aus Metall – das während Jahrzehnten weltweit zu einem Verkaufshit werden sollte. Rasch wurde aus dem Kleinunternehmen eine ansehnliche, an der Londoner Börse kotierte Firma. Doch auch England wurde dem initiativen Unternehmer bald zu eng und er gründete in den USA die «Acrow Corp of America». Weitere «Acrow»-Unternehmen auf allen fünf Kontinenten sollten in Laufe der Jahre folgen – insgesamt 150 an der Zahl. Auf dem Höhepunkt seiner unternehmerischen Tätigkeit führte de Vigier einen globalen Stahlkonzern mit über 10’000 Beschäftigten und sass in drei Dutzend Verwaltungsräten.
Das unternehmerische Erbe lebt weiter
De Vigiers Erfolge wurden in verschiedenen Ländern gewürdigt. Als einer der erfolgreichsten ausländischen Unternehmer Grossbritanniens wurde er 1978 von Queen Elisabeth II. «in Anerkennung seines ausserordentlichen Beitrages zum Wohlstand der britischen Exportindustrie» zum «Commander of the British Empire CBE» ernannt. Zudem erhielt er die Ehrentitel «Chevalier du Grand Ordre Suédois Nordstern» und «Grand Commander of Star of Africa» (Liberia). Auch in der Heimat durfte de Vigier eine grosse Ehrung erfahren: Der Kanton Solothurn verlieh dem 89-Jährigen den «Solothurner Unternehmerpreis 2001».
«Die Schweiz braucht Jungunternehmer, darin liegt die Zukunft.» Davon war Bill de Vigier überzeugt. Deshalb gründete er 1987 die W. A. de Vigier Stiftung zur Förderung der Schweizer Jungunternehmer. Keine andere vergleichbare Auszeichnung in der Schweiz ist derart angesehen und mit jährlich bis zu fünf Mal 100’000 Franken dotiert. Inzwischen arbeitet auch das Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (KTI Start-Up) bei der Förderung von Jungunternehmen mit der W.A. de Vigier Stiftung zusammen.
Herzlich, respektvoll und der Heimat verbunden
Vertrauen, Treue und Loyalität: diese drei Qualitäten wusste Bill de Vigier immer sehr zu schätzen. Er war Forderer und Förderer zugleich. Insbesondere achtete er stets darauf, seinen fähigsten und willigsten Mitarbeitern eine Aufstiegschance zu geben. Seine Kontaktfreudigkeit, seine Herzlichkeit und seine respektvolle Haltung gegenüber allen Mitmenschen prägten seine Persönlichkeit. So unterhielt er sich genau so gerne mit dem Taxichauffeur in New York oder der Boutique-Verkäuferin in Paris wie mit den Direktoren von Grosskonzernen in London. In Konfliktsituationen stand er immer auf der Seite der Schwächeren.
Obwohl auf der ganzen Welt unterwegs, hat William A. de Vigier seine Wurzeln nie vergessen. Häufig verbrachte er den Sommer im historischen Sommerhaus in Solothurn. Als Mäzen und waschechter Solothurner setzte er sich auch vom Ausland aus für heimatliche Anliegen ein. Vom Vater hatte er zum Beispiel seine Liebe zur Stadtmusik geerbt. Für die Förderung der jungen Blasmusikanten vermachte er ihr 2001 eine Million Schweizerfranken mit der Auflage, einen Teil der Summe für einen Musikwettbewerb einzusetzen.
Auch für die Restaurierung der Harnischsammlung im alten Zeughaus wurden Mittel bereitgestellt. Dank seiner grosszügigen Schenkung steht zudem das Sommerhaus der Öffentlichkeit zur Verfügung. (Bill de Vigier Stiftung/mc/ps)
Drei Stiftungen
Unter dem Namen Vigier bestehen drei Solothurner Stiftungen: die «Dr. Wilhelm von Vigier Stiftung» zur Unterstützung der Stadtmusik Solothurn, die «W.A. de Vigier Stiftung» zur Förderung von Jungunternehmern in der Schweiz und die im Jahre 1993 gegründete «Bill de Vigier Stiftung».
Bei der Bill de Vigier Stiftung handelt es sich um eine gemeinnützige Stiftung, deren Zweck der Erhalt des historisch wertvollen Sommerhauses ist. Gleiches betrifft auch den dazu gehörenden Park, der als gelungenes Beispiel französischer Gartenbaukunst gilt.