ABB-CEO Joe Hogan.
Zürich – Der Energie- und Automationstechnikkonzern ABB hat im ersten Quartal 2012 Umsatz und Auftragseingang gegenüber dem Vorjahr gesteigert und auch der Konzerngewinn legte leicht zu. Dagegen waren der Betriebsgewinn EBITDA und die Marge rückläufig, entsprechend der Ankündigung von ABB im vergangenen Februar, wonach die Margen im ersten Jahresviertel wegen des ungünstigen Produktemix tiefer ausfallen dürften. Im Ausblick zeigt sich das Unternehmen gewohnt vorsichtig.
Der Umsatz stieg um 6% auf 8,91 Mrd USD (Lokalwährungen +8%). Der Auftragseingang lag mit 10,37 Mrd minimal über dem Vorjahresquartal (LW +2%). Der Auftragsbestand erreichte per Ende März 29,91 Mrd USD und lag damit knapp 9% über dem Stand von Ende Dezember.
Schwaches Wachstum in China und Südeuropa
Gründe für das leichte Wachstum des Auftragseingangs seien vor allem Investitionen von Stromversorgern in Energieverteilungsausrüstung sowie die Industrienachfrage nach Automationslösungen zur Steigerung der Produktivität, teilte ABB am Mittwoch mit. Dabei sei die Nachfragesituation von grossen Unterschieden zwischen den Geschäftsbereichen und Regionen geprägt gewesen. Am schwächsten fiel das Wachstum in China und Südeuropa aus. Zweistellig legte der Auftragseingang in den Divisionen Energietechnikprodukte sowie Industrieautomation und Antriebe zu, bei letzterer auch dank der Übernahme von Baldor. Die Division Energietechniksysteme verzeichnete ein Plus von 3%, dies bei anhaltender Nachfrage seitens Versorgungs- und Prozessindustriekunden. Die unsichere Lage insbesondere in Europa sorge indes im Energieübertragungssektor weiterhin für Zurückhaltung bei Investitionen in Grossprojekte.
Umsatz steigt in allen Divisionen
Die Division Prozessautomation verzeichnete einen stagnierenden Auftragseingang, wobei sich das Nachfragewachstum in Sektoren wie der Öl- und Gasindustrie, dem Bergbau oder der Schifffahrtindustrie robust gezeigt habe. In der Division Niederspannungsprodukte gab der Auftragseingang um 3% nach, vor allem wegen der schwachen kurzfristigen Konjunkturzyklen in mehreren wichtigen lokalen Märkten dieser Division. Die Basisaufträge bis 15 Mio USD verzeichneten einen Anstieg der Bestellungen um 4% (organisch +2%) während die Grossaufträge um 11% rückläufig waren und noch 14% am Auftragseingang ausmachten. Der Umsatz legte in allen Divisionen wegen der Abwicklung von Projekten aus dem Auftragsbestand zu. Das Service-Geschäft verzeichnete ein Umsatzplus von 12% und erreicht mittlerweile einen Anteil am Gesamtumsatz von 17%.
Marge wie angesagt rückläufig
Der Konzern-EBIT erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 3% auf 1,05 Mrd USD, während die EBIT-Marge auf 11,8 von 12,1% zurückging. Der EBITDA sank um 7% auf 1,23 Mrd und die entsprechende Marge auf 13,9 von 15,7%. Der tiefere EBITDA sei auf die Lieferung von Produkten und die Ausführung von Projekten mit niedrigeren Margen aus dem Bestand zurückzuführen. Hier habe sich vor allem das schwache Preisumfeld im Energietechnikbereich niedergeschlagen. Eine weitere Ursache sei der geringe Anteil an frühzyklischen Produkten mit den üblicherweise höheren Margen, was vor allem auf einige grosse Märkte wie Asien oder Europa zugetroffen habe. Über die Hälfte des Margenrückgangs hänge mit dem schwierigen Umfeld in China zusammen und dort vor allem im Bau- und Transportsektor.
Ergebnis am oberen Ende der Erwartungen
Im Rahmen der andauernden Kostensenkungsinitiative sind Einsparungen von rund 260 Mio USD erreicht worden, wovon rund 60% aus optimiertem Einkauf. Die Kosten im Zusammenhang mit den Einsparungen lagen bei rund 20 Mio USD. Der Reingewinn zog um 5% auf 685 Mio USD an. Damit hat ABB eher am oberen Ende der Erwartungen der Analysten abgeschnitten. Der AWP-Konsens für den Auftragseingang lag bei 10’151 Mio USD, für den Umsatz bei 8’809 Mio USD, für den EBIT bei 1’026 Mio USD und für den Reingewinn bei 684 Mio USD. Die Netto-Barmittel per Ende des ersten Quartals lagen bei 1,4 Mrd USD, nach 1,8 Mrd USD Ende 2011.
Für 2012 weiteres Umsatzwachstum erwartet
Der langfristige Ausblick bleibt nach Ansicht des Unternehmens positiv. Das Management geht davon aus, dass die Nachfrage im restlichen Jahresverlauf 2012 zahlreiche Möglichkeiten für profitables Wachstum bieten wird und bestätigt die langfristigen Ziele auf Konzern- und Divisionsebene. Die anhaltende makroökonomische Volatilität mache es indes herausfordernder, kurzfristige Prognosen zu treffen. Zuletzt habe sich die Rentabilität des Unternehmens in verschiedenen Geschäftsfeldern verbessert.
So geht ABB für 2012 in den frühzyklischen Geschäftsfeldern von einem Umsatz auf dem Niveau von 2011 oder einem Wachstum im tiefen einstelligen Prozentbereich aus. Für mittel- bis spätzyklische Geschäftsbereiche wird mit weiterem Umsatzwachstum gerechnet. Der Preisdruck in Teilen der Energietechnik werde voraussichtlich anhalten, was durch anhaltende Kosten- und Produktivitätsverbesserungen ausgeglichen werden soll. (awp/mc/upd/ps)