Accenture Top500-Studie: Schweizer Unternehmen sind im europäischen Vergleich besser durch die Krise gekommen
Zürich – Schweizer Unternehmen sind im Vergleich zu ihren Wettbewerbern in Europa besser durch die Krise gekommen. Bereits im Jahr 2019 befanden sie sich in einer vergleichsweise starken Wettbewerbsposition und es gelang ihnen, die Eigenkapitalrendite sowie den Betriebsgewinn während der Pandemie im europäischen Vergleich zu steigern. Zu diesem Schluss kommt die von Accenture Schweiz veröffentlichte Studie «Switzerland’s Top500 – Gipfel in Sicht». Geht ein Unternehmen gestärkt in eine Krise hinein, kommt es auch erfolgreicher wieder aus ihr heraus. Der Report zeigt die Merkmale für eben diesen unternehmerischen Erfolg.
Die jährliche Publikation «Switzerland’s Top500» von Accenture beschäftigt sich mit den Mechanismen und Strategien der erfolgreichsten Unternehmen der Schweiz. Sie analysiert, welche Faktoren den Erfolg in einem immer anspruchsvolleren, globalen, wirtschaftlichen Umfeld ausmachen. Hierfür wurden über 200 Schweizer und europäische Unternehmen aus insgesamt zehn Branchen untersucht.
Die Ergebnisse zeigen bereits für das Jahr vor der Pandemie eine verlangsamte Umsatzentwicklung über alle Industrien hinweg. Im Vergleich: Durchschnittliche 3,5 Prozent Umsatzsteigerung in den vorangegangenen fünf Jahren und kein Wachstum im Jahr 2019. Allerdings lassen sich die Gewinnmargen verschiedener Branchen differenzierter betrachten. In Chemie, Pharma und im Gesundheitswesen lagen die Profitmargen vor der Pandemie weit über dem Landesdurchschnitt von 9,5 Prozent. Auch betreffend Umsatzwachstum lagen sie über dem Durchschnitt von 2,5 Prozent Wachstum in den vergangenen fünf Jahren. Mit Blick auf die Schweiz lässt sich festhalten, dass einheimische Unternehmen mit höherer Profitabilität in die Krise eingetreten sind als die Konkurrenz in Europa. Auch bezüglich Marktbewertung schnitten Schweizer Unternehmen in praktisch allen Sektoren, in sieben von zehn Branchen, besser ab im europäischen Vergleich. Einzig bei der operativen Marge resultierten leicht tiefere Werte. Dies zeigt ein internationaler Vergleich der entsprechenden Kennzahlen.
Krise, was nun?
Die Steigerung der Eigenkapitalrendite und der operativen Marge zeigt, wie gut Schweizer Unternehmen auf die Pandemie reagiert haben. Deutlich wird dies vor allem bei Produzenten von Konsumgütern, Industrieausstattern oder auch Chemieunternehmen, die während der Krise ihre relativen Leistungswerte gegenüber europäischen Wettbewerbern weiter verbesserten. Das Gegenteil ist in anderen Branchen der Fall. Der Schweizer Detailhandel hat weiter an Terrain eingebüsst, weil zahlreiche Detaillisten dem Trend zu verstärkter Digitalisierung und E-Commerce nur zaghaft gefolgt sind. Auch wenn der Nachholbedarf erkannt wird und Initiativen zur digitalen Transformation vorangetrieben werden, bleibt das wirtschaftliche Umfeld branchenunabhängig herausfordernd. Es stellt sich deshalb die Frage: Existieren Kriterien, die den Erfolg auch in der Bewältigung der Krise beflügeln können?
Unternehmen, die bereits vor der Krise in die Digitalisierung investierten, gehen gestärkt aus ihr hervor und werden ihren Vorsprung, im Vergleich zu den Unternehmen, die vor der Krise ihre digitale Infrastruktur ausschliesslich verwaltet haben, weiter ausbauen. Ein Grund hierfür ist, dass die COVID-19-Krise die Digitalisierung beschleunigt hat. Folglich heisst das: Neben den funktionierenden Geschäftsaktivitäten fördern diese Unternehmen Reformen in neuen Geschäftsaktivitäten und skalieren dort ihre digitale Geschäftsmodelle. Die generelle Ausrichtung auf das Kundenerlebnis in Kombination mit einer modernen digitalen Architektur wird auch nach der COVID-19-Krise die Basis für unternehmerischen Erfolg sein.
Erfolgsmerkmale verankern – aber wie?
Der Fokus auf Innovation sowie operative und strategische Agilität ist eine feste Notwendigkeit zur Bewältigung der Zukunft. Nur durch die «constant reinvention at speed», das Sich-mit-dem Fuss-auf dem-Gaspedal-immer-wieder-neu-Erfinden, erreicht man den gewünschten Zustand. Darin erkennt und vermeidet man unnötige Kosten und kann diese frei gewordenen finanziellen Ressourcen in Neugestaltung umlenken. Diese Denkweise führt zu einer neuen Innovationskultur im Unternehmen. Durch eine Verbesserung der digitalen Infrastruktur und dem gezielten Einsatz von modernen Technologien können Fähigkeiten, Führung und Firmenkultur als Ganzes neu ausgerichtet werden, sodass ein neues, kohärentes digitales Geschäftsmodell innerhalb der Organisation entsteht. Das Stichwort hier: Schöpfung durch Skalierung. Weil sich die Customer Experience (CX) auf die Transaktion mit Kunden bezieht, aber ein Produktangebot allein kein grossartiges Erlebnis definiert, hat sich die CX zum BX entwickelt: dem Business of Experience. Dieser ganzheitliche, kundenorientierte Ansatz generiert nicht nur nachhaltiges Wachstum, sondern ermöglicht auch Innovation.
Der Neue Digitale Kern ist das Herzstück
Das daraus resultierende neu gedachte und durchgängig digitalisierte Unternehmen basiert auf einem neuen Wettbewerbsvorteil. Der «Neue Digitale Kern» ist ein digitales Abbild einer Firma. Alle Anwendungen, Services und Daten werden darüber in der Cloud zusammengeführt. So lassen sich sämtliche Unternehmensprozesse zentral und in Echtzeit steuern. Dazu gehören auch Prozesse, die Partner und Kunden einschliessen. Die Idee ist, Kollaboration und Kundenerlebnisse tief in den Strukturen und dem Selbstverständnis eines Unternehmens zu verankern. Die dafür nötigen Daten stehen zeitgleich zur Verfügung, was Entscheidungsprozesse verkürzt, eine Leistungsbeurteilung ermöglicht und vollständige Transparenz zum Standard macht. Kostenintensive und innovationshemmende Barrieren zwischen Prozessen, Mitarbeitenden, Lieferanten und Kunden sind somit aufgehoben. In Verbindung mit Automatisierung, Robotik, KI oder dem Internet of Things (IoT) werden Geschäftsprozesse, Produktinnovation und Beschaffungsketten optimiert und radikal verkürzt. Der Neue Digitale Kern führt schliesslich zu vollständig digitalisierten Wertschöpfungsketten und nachhaltigen Ökosystemen über Unternehmens- und Branchengrenzen hinweg.
Dieser Fokus auf die Digitalisierung ist auch am Arbeitsplatz spürbar. Die rund um den Neuen Digitalen Kern aufgebauten Infrastrukturen müssen nun optimal genutzt werden, um ein angemessenes Payback der Investitionen zu generieren. Wichtig ist es, die Verfügbarkeit und Akzeptanz der Mitarbeitenden sicherzustellen, indem die digitalen Technologien innerhalb des Unternehmens bis in den kleinsten Winkel vordringen. Der Neue Digitale Kern ist jener erfolgsentscheidende Faktor, der alle anderen in der «Welt nach der Pandemie» notwendigen Veränderungen erst ermöglicht und Unternehmen nachhaltige Wertschöpfung bringt.
Schweizer Unternehmen haben hier noch Nachholbedarf. 41 Prozent können kaum oder keine Erfahrung mit entkoppelten Daten aufweisen. Setzte man diese jedoch zusammen mit Applikationen ein, würde man die Flexibilität erhöhen und Anpassungen in Echtzeit und ohne Beeinträchtigung anderer Systeme ermöglichen. Ein Drittel hat bislang kaum mit modernsten Cloud-Lösungen experimentiert. Durch die Integration von Data Analytics oder KI avancierte diese Schlüsseltechnologie zum Katalysator für Wachstum. Gemäss der Studie verfügt fast die Hälfte der Schweizer Unternehmen über keine adäquaten Technologien zur Erfassung und Analyse von Daten in Echtzeit. Die Nutzung, Analyse und Qualität von Daten werden jedoch zum Standard und in jeden Entscheidungsprozess im Unternehmen einfliessen müssen.
Wertvolle Einsichten
Die Studie Switzerland’s Top500 2021 zeigt, auf welche Merkmale der Erfolg von Schweizer Unternehmen zurückzuführen ist und wie der Neue Digitale Kern und die Business of Experience ein ganz neues Verständnis dafür fördern, wie das Business in Zukunft betrieben wird. Dazu wurden die wichtigsten finanziellen Leistungsfaktoren von 983 der grössten Schweizer Unternehmen untersucht. Ambitionierte Entscheider finden in dem Report wichtige Einblicke und Denkanstösse, wie der Erfolg trotz aller Unwägbarkeiten heute und in Zukunft herbeigeführt werden kann. Die Studie steht unter accenture.ch zum Download bereit. (Accenture/mc)