ABB-CEO Ulrich Spiesshofer. (Foto: ABB)
Zürich – Der Industriekonzern ABB hat im zweiten Quartal 2016 die Tendenz aus dem ersten Jahresviertel fortgesetzt. So gingen Auftragseingang und Umsatz erneut zurück, wogegen die operativen Margen weiter verbessert wurden. Alle vier Divisionen liegen mit der Marge dank der anhaltenden Kostensenkungen nun wieder im angestrebten Zielbereich, auch die unter strategischer Beobachtung stehende Division Power Grids. Im gewohnt vorsichtigen Ausblick wird neu die Abstimmung zum Brexit als zusätzliches Erschwernis erwähnt. An der Börse gefällt vor allem die Steigerung der Marge.
Der Auftragseingang ging bereinigt um Währungs- und Konsolidierungseinflüsse um 5% zurück, er lag damit bei 8,32 Mrd USD. Die Basisaufträge blieben dabei stabil, wogegen die Grossaufträge deutlich nachgaben. Der Rückgang im Auftragseingang sei auf zeitliche Effekte bei der Vergabe von Grossaufträgen zurückzuführen, teilte ABB am Donnerstag mit. Solche seien teilweise auf das dritte Quartal verschoben worden, sagte CEO Ulrich Spiesshofer an einer Telefonkonferenz. Der Umsatz reduzierte sich gegenüber dem Vorjahresquartal um 5% auf 8,68 Mrd USD, während sich auf bereinigter Basis ein Minus von 2% ergab.
Prozessindustrie bleibt schwach
Spiesshofer bezeichnete den Auftragseingang vor allem mit Blick auf die Basisaufträge und den Umsatz als «mehr oder weniger stabil». Er verwies darauf, dass ABB in Segmenten wie Food&Beverage, Automobilindustrie, in Europa insgesamt oder auch in den BRIC-Staaten gutes Wachstum verzeichne. Damit soll die Schwäche in den Prozessindustrien möglichst ausgeglichen werden. «Wir wollen das Momentum dort bewahren, wo wir wachsen», sagte er.
Von den verschiedenen Kundensegmenten blieben Versorgungsunternehmen weiter zurückhaltend, mit vereinzelten Investitionen zur Integration von erneuerbaren Energien oder in die Versorgungssicherheit. Die Automobilbranche und die Konsumgüterindustrie haben die Nachfrage dagegen auch im zweiten Quartal gestützt. Die Nachfrage in der Prozessindustrie mit den Kunden aus der Öl- und Gasbranche blieb verhalten und der Transport- und Infrastrukturmarkt uneinheitlich. Die Prozessindustrie verzeichnet laut Spiesshofer «massiven Gegenwind», was sich auch demnächst kaum ändern dürfte.
Margenverbesserung erfreut die Investoren
Die Analysten zeigten sich vor allem von der Margenentwicklung erfreut und hier hat ABB einen weiteren Sprung gemacht. So stieg der operative EBITA um 5% auf 1,11 Mrd USD (LW +7%) und die entsprechende Marge um 100 Basispunkte auf 12,7%. Die Verbesserung sei hauptsächlich auf Nettoeinsparungen zurückzuführen, hiess es.
Zudem stützten der Turnaround in der Division Stromnetze, die Verbesserungen in der Division Elektrifizierungsprodukte sowie die fortlaufenden Produktivitäts- und Kostensenkungsmassnahmen. Spiesshofer bekräftigte das Ziel, dass durch das White Collar-Programm bis Ende Jahr 400 Mio an Einsparungen erreicht werden.
Die Restrukturierungskosten und restrukturierungsnahen Aufwendungen in der Höhe von 367 Mio USD belasteten indes den Reingewinn, welcher um knapp einen Drittel auf 406 Mio zurückfiel.
Zum weiteren Verlauf des Geschäftsjahres erklärte Spiesshofer, dass ABB in einer mit den «jüngsten Ereignissen» und dem Brexit sehr schwierigen Welt weiterhin «auf Sicht» fliegen müsse. In der Öl- und Gasindustrie dürfte vor allem der Upstream-Bereich, also das Fördergeschäft, schwach bleiben, ebenso das Minengeschäft. Der Brexit habe die Erwartungen für Europa insgesamt gedämpft und zu Unsicherheiten im Land selber geführt. Dies und die Ereignisse in der Türkei und in Frankreich seien Beweis für die derzeit sehr unsichere und volatile Welt. Optimistisch stimmt ihn dafür der starke Anstieg des Bestellungseingangs in China.
Aktie legt zu
An der Börse wurde vor allem die Kostendisziplin und damit die Margenverbesserung gelobt. Der Titel schloss den Handel in einem leicht schwächeren Gesamtmarkt um 2,2% höher bei 20,52 CHF. (awp/mc/upd/pg)