Zürich – ABB wird auf das kommende Jahr hin ihre Divisionen nach nur einem Jahr in der bisherigen Form erneut umgruppieren. Auf die von verschiedenen Seiten gestellte Forderung nach einer Abspaltung der Sparte Stromnetze geht das Unternehmen aber nicht ein. ABB sieht sich im Gegenteil mit diesem Geschäftsteil gut aufgestellt, um vom kommenden Digitalisierungsboom zu profitieren. Wie in Marktkreisen erhofft, kündigte ABB anlässlich des Capital Markets Day eine Verschärfung des Sparprogramms sowie ein neues Aktienrückkaufprogramm an.
Stromnetzsparte bleibt
«Wir sehen signifikantes Wertsteigerungspotential für die Division unter dem bisherigen Dach von ABB», begründete CEO Ulrich Spiesshofer anlässlich des Capital Markets Day (CMD) vom Dienstag den Entschluss, an der Sparte Power Grids festzuhalten. ABB werde sich mit dieser Division künftig auf die Themenbereiche Wachstum, Digitalisierung und das Programm «Power Up» fokussieren. Er verwies gleichzeitig auf die Wachstumschancen durch die verschiedenen Partnerschaften. So hatte ABB am Morgen nebst der Mitteilung zum CMD separat über drei Partnerschaften mit Microsoft, der norwegischen Aibel SA und der amerikanischen Fluor berichtet.
Der Überprüfungsprozess für das Stromnetzgeschäft sei sehr gründlich vorgenommen worden, versicherte Spiesshofer. «Es war eine lange Reise, die Antwort war dann aber klar und einfach: Die Transformation von Power Grids ist die beste Lösung.» Letztlich habe sich gezeigt, dass Power Grids in «sehr attraktiven» Märkten aktiv sei, denn 30% des Marktpotentials liege in schnell wachsenden Segmenten wie HVDC, Software oder Microgrids. Insbesondere sieht er Potential auch in der Digitalisierung. Den Dialog mit Cevian und anderen Aktionären wolle man weiter pflegen, meinte Spiesshofer auf die Frage, inwieweit die Einflussversuche von Cevian auf die Strategie von ABB relevant gewesen seien.
Eine Massnahme, die zu mehr Wachstum verhelfen soll, ist die Lancierung einer neuen Digitalisierungsplattform unter dem Namen «ABB Ability». Darunter versteht Spiesshofer ein übergreifendes Angebot für digitale End-to-End-Lösungen. So sollen unter einer Cloud alle Produkte und Sensoren, Automationssysteme und ganzen Produktionsstätten automatisch Informationen austauschen. In diesem Zusammenhang ist auch die Zusammenarbeit mit Microsoft zu sehen.
Divisionen werden erneut umgruppiert
Etwas überraschend gab ABB nach der organisatorischen Neuausrichtung auf Beginn des laufenden Jahres eine weitere Neuorganisation der Sparten bekannt. Künftig operiert ABB mit den Divisionen Elektrifizierungsprodukte, Robotik und Antriebe, Industrieautomation und Stromnetze. Die Divisionen sollen innerhalb der Gruppe noch stärker unternehmerisch handeln.
Die Hauptänderung der neuen Divisionen betrifft die Division Elektrifizierungsprodukte, wo ABB künftig all ihre Elektrifizierungsangebote bündelt. Dabei werden die Bereiche Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge, Solarumrichter und unterbrechungsfreie Stromversorgung von der bisherigen Division Industrieautomation und Antriebe in die Division Elektrifizierungsprodukte überführt.
Die dafür notwendigen Investitionen, warnte Spiesshofer, dürften die Ergebnismarge der Division Elektrifizierungsprodukte anfänglich negativ beeinflussen. Die Division Industrieautomation geht aus der bisherigen Division Prozessautomatisierung hervor und die Division Robotik und Antriebe aus der bisherigen Division Industrieautomation und Antriebe.
Darüber hinaus sieht Spiesshofer ABB «sehr gut auf Kurs» zur geplanten Reduktion des Umlaufvermögens und auch zur Erreichung des Sparziels aus dem White Collar Productivity-Programm. Das letztgenannte Ziel wurde denn auch um 30% auf 1,3 Mrd USD erhöht. Ebenfalls erhöht wurde der Zielkorridor für die EBITA-Marge der Division Stromnetze, das neue Ziel von 10 bis 14% gilt allerdings erst ab 2018. Des weiteren kündigte ABB ein neues Aktienrückkaufprogramm über bis zu 3 Mrd USD an.
An der Börse wurden die Nachrichten insgesamt positiv aufgenommen, auch wenn wenig Überraschendes zu Tage kam. Die Aktie verzeichnet am frühen Nachmittag ein Plus von 0,5% auf 22,09 CHF, womit sich das bisherige Jahresplus auf rund 27% summiert. (awp/mc/upd/ps)