Winterthur – Nach einem corona-bedingten Rückgang ist in der Schweiz die letzten Monate wieder mehr Bier verkauft worden. Zu schaffen machen den Bierbrauern nun aber die hohen Energiepreise und Schwierigkeiten beim Einkauf von Flaschen und Rohstoffen.
«Die wirtschaftliche Lage der Brauereien ist äusserst angespannt», sagte Nicolo Paganini, Präsident des Schweizer Brauerei-Verbands (SBV) am Dienstag an einer Medienkonferenz. Da der Brauprozess äusserts energieintensiv ist, schlagen die gestiegenen Elektrizitäts- und Gaskosten auf die Rentabilität der Bierproduzenten durch.
Schwierig ist die Situation aber auch bei der Beschaffung der Verpackungen und bei diversen Rohstoffen: So sind beispielsweise die Preise für Flaschen markant gestiegen. Oder für Kohlensäure, die bei der Bierproduktion und im Vertrieb eine wichtige Rolle spielt.
Dazu kommen Schwierigkeiten bei der Verfügbarkeit der Rohstoffe und des Verpackungsmaterials sowie bei der Logistik. Das führt zwangsläufig dazu, dass das Bier teurer wird. «Verschiedene Anbieter haben Preiserhöhungen angekündigt oder bereits umgesetzt», sagte SBV-Direktor Marcel Kreber vor den Medien in Winterthur. Wie hoch diese Preiserhöhungen ausfallen dürften, dazu machte Kreber aber keine Angaben.
Das Bundesamt für Statistik weist derweil im Landesindex der Konsumentenpreise für im Laden verkauftes Bier aktuell einen Preisanstieg um 6,8 Prozent innerhalb der letzten zwölf Monate aus. Und auch in Medienberichten der vergangenen Monate werden von Brauereien Preisaufschläge von fünf bis zehn Prozent genannt.
Bierabsatz wieder höher
Ob die steigenden Preise den Bierkonsum dämpfen werden, wird die Zukunft weisen. Im Braujahr 2021/22 ist der Bierabsatz der Schweizer Brauereien jedenfalls, anders als in den beiden Jahren davor, erstmals wieder gestiegen. Insgesamt haben die Schweizer Produzenten mit 3,64 Millionen Hektolitern 9 Prozent mehr verkauft als im Vorjahr, wie der SBV mitteilte.
Der höhere Absatz sei verzeichnet worden, obschon die ersten Monate des Braujahres noch immer von Restriktionen der Corona-Pandemie geprägt waren, so der Verband. Konkret sind diverse Einschränkungen in der Gastronomie bekanntlich erst Mitte Februar 2022 aufgehoben worden. Für Brauereien beginnt das Jahr traditionellerweise am 1. Oktober und endet im Herbst des darauf folgenden Jahres.
Total, das heisst importierte Biere mitgerechnet, wurden in der Schweiz von Oktober 21 bis September 22 knapp 4,69 Millionen Hektoliter konsumiert. Dies entspricht gegenüber dem Jahr 2020/21 einem Plus von 6 Prozent.
Vor-Corona-Niveau noch nicht erreicht
Ganz auf dem Niveau von vor der Pandemie ist die Branche damit aber noch nicht. So wurden im Braujahr 2018/19 4,74 Millionen Hektoliter Bier abgesetzt, also rund 5 Millionen Liter mehr als jüngst. «Bis das Niveau vor Corona erreicht wird, dürfte also noch eine Zeit dauern», sagte SBV-Direktor Kreber. «Die Zeichen dafür stehen allerdings nicht schlecht.»
Den Grund für die Erholung des Bierabsatzes sehen die Brauereien neben dem Ende der pandemiebedingten Restriktionen auch im sonnenreichen und regenarmen Wetter in den Frühlings- und Sommermonaten. Gestiegen ist im vergangenen Jahr auch der Anteil des im Inland gebrauten Biers. Er betrug 77,6 Prozent.
Weitergezogen hat sich auch der Boom der alkoholfreien Biere: Deren Absatz ist 2021/22 erneut um 20,6 Prozent gestiegen. Mittlerweile beträgt der Marktanteil der alkoholfreien Biere in der Schweiz gemäss SBV Brauerei-Verband 5,7 Prozent. Und man rechnet damit, dass er weiter steigen und in den nächsten fünf Jahren auf zehn Prozent klettern wird, wie Kreber ausführte. (awp/mc/ps)