Zürich – Die Aktien von Actelion haben ihre frühen Gewinne am Nachmittag etwas ausgebaut und sind damit klar grösster SMI-Gewinner. Wie fast immer zuletzt, stehen Gerüchte um Fortschritte bei einer möglichen M&A-Transaktion im Vordergrund. Die Übernahmekommission (UEK) soll bereits eingeschaltet worden sein, berichtet der «Tages-Anzeiger» (TA) in seiner aktuellen Ausgabe (6.1.).
Der Kurs der Actelion-Aktie lag nach Börsenschluss – bei für die letzten Wochen eher unterdurchschnittlichen Volumen – 1,4% höher als am Vortag. Der Gesamtmarkt (SMI) legte um 0,3% zu.
Das Baselbieter Pharmaunternehmen steht bekanntlich seit kurz vor Weihnachten in «exklusiven» Verhandlungen mit dem US-Gesundheitskonzern Johnson&Johnson (J&J), nachdem eine erste Verhandlungsrunde gescheitert war. Kurz nach den Festtagen berichtete dann die Nachrichtenagentur Reuters, eine Aufspaltung des Konzerns in zwei Unternehmen werde verhandelt.
Unterdessen werde in Umrissen sichtbar, wie ein solcher Deal aussehen könnte, so der TA nun in seiner heutigen Ausgabe. Der reife Firmenteil mit den im Markt etablierten Medikamenten gegen Lungenhochdruck (Tracleer, Opsumit, Uptravi) würde abgetrennt und von J&J übernommen. Auch die dazugehörenden Fabriken, das Marketing, der Vertrieb und die dort beschäftigten Mitarbeiter würden bei diesem Deal an die Amerikaner gehen, plus jener Teil der Forschung, der an der Weiterentwicklung der Präparate gegen Lungenhochdruck arbeite.
Nicht aus der Hand geben wolle Jean-Paul Clozel, der die Baselbieter Biotech-Firma vor 20 Jahren zusammen mit seiner Frau gegründet hatte und als VR-Präsident weiterhin einen Anteil von rund 3% am Unternehmen hält, jenen Teil der Forschung, der an neuen Wirkstoffen arbeitet. Im Fokus steht hier die Entwicklung eines Antibiotikums gegen Darmbakterien und ein Wirkstoff zur Behandlung von multipler Sklerose.
Über 240 CHF pro Aktie in bar?
Gemäss dem TA-Bericht sollen Unterhändler der beiden beteiligten Firmen bereits bei der UEK vorstellig geworden sein, um abzuklären, «ob das komplexe Konstrukt eine Chance hat».
Noch nicht ganz klar sind die finanziellen Bedingungen eines solchen Deals. Im Reuters-Bericht nach Weihnachten war von 260 USD pro Actelion-Aktie die Rede, was einen Firmenwert von 28 Mrd USD implizieren würde. Davon wäre laut dem TA-Bericht der Betrag abzuziehen, den J&J für eine Minderheitsbeteiligung an dem bei Actelion bleibenden Teil der Forschung einschiessen müsste. Je nach Verhandlungsergebnis blieben immer noch rund 26 oder 27 Mrd USD übrig aus dem Verkauf des reifen Firmenteils, die an die Aktionäre ausgeschüttet würden, wird spekuliert. Bei 26 Mrd USD wären dies umgerechnet auf die knapp 108 Mio Aktien rund 245 CHF pro Aktie.
Am Markt wird – wie die Kursentwicklung zeigt – tendenziell auf ein Gelingen der Transaktion gesetzt. Der von Actelion offenbar angestrebte Fortbestand der Forschungskapazitäten dürfte kein Grund für ein Scheitern der geplanten Transaktion sein, meinten Salestrader. Bezüglich dem Preis ist man im Handel relativ optimistisch. Sollte die Actelion-Forschung abgespalten werden, sei ein Preis von rund 250 – 260 CHF je Aktie möglich. Falls J&J die gesamte Actelion übernehmen würde, wäre ein Preis in der Grösse von 270-280 CHF je Aktie zu erwarten, meint ein Händler.
Auch vorsichtige Stimmen
Allerdings gibt es auch vorsichtigere Stimmen. Wer auf das schnelle Geld – sprich ein für die Aktionäre lukratives Barangebot – hoffe, könnte enttäuscht werden, meinte ein erfahrener Marktteilnehmer. Die Struktur dürfte jedenfalls sehr komplex sein. Fragen werfe etwa die angebliche Trennung der Forschung und Entwicklung vom Rest auf. Wie soll die F&E finanziert werden, wenn die «Cash cows» an J&J übergehen, fragt sich der Börsenspezialist. Und welche Motivation sollten die Amerikaner haben, sich bloss «Produktumsätze» einzukaufen? (awp/mc/ps)