Zürich – Der Industriekonzern ABB konnte trotz Gegenwind in einigen Märkten und Sektoren im zweiten Quartal Auftragseingang und Umsatz steigern. Der Gewinn war durch Sonderfaktoren wie dem Verkauf von Bereichen und der laufenden Reorganisation belastet. Der Ausblick fällt etwas vorsichtiger aus.
«Wir konnten trotz des Gegenwindes in einigen Märkten und Marksegmenten solides Wachstum erreichen», sagte Peter Voser, Verwaltungsratspräsident und CEO am Donnerstag an einer Telefonkonferenz. «Die Ausgliederung der Stromnetzsparte ist auf Kurs und wird wie angekündigt im Frühjahr 2020 abgeschlossen.» Auch bei der Integration von GE Industrial Solutions sei man im Plan.
Der Auftragseingang legte im Quartal um 4 Prozent auf 7,40 Milliarden US-Dollar zu und der Umsatz um 7 Prozent auf 7,17 Milliarden. Auf vergleichbarer Basis – ohne Portfolio- und Währungseffekte – stiegen die Aufträge um 1 Prozent und der Umsatz um 2 Prozent.
Abschwächung bei Robotik & Fertigungsautomation
Dabei schwächte sich der Umsatz in der Division Robotik & Fertigungsautomation ab. Hier hat sich insbesondere der Abschwung in der Automobilindustrie und im Maschinenbau bemerkbar gemacht. Dies wurde aber durch das Umsatzplus in den Geschäftsbereichen Elektrifizierung, Industrieautomation und Antriebstechnik kompensiert, wie es weiter hiess.
Nach Regionen betrachtet zeigte sich ebenfalls ein gemischtes Bild. In Europa blieb der Auftragseingang stabil und auf dem amerikanischen Kontinent verbesserten sich die Aufträge um 7 Prozent. Asien, Naher Osten und Afrika (AMEA) wies ein Minus von 3 Prozent aus. Hier legte Indien zu, während etwa China einen Rückgang bei den Ordern verbuchte.
Tieferer EBITA
Der operative Gewinn vor Abschreibungen (EBITA) ging um 4 Prozent auf 825 Millionen US-Dollar zurück und die entsprechende Marge sank auf 11,5 von zuvor 12,6 Prozent. Der Wert wurde unter anderem vom Einfluss der Integration der von GE übernommenen Sparte Industrial Solutions oder von den sogenannten «Stranded Costs» gedrückt. Dies sind laut ABB die vom Konzern für die Division Stromnetze erbrachten Dienstleistungen, die aber nicht die Kriterien für eine Bilanzierung als nichtfortgeführte Aktivitäten erfüllen.
Das Konzernergebnis lag mit 64 Millionen Dollar rund 90 Prozent tiefer als im Vorjahr. ABB hat aus dem Verkauf des Solarwechselrichtergeschäfts eine Belastung von 455 Millionen verbucht. Die Belastungen würden sich nicht wiederholen, betonte Finanzchef Timo Ihamuotila. Der Konzerngewinn aus nicht fortgeführten Aktivitäten betrug 142 Millionen.
Fortschritte bei Restrukturierung
«Wir werden das was wir angekündigt haben, auch umsetzen können», sagte Voser mit Blick auf die laufende Restrukturierung. Bei der Ausgliederung des Stromnetzgeschäfts, der Integration von GE Industrial Solutions (GEIS) und der Einführung des neuen Betriebsmodells seien Fortschritte gemacht worden und man liege im Plan. Das Kostensparziel von 150 bis 200 Millionen Dollar im laufenden Jahr soll erfüllt werden. Auch das Einsparungsziel von insgesamt 500 Millionen durch die Neuausrichtung bis 2021 wurde bestätigt.
Moderates Wachstum erwartet
Mit Blick nach vorne bleibt ABB weiter vorsichtig. Beim Umsatz auf vergleichbarer Basis wird 2019 ein moderates Umsatzwachstum erwartet, wie es hiess. Beim Betriebsergebnis wird mit einer Verbesserung der Marge gerechnet.
Die makroökonomischen Zeichen seien für Europa und China uneinheitlich, während sich das Wachstum in den USA nachhaltiger darstelle. Die Absatzmärkte von ABB würden sich robust zeigen, wobei auf einigen Märkten Gegenwind herrsche, insbesondere in der Fertigungsindustrie. Zudem wird mit Einflüssen durch den Ölpreis und Währungen gerechnet.
Die Analysten sahen ihre Schätzungen erfüllt bis leicht übertroffen. Der Ausblick wird jedoch als «etwas vorsichtiger» gewertet. Die ABB-Aktien sanken bis Börsenschluss um 2,1 Prozent auf 18,56 Franken. (awp/mc/ps)