Actelion-Konzernchef Jean-Paul Clozel
Basel – Die Aktionäre des Biotechnologieunternehmens Actelion haben den Vergütungsbericht mit einer satten Mehrheit von 60% abgelehnt. Eine Woche nach der Privatbank Julius Bär sprachen sich damit zum zweiten Mal die Eigentümer eines börsenkotierten Schweizer Grossunternehmens in einem nicht bindenden Votum gegen die Löhne des Top-Managements aus. Der Verwaltungsrat sei von dem Abstimmungsergebnis enttäuscht, aber nicht entmutigt, sagte Verwaltungsratspräsident Jean-Pierre Garnier an der Generalversammlung von Actelion.
«Wir werden den Dialog mit unseren Aktionären fortsetzen, um wirklich ein Vergütungssystem zu entwickeln und zu implementieren, das dem heutigen Umfeld sowie den Bedürfnissen des Unternehmens und seiner Eigentümer entspricht», erklärte er.
CEO Clozel hat über 5 Mio CHF erhalten
Die Schlappe für die Actelion-Führungsriege zeigt den wachsenden Widerstand der Anleger gegen zu grosszügige Management-Entlöhnungen. Konzernchef Jean-Paul Clozel hat gemäss dem abgelehnten Vergütungsbericht im Jahr 2012 insgesamt 5,18 Mio CHF an Gehalt, Boni, Gewinn- und Aktienbeteiligungen bezogen. Die restlichen vier Geschäftsleitungsmitglieder von Actelion wurden zusammengerechnet mit 8,89 Mio CHF entschädigt. Alles in allem ergibt dies eine Vergütungssumme von 14,07 Mio CHF.
Wichtige Aktionäre Actelions sind unter anderem die Fondsgesellschaften Orbis, Blackrock und Lazard Asset Managers. Ausschlaggebend für die deutlich Ablehnung dürfte die Empfehlung der einflussreichen US-Aktionärsberater ISS und Glass Lewis gewesen sein. Aber auch die Schweizer Aktionärsberater Ethos und Actares hatten zur Ablehnung geraten.
Alle anderen Anträge angenommen
Wie das Unternehmen in einer Mitteilung am Donnerstag schreibt, seien alle anderen Anträge des Verwaltungsrates genehmigt worden. So unter anderem der Geschäftsbericht bestehend aus der Jahresrechnung und der Konzernrechnung für das Jahr 2012 sowie die Ausschüttung einer Dividende von 1,00 CHF pro Namenaktie. Ebenfalls Zustimmung fand der Antrag zur Reduktion des Aktienkapitals durch Vernichtung der entsprechenden Anzahl zurückgekaufter Aktien.
Zudem wurden Werner Henrich, Armin Kessler und Jean Malo für eine Amtszeit von drei Jahren wieder in den Verwaltungsrat gewählt. Neu in das Gremium wurde John J. Greisch – ebenfalls für drei Jahre – gewählt. Insgesamt gehören dem Actelion-VR gemäss den Angaben elf Mitglieder an. Neben den zuvor genannten sind dies Jean-Pierre Garnier (Präsident), Juhani Anttila, Robert Bertolini, Jean-Paul Clozel, Carl Feldbaum, Peter Gruss und Michael Jacobi.
Die anwesenden 272 Aktionäre vertraten 47,76% des Aktienkapitals, heisst es.
Noch grössere Ablehnung bei Julius Bär
Bei Julius Bär lehnten vor Wochenfrist gar 63,9% der Aktionäre den Vergütungsbericht ab. Es war das erste Mal, dass die Eigentümer eines SMI-Unternehmens mehrheitlich gegen die Bezüge des Managements und des Verwaltungsrats stimmten. Die Löhne und Boni für die Geschäftsleitung der Privatbank bezifferte der Bericht auf insgesamt 15,2 Mio CHF. Konzernchef Boris Collardi allein kam im Jahr 2012 auf einen Gesamtlohn von 6,7 Mio CHF.
Auch bei Juliur Bär hatte der einflussreiche Aktionärsberater ISS zur Ablehnung des Vergütungsberichts geraten. ISS kritisierte, dass die Boni nicht begrenzt seien und die Aktienvergütungen weniger als drei Jahre lang gesperrt würden. Der Verwaltungsrat von Julius Bär will Massnahmen treffen, damit das Vorgefallene an einer künftigen Generalversammlung nicht mehr geschehe, wie es vor einer Woche hiess. (awp/mc/ps)