ABB-CEO Ulrich Spiesshofer. (Foto: ABB)
Zürich – Der Industriekonzern ABB hat im dritten Quartal 2014 vor allem dank verschiedener Grossaufträge den Bestellungseingang gegenüber dem Vorjahr klar gesteigert. Entsprechend dem geringeren Auftragsbestand zu Jahresbeginn ging der Umsatz dagegen etwas zurück. Wegen dieses Rückgangs und weiter belastet von der schwächelnden Division Energietechniksysteme, welche immerhin mit einer schwarzen Null knapp in die Gewinnzone zurückgekehrt ist, waren auch die Gewinnziffern rückläufig. Im kurzfristigen Ausblick sieht ABB ein uneinheitliches Szenario mit zunehmenden Unsicherheiten.
Der Auftragseingang stieg im dritten Quartal um 24% auf 11,23 Mrd USD, entsprechend einem Plus von 28% auf vergleichbarer Basis (organisch). Der Umsatz ging dagegen um 7% auf 9,82 Mrd USD (org. -4%) zurück. Somit hat das Wachstumstempo im Vergleich zum zweiten Quartal mit Blick auf den Umsatz (organisch -1%) wieder etwas abgenommen, wohingegen die Dynamik im Auftragseingang (org. +13%) wieder stärker ausgefallen ist. Der Umsatzrückgang der beiden Energie-Divisionen und der Division Prozessautomation habe das Wachstum der beiden Divisionen Industrieautomation und Antriebe sowie Niederspannungsprodukte mehr als aufgehoben, teilt ABB am Mittwoch mit.
Mehr Aufträge in allen Regionen
Die Nachfrage nach Stromverteilungssystemen durch Versorgungskunden sei im dritten Quartal stabil geblieben, während im Stromübertragungssektor weiterhin selektiv investiert worden sei. Die Industrienachfrage sei je nach Region und Absatzmarkt unterschiedlich ausgefallen. Einen positiven Trend hätten Sektoren wie die Öl- und Gasindustrie sowie die allgemeine Industrie aufgewiesen, wogegen die Nachfrage im Bergbaugeschäft auf tiefem Niveau stabil geblieben sei. Insgesamt hätten alle Regionen einen kräftigen Auftragszuwachs erreicht.
Der Grossteil des Bestellungsanstiegs resultierte aus verbesserten Grossaufträgen. Diese machten im Berichtsquartal 25% des gesamten Auftragseingangs aus, verglichen mit 9% im Vorjahr. Die Basisaufträge verbesserten sich um 3% (+5% auf Vergleichsbasis). Gründe hierfür waren die lebhaftere Nachfrage in einigen frühzyklischen Produktgeschäften von ABB, wie Kabelzubehör und Niederspannungsmotoren, sowie die Wachstumsinitiativen in zahlreichen Geschäftsfeldern, Produktgruppen und Regionen. Auch die Service-Aufträge wuchsen um 10% und erreichten einen Anteil am Auftragseingang von 15%. CEO Ulirch Spiesshofer wird in der Mitteilung folgendermassen zitiert: «Es stimmt mich zuversichtlich, dass wir attraktive Grossprojekte gewonnen haben und die Basisaufträge im fünften Quartal in Folge gestiegen sind.»
Mit Division Power Systems auf Kurs
Der operative EBITDA verringerte sich um 13% auf 1,42 Mrd und die entsprechende Marge auf 14,3 von 15,7% im Vorjahresquartal. Grund für den Margenrückgang waren die geringeren Umsätze sowie das Ergebnis der Division Energietechniksysteme, welche im abgelaufenen Quartal ein ausgeglichenes Ergebnis erreicht hat. In dieser Division seien «wichtige Meilensteine in der Projektabwicklung» erreicht, die Risiken weiter reduziert und ein neues Geschäftsmodell für Offshore-Windanlagen eingeführt worden. Insgesamt sieht sich ABB bei der Umsetzung des Turnarounds und dem Kostensenkungsprogramm in dieser Division auf Kurs.
Der Reingewinn schliesslich sank um 12% auf 734 Mio USD und der Cashflow aus Geschäftstätigkeit um 6% auf 1,17 Mrd. Im Reinergebnis sind 145 Mio USD aus Nachsteuergewinnen durch Veräusserungen enthalten sowie negative Effekte im Zusammenhang mit Wechselkursen und Rohstoffen in der Höhe von 76 Mio; im Vorjahr trug dieser Effekt noch 113 Mio zum Gewinn bei. Im Rahmen des im September gestarten Aktienrückkaufprogramms über 4 Mrd USD wurden im Berichtsquartal Aktien im Wert von rund 350 Mio zurückgekauft.
Im Ausblick auf die nähere Zukunft zeigt sich ABB gewohnt vage. Kurzfristig betrachtet würden makroökonomische und geopolitische Entwicklungen auf ein uneinheitliches Szenario mit zunehmenden Unsicherheiten hinweisen, so die Einschätzung. In den USA seien einige frühzyklische makroökonomische Signale weiter positiv und in China dürfte das Wachstum anhalten. Gleichzeitig würden die Märkte belastet durch das langsame Wachstum in Europa, die politischen Spannungen in verschiedenen Teilen der Welt und die Gesundheitssituation in Afrika. Der langfristige Ausblick für die Nachfrage nach ABB-Produkten bleibe jedoch eindeutig positiv.
An der Börse wurde vor allem der starke Auftragseingang hervorgehoben, der vorsichtigere Ausblick überraschte kaum. Die Aktie schloss am Mittwoch mit 2,5% im Plus, während der SMI 1,2% zulegte. (awp/mc/upd/ps)