Actelion im Visier von Johnson & Johnson
Zürich – Das Allschwiler Biopharmaunternehmen Actelion ist als möglicher Übernahmekandidat ins Visier des US-Konzerns Johnson & Johnson (J&J) geraten. Actelion wie auch Johnson & Johnson bestätigten am Freitagabend die seit Tagen an den Börsen kursierenden Gerüchte. Es bestehe aber keine Gewissheit, dass eine Transaktion zustande kommen werde, heisst es in den Mitteilung der beiden Unternehmen. An der Schweizer Börse stieg der Actelion-Kurs stark an.
Actelion bestätigte am Freitag, von Johnson & Johnson hinsichtlich einer möglichen Transaktion kontaktiert worden zu sein. Etwas später gab auch (J&J) bekannt, dass der US-Konzern mit Actelion «Vorgespräche» aufgenommen habe. Bereits zur Wochenmitte waren in den USA erste Gerüchte über ein Interesse eines grossen US-Unternehmens an Actelion aufgekommen. Am Donnerstagabend hatte dann die Nachrichtenagentur Bloomberg über das Interesse von Johnson&Johnson berichtet. Actelion habe Berater konsultiert und erörtere weitere Optionen, hiess es in dem Bericht.
Begehrtes Übernahmeziel
Actelion erweckt nicht zum ersten Mal Kaufinteresse. Allerdings hatte Firmenchef Jean-Paul Clozel in der Vergangenheit stets betont, dass das Unternehmen unabhängig sein wolle. So hatte sich etwa die Actelion-Spitze von rund fünf Jahren mit Händen und Füssen – und erfolgreich – gegen den Raider Elliott Advisors gewehrt, der damals von der Unternehmensführung einen Verkauf von Actelion gefordert hatte.
Übernahmegerüchte um die Allschwiler hat es auch in der Folge in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben. Dabei waren die verschiedensten Interessenten für Actelion genannt worden, zu diesen gehörten etwa der irische Shire-Konzern oder das weltweit grösste Biotechunternehmen Amgen.
J&J bereits in der Schweiz vertreten
Analysten zufolge könnte sich Johnson&Johnson Actelion bequem leisten. Die Amerikaner schlugen erst Mitte September beim Augenheilkunde-Geschäft von Abbott Laboratories für 4,3 Mrd USD zu. Im Sommer machte J&J zuvor beim Bieterwettstreit um den Shampoohersteller Vogue International das Rennen.
In der Schweiz hatte J&J im Jahr 2012 bereits den Medizinaltechikkonzern Synthes übernommen. Zudem gehören hierzulande etwa auch die Pharmaunternehmen Cilag und Janssen zum Pharma- und Konsumgüterhersteller. Der Johnson&Johnson-Konzern hat im Jahr 2015 einen Umsatz von rund 70,1 Mrd USD erzielt und beschäftigt weltweit rund 127’000 Personen.
Die Allschwiler Actelion kam im vergangenen Geschäftsjahr 2015 auf einen Umsatz von rund 2 Mrd CHF. Das Unternehmen ist auf die Behandlung der Krankheit Lungenbluthochdruck (pulmonale arterielle Hypertonie, PAH) spezialisiert, zudem versucht es ein Medikamentportfolio in weiteren Therapiegebieten aufzubauen.
Aktie auf Rekordhoch
Das Aktienresearch von JP Morgan rechnete am Freitag in einem Kommentar bei einem allfälligen Übernahmeangebot mit einer Prämie von 30% auf den Schlusskurs vom Donnerstag (155,10 CHF) und kam so auf einen Kaufpreis von 22 Mrd CHF. Einige Marktbeobachter schliessen auch Begehrlichkeiten bei anderen Pharmakonzernen nicht aus, was zu einem Bieterwettkampf um das Allschwiler Pharmaunternehmen führen könnte.
An der Schweizer Börse zogen Actelion am Freitag im Tagesverlauf auf ein Allzeithoch von 187,70 CHF an und schlossen um 17% im Plus bei 184,50 CHF. An der US-Börse wurde die Nachricht freundlich aufgenommen, Johnson&Johnson legten um knapp 1% auf 113,85 USD zu. (awp/mc/pg)