ABB-CEO Ulrich Spiesshofer. (Foto: ABB)
Zürich – Der Industriekonzern ABB treibt den Konzernumbau voran und nimmt eine Neuausrichtung des Bereiches Energietechnik vor. Gleichzeitig wird die Sparschraube angezogen: Eine Milliarde Franken soll bis Ende 2017 beim Personal eingespart werden. Anlässlich des Capital Markets Day bekräftigte ABB zudem die Finanzziele. Einzig das Wachstum soll etwas tiefer ausfallen.
Die erste Stufe der vor einem Jahr lancierten «Next-Level-Strategie» sei sehr erfolgreich gewesen, erklärte CEO Ulrich Spiesshofer am Mittwoch an einer Telefonkonferenz. Nun starte die zweite Stufe mit einer Neuausrichtung der Divisionen. Damit wolle ABB zu den besten Wettbewerbern aufschliessen.
Vier statt fünf Divisionen
Konkret wird ABB ab Anfang 2016 über vier statt bisher fünf Divisionen verfügen. Die drei Energie-Divisionen Niederspannungsprodukte, Energietechnikprodukte und Energietechniksysteme gehen in den zwei neu geschaffenen Bereichen «Stromnetze» und «Elektrifizierungsprodukte» auf.
Erstere wird sich auf «Energieversorgung und Automation für das Netz» spezialisieren und beschäftigt rund 39’000 Mitarbeiter. Sie erzielte 2014 pro forma einen Umsatz von 12,6 Mrd USD, der EBITA lag bei 600 Mio und die Marge bei 4,7%. Leiter von «Stromnetze» wird Claudio Facchin, derzeit verantwortlich für die Energietechniksysteme.
Bei «Elektrifizierungsprodukte» werden die Nieder- und Mittelspannungsprodukte von ABB kombiniert. Die Division schrieb 2014 pro forma einen Umsatz von 10,6 Mrd USD, ein EBITA von 1,7 Mrd und eine Marge von 16,3%, die Zahl der Beschäftigten lag bei etwa 42’000. Leiten wird die neue Division Tarak Mehta, gegenwärtig Chef der Niederspannungsprodukte.
Strategische Überprüfung
«Gleichzeitig haben wir damit begonnen, das Portfolio der Division Stromnetze einer strategischen Überprüfung zu unterziehen», kündigte Spiesshofer an. «Wir werde alles anschauen, und keine Option ist ausgeschlossen», so der ABB-Lenker. Mit dem Abschluss der Arbeiten rechnet er bis Ende 2016.
Verkäufe oder eine Aufspaltung schloss Spiesshofer aber aus. Der neue ABB-Grossaktionär Cevian Capital hat bisher offenbar keine Forderungen an die Firmenspitze des Industriekonzerns gestellt. «Bisher hören sie uns nur zu», erklärte der ABB-Chef.
Zuletzt waren immer wieder Spekulationen laut geworden, der neue Grossaktionär fordere von ABB die Fokussierung auf das Automationsgeschäft und den Verkauf des Stromgeschäfts. «Bei ABB bleiben Energietechnik und Automatisierung zusammen», sagte Spiesshofer.
Sparen bei den Angestellten
Bis Ende 2017 will ABB ferner bei den Angestellten 1 Mrd USD einsparen. Vor allem die Zentrale in Zürich-Oerlikon wird betroffen sein. Die Kosten des Programms betragen rund 1,2 Mrd USD, davon fallen 300 bis 600 Mio noch im laufenden Jahr an. ABB hat bereits ein Sparprogramm am Laufen: Jährlich sollen 3% bis 5% der Umsatzkosten eingespart werden.
Darüber hinaus soll die Verbesserung des Umlaufvermögens mindestens 2 Mrd USD an Barmitteln freisetzen. Diese sollen in «hochrentable» Investitionen, in Forschung und Entwicklung, beziehungsweise in gezielte Akquisitionen oder Gewinnausschüttungen an die Aktionäre fliessen. Das laufende Aktienrückkaufprogramm über 4 Mrd USD werde fortgesetzt, und ABB sei zudem bereit, wieder wertsteigernde Akquisitionen zu erwägen.
Wachstumsprognose gesenkt
Senken musste ABB derweil die Umsatzprognose. Bis 2020 geht das Unternehmen nun von einem Umsatzplus von je 3-6% aus. Bisher rechnete ABB mit Wachstumsraten von jährlich 4-7%. Die übrigen Ziele wurden bekräftigt: Die operative Rendite (EBITA) soll nach wie vor 11-16% erreichen, und der Gewinn je Aktie soll jährlich im Schnitt um 10 bis 15% zulegen.
Weniger stark als erwartet wachsen wird ABB auch deshalb, weil die Ölpreise weiter tief sind, die Weltwirtschaft nur gering wächst und die Konjunktur in den Schwellenländern – insbesondere in China – schwächelt.
Die ABB-Aktien gaben am Ende um 0,1% leicht nach und waren damit die einzigen Blue Chips-Titel, die am Mittwoch in einem sehr freundlichen Gesamtmarkt (SMI: +1,27%) Kursverluste erlitten. Marktteilnehmer verweisen auf die starken Avancen vom Vortag (+3,2%), befeuert von Spekulationen über eine Aufspaltung oder weitere Aktienrückkaufe. Beides sei nun nicht eingetroffen. (awp/mc/upd/ps)