ABB steigert Gewinn im zweiten Quartal klar
Zürich – ABB ist mit hohem Tempo unterwegs – dem Konjunkturabschwung zum Trotz. Auch im zweiten Quartal 2023 legte der Umsatz zweistellig zu, während die Marge deutlich verbessert wurde. In der Folge hat das Unternehmen die Prognosen für 2023 erhöht.
Von April bis Juni setzte der Konzern 8,16 Milliarden US-Dollar um, das sind 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei stützt sich der Hersteller von Industrierobotern, E-Auto-Ladestationen oder Automationslösungen auf seinen rekordhohen Auftragsbestand.
Wie ABB-Chef Björn Rosengren am Donnerstag erklärte, türmten sich zur Jahresmitte Bestellungen im Wert von 21,9 Milliarden Dollar in den Büchern. «Wir werden in den nächsten zwölf Monaten voll damit beschäftigt sein, diesen abzuarbeiten», sagte er.
Mehr Bestellungen als Umsatz
Doch ABB lebt nicht nur vom hohem Auftragsbestand. Der Fokus auf Automatisierungs- und Energietechnik bringt dem Konzern dank der stark wachsenden Nachfrage nach Energieeffizienz immer noch mehr Aufträge ein, als abgearbeitet werden können.
Der Auftragseingang, also die Basis des künftigen Umsatzes, lag im zweiten Quartal bei 8,67 Milliarden Dollar. Damit kamen pro umgesetztem Franken neue Aufträge im Wert von 1,06 Franken rein.
Der Wermutstropfen: Die Bestellungen sind im Jahresvergleich weiter leicht (-2%) zurückgegangen. Gerade die Aufträge aus China sanken um relativ deutliche 9 Prozent. Das lag laut Rosengren an einer schwachen Bautätigkeit sowie an Kunden, die lieber ihre Lagerbestände senken, bevor sie neu bestellen.
Doch der Rückgang in China sei durch eine sehr positive Entwicklung in Indien mehr als ausgeglichen worden. «Da findet gerade ein gewisse Verlagerung bei unseren Kunden statt», sagte Rosengren. Denn Indien investiere viel in die Infrastruktur und in die Digitalisierung.
Hoher Profit dank vollen Anlagen
Weil ABB mit Volldampf seinen Auftragsbestand abarbeitet, stehen auch kaum Anlagen still. Mit der hohen Auslastung stieg auch die Profitabilität deutlich.
Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und gewissen Abschreibungen (EBITA) legte in der Folge überproportional um 25 Prozent auf 1,43 Milliarden Dollar zu. Die entsprechende Marge schwoll um zwei volle Prozentpunkte auf 17,5 Prozent an.
Die Kosteninflation ist offenbar kein Problem für ABB: Laut CEO Rosengren machten Preiserhöhungen um 5 Prozent diese Effekte mehr als wett. Und der IT-Sicherheitsvorfall von Mai – ABB war das Opfer von Hackern geworden – habe «keine materiellen finanziellen Folgen» gehabt.
Der Reingewinn schnellte gar auf 906 Millionen hoch nach 379 Millionen im Vorjahr. Seinerzeit hatten der Ausstieg aus einem alten Projekt und der Rückzug aus Russland hohe Sonderkosten verursacht.
Prognose «geschärft»
Die jüngsten Resultate würden es ABB erlauben, die Margenerwartungen für das laufende Jahr «zu schärfen», sagte Rosengren weiter. Trotz der Unsicherheit am Markt rechne der Konzern nun mit einer EBITA-Marge von mehr als 16 Prozent.
Bis anhin hatte ABB eine Marge über dem Niveau von 2022 (15,3%) versprochen. Der vergleichbare Umsatz werde in diesem Jahr zudem um mindestens 10 Prozent wachsen, hiess es.
Von der Börse gab es Applaus. Die ABB-Aktien schlossen 3,4 Prozent höher bei 34,58 Franken. (awp/mc/ps)