Neuenburg – Im Jahr 2020 belief sich der Medianlohn einer Vollzeitstelle in der Schweizer Gesamtwirtschaft (privater und öffentlicher Sektor) auf 6665 Franken brutto pro Monat. Zwischen 2008 und 2020 blieben die Unterschiede zwischen dem oberen und unteren Ende der Lohnpyramide insgesamt stabil. Die Löhne in der Schweiz variieren je nach Wirtschaftszweig und Region nach wie vor deutlich. Mehr als ein Drittel der Arbeitnehmenden (36,3%) erhalten Boni und jede zehnte Person (10,5%) bezieht einen Tieflohn. Dies geht aus den ersten Ergebnissen der Schweizerischen Lohnstrukturerhebung 2020 des Bundesamtes für Statistik (BFS) hervor.
Im Jahr 2020 belief sich der monatliche Bruttomedianlohn für eine Vollzeitstelle (privater und öffentlicher Sektor zusammen) auf 6665 Franken pro Monat. Die 10% der Arbeitnehmenden mit den tiefsten Löhnen verdienten weniger als 4382 Franken pro Monat, während die am besten bezahlten 10% über 11 996 Franken erhielten.
Grosse Lohnunterschiede je nach Branche
In der Schweiz waren 2020 je nach Wirtschaftszweig grosse Lohnunterschiede zu beobachten. Deutlich über dem Medianlohn lagen die Löhne in Branchen mit hoher Wertschöpfung wie die Informationstechnologie (9206 Franken), die Pharmaindustrie (10 040 Franken) oder die Banken (10 211 Franken).
In der Mitte der Skala befanden sich Branchen wie der Landverkehr (6310 Franken), die Gesundheit (6821 Franken), die Maschinenindustrie (7141 Franken) und der Grosshandel (7145 Franken). Zuunterst in der Lohnpyramide waren der Detailhandel (4997 Franken), das Gastgewerbe (4479 Franken), die Beherbergung (4488 Franken) und die persönlichen Dienstleistungen (4211 Franken) angesiedelt.
Die Lohnunterschiede zwischen 2008 und 2020 relativ stabil
Die allgemeine Lohnschere, d.h. der Gesamtabstand zwischen den höchsten und den tiefsten Löhnen, hat sich zwischen 2008 und 2020 in der Gesamtwirtschaft kaum verändert. In diesem Zeitraum stiegen die Löhne der am besten bezahlten 10% der Arbeitnehmenden um 11,8%. In der Mittelschicht fiel das Lohnwachstum mit 9,3% am tiefsten aus, bei den am schlechtesten bezahlten 10% der Arbeitnehmenden erhöhten sich die Löhne um 11,6%.
Boni sind 2020 weiter gestiegen
2020 erhielt über ein Drittel (36,3% gegenüber 32,8% im Jahr 2018) der Arbeitnehmenden einen Bonus, d.h. eine unregelmässige, zusätzlich zum Grundlohn ausbezahlte jährliche Sonderzahlung. Im Schnitt wurden Jahresboni im Wert von 10 142 Franken ausbezahlt (gegenüber 9913 Franken im Jahr 2018).
Die Höhe der Boni variierte je nach Wirtschaftszweig und Verantwortungsniveau im Unternehmen deutlich. Dem oberen Kader wurden in der öffentlichen Verwaltung durchschnittlich 4617 Franken, im Detailhandel 23 097 Franken, in der Pharmaindustrie 90 264 Franken, bei den Finanzdienstleistungen 127 329 und bei den Banken 134 381 Franken ausbezahlt.
Personen ohne Führungsverantwortung erhielten ebenfalls Boni. Diese fielen jedoch mit durchschnittlich 3998 Franken pro Jahr deutlich tiefer aus. In den meisten Wirtschaftszweigen sind Boni ein flexibler, aber fester Bestandteil des Entlöhnungssystems.
Anteil der Tieflohnstellen bleibt unverändert
Ein Tieflohn entsprach 2020 einer Bezahlung von weniger als 4443 Franken brutto pro Monat für eine Vollzeitbeschäftigung. Die Zahl der Tieflohnstellen blieb in der Schweiz zwischen 2018 und 2020 nahezu unverändert (Rückgang von 10,6% auf 10,5%). Folgende Wirtschaftszweige verzeichnen einen hohen Anteil an Tieflohnstellen: Detailhandel (22,5%), Leder, Lederwaren und Schuhe (31,4%) und Gastgewerbe (47,8%). Im Jahr 2020 besetzte fast eine halbe Million Arbeitnehmende (491 900; 2018: 480 300) eine Tieflohnstelle. 63,5% davon waren Frauen.
Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern nehmen allmählich ab
In der Gesamtwirtschaft verringert sich das Lohngefälle (Median) zwischen Frauen und Männern allmählich. 2020 belief es sich auf 10,8%, gegenüber 11,5% im Jahr 2018 und 12,0% im Jahr 2016. Diese geschlechterspezifischen Lohnunterschiede lassen sich teilweise durch strukturelle Besonderheiten und unterschiedliche Tätigkeiten erklären (insbesondere Verantwortungsniveau am Arbeitsplatz oder Wirtschaftszweig).
Diese Lohnunterschiede widerspiegeln die ungleiche berufliche Integration der Frauen und Männer auf dem Arbeitsmarkt. Je höher die Hierarchiestufe der Stelle, desto grösser fällt der geschlechterspezifische Lohnunterschied aus. So verdienten beispielsweise Frauen in Stellen mit hohem Verantwortungsniveau 9249 Franken brutto pro Monat, während Männer auf derselben Stufe 11 116 Franken erhielten, was einer Differenz von 16,8% entspricht (2018: 18,6%).
Bei Arbeitsstellen mit niedrigerem Verantwortungsniveau war das Lohngefälle zuungunsten der Frauen mit 9,3% (2018: 9,4%) weniger ausgeprägt, bei Frauen ohne Kaderfunktion belief es sich auf 6,9% (2018: 7,6%). 2020 sah die Verteilung der Frauen und Männer nach Lohnklassen folgendermassen aus: Bei Stellen mit einem monatlichen Bruttolohn von weniger als 4500 Franken lag der Frauenanteil bei 58,0% (gegenüber 58,3% im Jahr 2018). Im Gegensatz dazu waren 80,2% der Stellen mit einem monatlichen Bruttolohn von über 16 000 Franken von Männern besetzt (2018: 82,4%).
Ausländische Arbeitnehmende: Unterschiede je nach Aufenthaltsstatus
In der Gesamtwirtschaft waren die Löhne der Arbeitnehmenden mit Schweizer Staatsangehörigkeit höher als jene der ausländischen Arbeitnehmenden (6988 Franken gegenüber 6029 Franken). Bei den Stellen, die ein hohes Mass an Verantwortung erfordern, fiel der Lohn der ausländischen Arbeitnehmenden hingegen generell höher aus als bei Schweizer Arbeitnehmenden. So erhielten Grenzgängerinnen und Grenzgänger im oberen Kader 10 692 Franken, Personen mit Aufenthaltsbewilligung 12 268 Franken und Schweizer Staatsangehörige 10 346 Franken.
Bei den Stellen ohne Führungsverantwortung war die Situation umgekehrt: Schweizer Arbeitnehmende ohne Kaderfunktion verdienten durchschnittlich 6345 Franken und somit mehr als ausländische Arbeitnehmende mit Grenzgängerstatus (5773 Franken) und solche mit Aufenthaltsbewilligung (5287 Franken).
Löhne in den Regionen: Zürich bleibt an der Spitze
Die Schweizer Löhne variieren auch zwischen den Regionen deutlich. Die Löhne für die oberen Kader sind in Zürich (11 475 Franken) und in der Genferseeregion (11 200 Franken) regelmässig am höchsten. Das Tessin liegt mit 8537 Franken für Stellen im oberen Kader und 5137 Franken für Stellen ohne Führungsfunktion unabhängig von der Hierarchiestufe am unteren Ende der Lohnskala. Diese regionalen Lohnunterschiede lassen sich durch die räumliche Konzentration von Wirtschaftszweigen mit hoher Wertschöpfung und durch strukturelle Besonderheiten der regionalen Arbeitsmärkte erklären. (mc/pg)