Actelion-CEO Jean-Paul Clozel. (Copyright: Actelion)
Allschwil – Das Biopharma-Unternehmen Actelion bleibt im ersten Semester 2016 auf einem schnellen Wachstumskurs. Getragen wird die Verkaufszunahme vom Wachstumsmedikament Opsumit zur Therapie von Lungenbluthochdruck (pulmonale arterielle Hypertonie, PAH), während der bisher wichtigste Umsatzträger, das PAH-Medikament Tracleer, wegen Patentverfällen erwartungsgemäss weiter Umsatz verliert. Aber auch die Verkäufe des erst zu Jahresbeginn lancierten neuen Medikament Uptravi überraschen positiv.
Insgesamt kletterte der Umsatz in den ersten sechs Monaten um 17% auf 1,18 Mrd CHF, zu konstanten Wechselkursen (kWk) betrug der Anstieg 13%, wie dem am Donnerstag veröffentlichten Halbjahresbericht zu entnehmen ist. Ebenso deutlich legte Actelion auf Gewinnebene zu: Der vom Management in den Vordergrund gestellte Kern-Betriebsgewinn verbesserte sich um 18% (kWk +11%) auf 499 Mio CHF.
Auch der Betriebsgewinn nach US GAAP stieg in den ersten sechs Monaten des Jahres mit einem Plus 20% (kWk +12%) auf 412 Mio CHF deutlich an. Unter dem Strich resultierte ein US GAAP-Halbjahresgewinn, der mit 361 Mio CHF um 25% (kWk +17%) über dem Vorjahreswert ausfiel.
Neue PAH-Patienten
Das Actelion-Wachstumsprodukt Opsumit erreichte einen Umsatz von 378 Mio CHF, was im Vorjahresvergleich einem Anstieg um 82% entspricht. Das in 30 Ländern erhältliche Medikament profitierte laut Mitteilung nicht zuletzt von neuen, bislang nicht behandelten PAH-Patienten, aber auch von einem Wechsel zu Opsumit von Tracleer besonders in Japan sowie von zunehmend frühzeitigen Kombination mit anderen Therapieansätzen.
Das Anfang Jahr zunächst in den USA gestartete neueste PAH-Medikament Uptravi erreichte einen Umsatz von 90 Mio CHF, von denen allerdings rund 30 Mio auf den Aufbau eines «Einführungsinventars» in den USA zugerechnet werden. Im zweiten Quartal erfolgten Markteinführungen in Deutschland, Kanada und Frankreich.
Mit Opsumit und Uptravi habe Actelion gleich zwei Medikamente, für die in den kommenden zehn Jahren keine Patentabläufe in Sicht seien, betonte CEO Jean-Paul Clozel im Gespräch mit der AWP. «Wir ersetzen ein Medikament mit zwei neuen», sagte er mit Bezug auf Tracleer.
Tracleer-Generika verzögert sich
Der Umsatz des noch immer meistverkauften Medikaments Tracleer bildete sich im ersten Halbjahr weiter zurück und erreichte noch 546 Mio CHF (-15%). Tracleer steht nach dem Patentverfall in den USA und weiteren Ländern sowie wegen neueren Produkten unter Druck. Im wichtigen Markt USA dürften laut den Actelion-Verantwortlichen allerdings im laufenden Jahr noch keine Nachahmerprodukte für Tracleer auf den Markt gelangen.
Vor der Lancierung von Generika müssen sich die interessierten Unternehmen sowie Actelion nämlich unter Aufsicht der US-Gesundheitsbehörde über ein begleitendes Programm zur Patientensicherheit (REMS) einigen. Mittlerweile gibt es offenbar neun Interessenten, die ein Tracleer-Generikum produzieren wollen. Das Programm sei den Behörden noch nicht unterbreitet worden, sagte COO Otto Schwarz an einer Telefonkonferenz. Und auch nach einer Bewilligung dürfte es laut dem COO noch einige Zeit dauern, bis die entsprechenden Operationen aufgegleist sind.
Gewinnprognose höher
Dank dem guten Uptravi-Start und der Verzögerung des Tracleer-Generikums hebt das Unternehmen seine Gewinnprognose für 2016 bereits zum zweiten Mal an. Neu wird ein «Wachstum des Kernbetriebsgewinns zu kWk zwischen 13 und 14%» erwartet. Die letzte Prognose im April lautete auf ein Wachstum im «hohen einstelligen Prozentbereich».
Weiterhin nur ein geringes Interesse zeigt Actelion derweil an Firmenübernahmen. Grosse Unternehmen bezahlten in diesem Markt höhere Preise, als Actelion zu zahlen bereit sei, sagte Clozel. «Es ist sehr unwahrscheinlich, dass wir in der nächsten Zeit eine grössere Übernahme tätigen werden.»
Aktie auf Rekordkurs
Am Markt ist das Semesterergebnis und die erneute Prognoseerhöhung positiv aufgenommen worden. Actelion habe mit ausgezeichneten Ergebnisse die Markterwartungen deutlich geschlagen, loben etwa die ZKB-Analysten. Nach einem zwischenzeitlichen neuen Allzeithoch von 179 CHF drehten die Titel allerdings ins Minus und gaben bis Börsenschluss 2,2% ab.(awp/mc/upd/pg)