ABB richtet Augenmerk nach solidem Zahlenset auf Coronavirus

ABB richtet Augenmerk nach solidem Zahlenset auf Coronavirus
(Bild: ABB)

Zürich – ABB hat im Geschäftsjahr 2019 angesichts des schwierigen Umfelds im Schlussquartal ein solides Ergebnis erzielt. Von der Börse kommt kräftiger Applaus. Der neue CEO Björn Rosengren sieht sich zu seinem Amtsantritt aber weniger mit Zahlen konfrontiert als mit den Folgen des Coronavirus.

Vor wenigen Tagen hat der mit vielen Vorschusslorbeeren bedachte Rosengren seine Arbeit bei ABB aufgenommen, ab 1. März wird er den Verwaltungsratspräsidenten Peter Voser bei dessen Interims-Aufgabe als CEO ablösen. Auf Rosengren wartet viel Arbeit, denn ABB befindet sich mit der vor gut einem Jahr angekündigten Neuausrichtung und dem Verkauf der Stromnetzsparte an Hitachi einmal mehr in einer Umbruchphase. Zudem wird von ihm erwartet, dass er eigene Ideen einbringt und das Portfolio weiter bereinigt.

Als erstes darf sich der neue Chef nun aber mit dem Coronavirus plagen. Denn für den Industriekonzern ist China der zweitwichtigste einzelne Markt weltweit, und der Ausbruch des Virus bringt daher grosse Herausforderungen mit sich. So wurde die Produktion in ganz China stillgelegt.

Produktion in China gänzlich eingestellt
«Seit Beginn dieser Woche sind alle Fabriken in China geschlossen», sagte Voser am Mittwoch an einer Telefonkonferenz zum Jahresabschluss. Vorläufig gilt dies für die laufende Woche, wann aber die Produktion wieder aufgenommen werden kann, ist noch offen. Zum Schutz der Mitarbeiter wurden verschiedene Massnahmen getroffen, wie etwa eine Wartefrist, bis sie nach einer Reise wieder an den Arbeitsplatz dürfen oder Reiserestriktionen. Rückführungen in die Herkunftsländer von ausländischen Mitarbeitern hat es bisher aber nicht gegeben.

Voser bezifferte die Zahl der Mitarbeiter in China auf rund 20’000. Im Gebiet von Wuhan, wo das Virus ausgebrochen ist, sind es allerdings lediglich etwa 100 Personen.

Der von ABB in China erzielte Anteil am Konzernumsatz liegt bei rund 15 Prozent des Jahresumsatzes von 2019, das entspricht gut 4 Milliarden US-Dollar. Die finanziellen Auswirkungen durch die Umstände im Zusammenhang mit dem Virus lassen sich derzeit noch nicht beziffern. «Einen Einfluss werden sie aber haben», so Voser.

Umsatz bewegt sich tendenziell seitwärts
Das am Mittwoch von ABB vorgelegte Jahresergebnis entsprach mehr oder weniger den Erwartungen der Analysten und widerspiegelt die derzeit schwierigen Bedingungen für einige Industriezweige wie etwa die Bereiche Automobil, Maschinenbau oder konventionelle Stromerzeugung. So bewegten sich der Umsatz und der Auftragseingang mit knapp 28 Milliarden bzw. gut 28 Milliarden US-Dollar tendenziell seitwärts, während der operative Gewinn auf gut 3 Milliarden leicht gesteigert wurde.

Der Reingewinn brach dagegen um rund einen Drittel auf etwas über 1,4 Milliarden Dollar ein. Dafür waren insbesondere Restrukturierungskosten, Kosten und Abgaben im Zusammenhang mit der Stromnetze-Transaktion und Belastungen aus dem geplanten Verkauf des Solarwechselrichtergeschäfts verantwortlich, was auch bereits zuvor kommuniziert und entsprechend erwartet wurde.

Im vierten Quartal allein ging der Umsatz auf vergleichbarer Basis um 2 Prozent auf 7,07 Milliarden US-Dollar zurück. Das Wachstumstempo hat damit im Schlussquartal ins Negative gedreht, nach einer leicht positiven Entwicklung im ersten Semester und einer immerhin stabilen im dritten Quartal. Am deutlichsten spürte die Division Robotik & Fertigungsautomation den konjunkturellen Gegenwind, die Division schrumpfte im Quartalsvergleich organisch um 11 Prozent. Dennoch war es insbesondere dieser Geschäftszweig von ABB, der die Finanzgemeinde am ehesten positiv überraschte.

Konkretere Prognosen als früher
Im Ausblick zeigte sich ABB einerseits zwar gewohnt vorsichtig. Andererseits gab Voser im Gegensatz zu früheren ABB-Chefs bereits einigermassen konkrete Prognosen ab. Der Umsatz im Gesamtjahr 2020 dürfte demnach stabil bleiben oder allenfalls leicht anziehen. Und auch für die operative Marge stellte Voser eine weitere Verbesserung in Aussicht. Allfällige Auswirkungen durch das Coronavirus sind hier allerdings nicht berücksichtigt.

An der Börse reagierte die Aktie von ABB bis Handelsschluss mit einem Plus von 4,8 Prozent. (awp/mc/pg)

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