2020 wurden deutlich weniger Arbeitsstunden geleistet
Neuenburg – Im Jahr 2020, das von der Covid-19-Pandemie geprägt war, wurden in der Schweiz insgesamt 7,608 Milliarden Arbeitsstunden geleistet. Dies entspricht einem Minus von 3,7% gegenüber dem Vorjahr. Besonders deutlich fiel der Rückgang im Gastgewerbe aus (–29,0%). Im gleichen Zeitraum erhöhte sich das Absenzenvolumen deutlich von 368 auf 946 Millionen Stunden. Soweit die jüngsten Ergebnisse des Bundesamtes für Statistik (BFS).
Gemäss der Arbeitsvolumenstatistik (AVOL) sank die Anzahl Arbeitsstunden sämtlicher Erwerbstätiger in der Schweiz 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 3,7% und fiel somit auf einen tieferen Stand als 2015. Einen solchen Rückgang des jährlichen Arbeitsvolumens hat es seit der Einführung dieser Statistik im Jahr 1991 noch nie gegeben. Sowohl die Anzahl der Arbeitsstellen (–0,7%) als auch die tatsächliche wöchentliche Arbeitszeit pro Arbeitsstelle (–5,5%) trugen zu diesem Rückgang bei. Das Minus wäre noch grösser ausgefallen, wenn die Zahl der bezogenen Ferienwochen pro Jahr (Rückgang von 4,5 auf 3,9) und die Zahl der Feiertage, die auf einen Werktag (Montag bis Freitag) fallen, im gleichen Zeitraum nicht ebenfalls zurückgegangen wären.
Starker Rückgang im Gastgewerbe
Den deutlichsten Rückgang des tatsächlichen jährlichen Arbeitsvolumens verzeichnete mit –29,0% das Gastgewerbe aufgrund der Abnahme der Zahl der Arbeitsstellen (–9,3%) sowie der tatsächlichen Jahresarbeitszeit pro Arbeitsstelle (–21,8%). Dahinter folgen die Branchen «Kunst, Unterhaltung, private Haushalte, sonstige Dienstleistungen» (–13,6%; Arbeitsstelle: –3,5%; tatsächliche Jahresarbeitszeit: –10,4%), «Verkehr und Lagerei» (–6,9%; Arbeitsstelle: –2,3%; tatsächliche Jahresarbeitszeit: –4,7%) sowie «Handel, Reparaturgewerbe» (–5,6%; Arbeitsstelle: –1,8%; tatsächliche Jahresarbeitszeit: –3,9%).
Genereller Rückgang des tatsächlichen jährlichen Arbeitsvolumens
Zwischen 2019 und 2020 nahm die Gesamtzahl der geleisteten Arbeitsstunden bei den Frauen nahezu gleich stark ab wie bei den Männern (–3,8% bzw. –3,7%). Bei den ausländischen Staatsangehörigen (–4,4%) fiel der Rückgang deutlicher aus als bei den Schweizerinnen und Schweizern (–3,4%) und bei den Selbstständigerwerbenden (–5,5%) deutlicher als bei den Arbeitnehmenden (–4,5%).
Kurzarbeit als häufigster Abwesenheitsgrund
2020 hat sich das gesamte Absenzenvolumen gegenüber 2019 mehr als verdoppelt. Es ist von 368 auf 946 Millionen Stunden gestiegen. Der grösste Teil des jährlichen Absenzenvolumens ist auf die Kurzarbeit der Arbeitnehmenden zurückzuführen (38,8%), gefolgt von gesundheitlichen Gründen (Krankheit oder Unfall: 31,1%) und «anderen Gründen» (z.B. Quarantäne oder Tätigkeitseinschränkungen der Selbstständigerwerbenden während der Covid-19-Pandemie; 22,1%).
Zwischen 2019 und 2020 erhöhte sich die durchschnittliche jährliche Dauer der Absenzen wegen Kurzarbeit von 0,2 auf 67 Stunden pro Arbeitsstelle. Bei den gesundheitsbedingten Absenzen (Krankheit oder Unfall) wurde ein moderaterer Anstieg von 46 auf 54 Stunden pro Arbeitsstelle registriert. Die Absenzen wegen Militär- oder Zivildienst, Mutterschaftsurlaub, schlechtem Wetter, Arbeitskonflikten oder aus persönlichen bzw. familiären Gründen veränderten sich nur geringfügig. Die Absenzen aus «anderen Gründen» stiegen markant von 8 auf 38 Stunden pro Arbeitsstelle an.
Internationaler Vergleich
Für internationale Vergleiche muss die Berechnungsmethode der Arbeitszeit leicht angepasst werden (vgl. methodischer Anhang). Zwischen 2019 und 2020 verringerte sich die tatsächliche wöchentliche Arbeitszeit pro erwerbstätige Person zwischen 20 und 64 Jahren in der EU um 6,9%. Sie war 2020 in allen europäischen Ländern rückläufig. Am stärksten sank sie in Italien und Griechenland (–11,3%), gefolgt von Portugal (–11,1%) und Spanien (–10,9%), am wenigsten stark in Dänemark (–1,6%), Finnland (–2,2%) und in den Niederlanden (–2,3%). Die Schweiz gehört zu den Ländern, in denen der Rückgang der tatsächlichen wöchentlichen Arbeitszeit weniger ausgeprägt war (–4,2%). (BFS/mc/ps)