Zürich – Dem Industriekonzern ABB weht zwar wegen der Corona-Pandemie global ein rauer Wind entgegen. Das Unternehmen hat sich aber im ersten Quartal dennoch besser geschlagen als erwartet. Das zweite Quartal dürfte aber noch ungemütlicher werden. Der neue CEO Björn Rosengren zeigt sich ob des schwierigen Starts bei ABB unerschrocken.
ABB rechnet angesichts der Corona-Pandemie mit einem schwierigen zweiten Quartal 2020, wie am Dienstag mit dem Erstquartalsergebnis bekanntgegeben wurde. Auftragseingang, Umsatz und auch die Gewinnmargen dürften gemäss den Prognosen zurückgehen. Und ob sich die Situation im zweiten Halbjahr verbessern wird, bleibt offen. Auf einen konkreten Ausblick für das Gesamtjahr verzichtet ABB jedenfalls, stellt sich aber auf eine schrumpfende Weltwirtschaft ein.
«Es ist zu früh, um über den Geschäftsverlauf im zweiten Semester zu spekulieren», sagte Rosengren am Dienstag an einer Telefonkonferenz. «Einige Sektoren laufen derzeit besser, in anderen ist die Situation herausfordernder», fügte er an. Mit Blick auf die Gewinnwarnung von Ende März und die nun sehr gedämpften Aussichten für das laufende Quartal räumte Rosengren ein: «Ich habe mir den Start bei ABB schon anders vorgestellt.» Rosengren ist seit März CEO.
Rosengren will keine Massnahmen ausschliessen
Um den erwarteten Geschäftsrückgang aufzufangen, will ABB die Kosten senken, die Kapazitäten anpassen und nicht wichtige Investitionen nach hinten schieben. Genaueres dazu wollte Rosengren aber nicht verraten. Er verwies darauf, dass bis auf wenige Ausnahmen in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich noch nirgendwo Kurzarbeit eingeführt worden sei.
Vielmehr liege der Fokus darauf, den im ersten Quartal eingefahrenen Auftragseingang abzuarbeiten. Nach der bereits vor seiner Ankunft bei ABB durchgeführten Dezentralisierung liege es zudem an den einzelnen operativen Einheiten, Massnahmen zur Kostensenkung zu definieren. Gleichzeitig wollte er aber keine Massnahmen ausschliessen.
Das Ergebnis im ersten Quartal blieb nicht ohne Spuren der Corona-Krise. «Die Covid-19-Pandemie hat unser Ergebnis im ersten Quartal belastet und in allen Geschäftsbereichen den Umsatz und die operativen Margen beeinträchtigt», so Rosengren. Der Auftragseingang wird aber als «angesichts der Pandemie robust» bezeichnet.
Dieser reduzierte sich um 4 Prozent auf 7,35 Milliarden US-Dollar, wogegen bereinigt um Währungs- und Portfolioeffekte ein kleines Plus von 1 Prozent resultierte. Dazu trugen insbesondere die beiden Divisionen Industrieautomation und Antriebstechnik bei. Diese hätten dabei von «bedeutenden Grossaufträgen» profitiert. Regional gesehen schnitten Europa und Amerika besser ab als die Region Asien, Naher Osten und Afrika. Der Umsatz nahm auf bereinigter Basis um 7 Prozent auf 6,22 Milliarden ab.
Alle Divisionen mit Margenrückgang
Unter den geringeren Volumina haben die operativen Gewinnmargen wie schon anlässlich der Gewinnwarnung von Ende März angekündigt in allen Geschäftsbereichen gelitten. Der operative Gewinn auf Stufe EBITA reduzierte sich um 17 Prozent auf 636 Millionen Dollar und die entsprechende Marge um 100 Basispunkte auf 10,2 Prozent.
Der Reingewinn aus dem fortgeführten Geschäft von 326 Millionen lag um 21 Prozent unter dem Vorjahreswert. Insgesamt hat aber ABB die Erwartungen der Analysten auf der ganzen Linie übertroffen.
Am Ziel, die Sparte Stromnetze bis Ende des zweiten Quartals abzuschliessen, hält ABB ebenso fest, wie an der Absicht, mit dem Nettoerlös aus der Transaktion Aktien zurückzukaufen. Dieses Aktienrückkaufprogramm soll auf «effiziente und verantwortungsvolle Weise unter Berücksichtigung der vorherrschenden Umstände» durchgeführt werden.
An der Börse wurden die Nachrichten mit Applaus aufgenommen. Die Aktien standen zu Handelsende um gut 5 Prozent höher bei 18,29 Franken.(awp/mc/ps)