Zürich – Der Industriekonzern ABB hat im zweiten Quartal 2020 wie erwartet deutlich weniger umgesetzt. Das von der Corona-Pandemie geprägte Quartal fiel indes um Einiges weniger schlimm aus als befürchtet. Die Aktie rückt denn auch trotz eines vorsichtigen Ausblicks erstmals seit Februar wieder in positives Terrain vor.
Der globale Konjunkturabschwung schlug sich bei ABB sowohl beim Bestellungseingang als auch beim Umsatz in zweistelligen Minusraten nieder. Der deutliche Nachfragerückgang im kurzzyklischen Geschäft habe für einen verringerten Produktabsatz gesorgt, während gleichzeitig Systeminstallationen und Serviceaktivitäten von den weitreichenden Mobilitätseinschränkungen betroffen gewesen seien, teilte ABB am Mittwoch mit.
Und dass sich die Lage bald bessern wird, scheint eher unwahrscheinlich. Denn ABB bleibt für die nähere Zukunft sehr vorsichtig eingestellt. «Wir erwarten wegen der Covid-Pandemie weitere schwierige Quartale und bereiten uns auch auf eine U-förmige, also eine eher langsame Erholung vor», sagte CEO Björn Rosengren an einer Telefonkonferenz.
Prognosen von Vorsicht geprägt
Er sehe zwar in einigen Märkten erste Anzeichen einer zaghaften Erholung, die Mehrheit der Zielmärkte entwickle sich aber weiterhin schwach. In diesem Licht ist auch die zurückhaltende Prognose von ABB zu sehen, dass sich der Rückgang des Auftragseingangs im dritten Quartal leicht verbessern sollte. Für den Umsatz sieht ABB dagegen frühestens im vierten Quartal eine leichte Erholung. «Prognosen sind derzeit aber grundsätzlich sehr schwierig», ergänzte Rosengren. Er könne auch nicht sagen, wann das Niveau von 2019 wieder erreicht sei, denn es bestünden weiterhin grosse Unsicherheiten.
Getrübt sind die Aussichten laut ABB vor allem in der Öl- und Gasindustrie, der konventionellen Stromerzeugung, der Automobil- und Schifffahrtsindustrie sowie dem Haus- und Gebäudesektor. Etwas besser sieht es dagegen bei den Energieverteilern, im Verkehrssektor, bei Rechenzentren und in der Nahrungs- und Genussmittelbranche aus.
Robotik & Fertigungsautomation mit stärkstem Einbruch
Konkret gab der Auftragseingang von ABB im zweiten Quartal auf vergleichbarer Basis um 14 Prozent auf 6,05 Milliarden US-Dollar nach. Den stärksten Einbruch verzeichnete dabei die Division Robotik & Fertigungsautomation, die am meisten unter der Flaute in der Automobil- und anderen Industrien zu leiden hatte. Der Umsatz kam gleichzeitig um 10 Prozent auf 6,15 Milliarden zurück.
Der deutliche Umsatzrückgang hinterliess auch Spuren auf der Gewinnebene. Der operative Gewinn vor Abschreibungen (EBITA) brach um 20 Prozent auf 651 Millionen US-Dollar ein, während die entsprechende Marge um 90 Basispunkte auf 10,6 zurückging. Diese lag damit dank einer guten Performance des Bereichs Antriebstechnik aber immerhin über der Marge vom ersten Quartal.
Zahlen klar besser als erwartet
Und auch die Prognosen der Analysten wurden mit diesen Kennzahlen zum Teil massiv übertroffen, was der Aktie am Mittwoch zu einem gutem Plus verhilft. Erstmals seit dem vergangenen Februar notiert sie wieder über dem Schlussstand von Ende 2019 und lag zeitweise auch über 24 Franken.
Für den Reingewinn wurde zwar kein Konsens erstellt, er lag mit 319 Millionen Dollar aber deutlich höher als im Vorjahr. Damals war das Quartal allerdings von einer Sonderbelastung wegen des Verkaufs des Solarwechselrichtergeschäfts belastet.
Um dem schwierigen Umfeld zu begegnen, will Rosengren die laufenden Kostensenkungsmassnahmen nun beschleunigen. Er streicht dabei etwa die Senkung der Ausgaben für Reisen oder für Beratungsdienste hervor. Ausserdem sollen nicht dringende Investitionen verschoben werden. Für das dritte Quartal stellt ABB in diesem Zusammenhang eine «Stabilisierung der operativen Marge im Vergleich zum zweiten Quartal 2020» in Aussicht.
Nebst den Zahlen gab ABB auch die Ernennung von Theodor Swedjemark zum neuen Kommunikationschef des Konzerns bekannt. (awp/mc/pg)