Zürich – Der Industriekonzern ABB befindet sich einmal mehr in einer Umbauphase. Das für den Termin der Zahlenpublikation angekündigte Strategieupdate brachte allerdings wenig Neues und begeisterte kaum.
Anlass für die Neuausrichtung war der kurz vor Weihnachten bekanntgegebene und von verschiedenen Aktionären geforderte Verkauf der Stromnetzsparte an Hitachi. Bereits damals hatte ABB die künftige Struktur des Konzerns mit vier teils neu gebildeten Divisionen umrissen.
Im Wesentlichen umfasst der Neustart drei fundamentale Schritte. Nach dem Verkauf der Stromnetz-Sparte ist der zweite Schritt die Vereinfachung des Geschäftsmodels durch die Auflösung der bisherigen Matrixstruktur. Der dritte Schritt ist eine Neuorganisation der ABB in vier Divisionen, welche ab April 2019 gelten soll.
Spartenziele ohne Überraschungen
Für diese Sparten, nämlich Robotik & Fertigungsautomation, Antriebstechnik, Elektrifizierung sowie Industrieautomation hat ABB nun jeweils ein Zielband für die operative Marge (EBITA) formuliert. Allerdings weichen diese nicht gross voneinander ab und entsprechen in etwa den Vorgaben auf Konzernebene von 13 bis 16 Prozent. In Marktkreisen wurden die Ziele teils als wenig ambitiös bezeichnet.
CEO Ulrich Spiesshofer bestätigte am Donnerstag vor den Medien sein mit der Neuorganisation verbundenes Sparziel: Bis 2021 sollen die Kosten bei ABB um 500 Millionen US-Dollar sinken. 200 Millionen muss alleine die Konzernzentrale in Zürich-Oerlikon liefern.
Partnerschaft mit Dassault
Ebenfalls am Donnerstag kündigte ABB eine Software-Partnerschaft für digitale Industrien mit Dassault Systèmes an. Gemeinsam mit den Franzosen will ABB ein Portfolio an durchgängig digitalen Lösungen entwickeln und anbieten, kombiniert mit der eigenen Digital-Plattform Ability.
Mit der Neuausrichtung verbunden ist weiter die schrittweise Einführung eines neuen Betriebsmodells unter den Namen «ABB-OS». Es soll den Kunden die Orientierung erleichtern sowie die Agilität und die Profitabilität erhöhen. Verbunden ist dieses System mit der Auflösung der bisherigen Matrixstruktur. Die neue Organisation räumt dabei jedem Geschäftsbereich die volle unternehmerische Verantwortung ein.
Wachstum im Schlussquartal ordentlich
Mit den Zahlen für das Schlussquartal 2018 hat ABB eher besser abgeschnitten, als Analysten erwartet hatten. Auf vergleichbarer Basis – die veräusserte Stromnetzsparte wird nur noch unter der Rubrik «nicht weiter geführte Geschäfte» ausgewiesen – erhöhte sich der Auftragseingang gegenüber dem entsprechenden Quartal des Vorjahres um 7 Prozent auf 6,99 Milliarden US-Dollar und der Umsatz um 5 Prozent auf 7,40 Milliarden. Das Wachstumstempo aus dem dritten Quartal wurde damit knapp gehalten.
Der wegen zahlreicher Sondereffekte schwierig zu vergleichende operative Gewinn auf Stufe EBITA reduzierte sich um 10 Prozent auf 584 Millionen und der Reingewinn um 19 Prozent auf 317 Millionen Dollar zurückgebildet. Die Dividende soll dennoch auf 0,80 von 0,78 Franken je Aktie erhöht werden.
Auf das gesamte Jahr 2018 betrachtet stieg der Umsatz von ABB um 4 Prozent auf 27,66 Milliarden Dollar, während der Konzerngewinn um 2 Prozent auf 2,21 Milliarden abnahm.
Aktie gibt nach
An der Börse lösten die Neuigkeiten wenig Begeisterung aus. Die Aktie verlor 2,4 Prozent. (awp/mc/pg)