Vincent Mutuel, ehemaliger CEO Addex.
Genf – Beim Pharma-Unternehmen Addex kommt es zu einem Wechsel an der Spitze. CEO Vincent Mutel hat sein Amt niedergelegt. Bis ein neuer CEO ernannt wird, übernimmt Verwaltungsratspräsident André Mueller die Rolle des Unternehmenschefs und leitet ein operatives Komitee von Direktoren, wie Addex am Freitag mitteilt. Der Ausschuss soll die Übergangsphase leiten.
Die Geschäftsleitung werde eng mit Mueller an der Wahl eines Ersatzes für Mutel zusammen arbeiten. Zudem habe der Vorstand Mutel gebeten, eine beratende Rolle bei Addex in Erwägung zu ziehen. Gründe für den Rücktritt wurden keine genannt.
Neuer CEO soll Unternehmen weiter bringen
«Als neuen CEO sucht der Verwaltungsrat eine Persönlichkeit mit einem anderen Profil und anderen Kompetenzen, der das Unternehmen einen grossen Schritt weiter bringen kann», sagte ein Addex-Sprecher auf Anfrage von AWP. «Der Verwaltungsrat ist mit der Neubesetzung der CEO-Position noch am Anfang und hat sich auch keinen Zeitrahmen gesetzt», so der Sprecher weiter. Unter der Leitung von Vincent Mutel ist Addex zu einem nach eigenen Angaben weltweit führenden Unternehmen im Bereich der Entwicklung von auf allosterischen Modulatoren basierenden Medikamenten geworden und hat Partnerschaften zur Entwicklung von Medikamenten aufgebaut.
Addex sieht sich gut positioniert
Vor diesem Hintergrund bedankt sich VR-Präsident Mueller beim nun ausgeschiedenen CEO Vincent Mutel: «Während seiner neunjährigen Amtszeit bei Addex hatte Vincent eine entscheidende Rolle bei der Gründung von Addex sowie der Entwicklung des Unternehmens zur weltweit führenden Entwicklungsplattform für allosterische Medikamente.» Gemäss Mueller behält das Unternehmen wesentliches geistiges Eigentum und eine Kerngruppe von «extrem talentiertem Fachpersonal» im Bereich der Entwicklung von allosterischen Medikamenten und befindet sich nun in einer ausgezeichneten Position, um seine wachsende Plattform erfolgreich in Schwung zu bringen, «und zwar so, dass die strategischen Ziele des Unternehmens und die Interessen seiner Aktionäre dabei immer im Vordergrund stehen».
Verluste eingegrenzt
Das Geschäftsjahr 2010 schloss Addex mit einem im Vergleich zum Vorjahr reduzierten Verlust von 33,6 Mio CHF, bei einem Umsatz von 4,0 Mio. Das Management sah das Unternehmen bei der Bekanntgabe des Jahresergebnisses Ende Februar noch bis ins Jahr 2013 finanziert – bei einem Cash-Burn von 28,0-32,0 Mio für 2011. Es werde weiterhin nach Entwicklungs- und Lizenzpartner für mehrere Produktkandidaten gesucht, hiess es damals unverändert. Derzeit laufen zwei Phase-II-Studien – mit Dipraglurant, das bei Parkinson-Patienten mit Dystonien und levodopa-induzieren Dyskinesien getestet wird, sowie beim Entwicklungspartner Ortho-McNeil-Janssen Pharmaceuticals von Johnson & Johnson (J&J) mit ADX71149 zur Therapie von Angstzuständen. Darüber hinaus hat Merck & Co. die Lizenzrechte an den beiden präklinischen Produkten mGluR4 PAM gegen Parkinson-Krankheit und mGluR5 PAM gegen Schizophrenie erworben.
Grosses Interesse von Pharmakonzernen an Dipraglurant
Weitere nicht gepartnerte Produkte befinden sich in der präklinischen Entwicklung wie eine mögliche Behandlung von Endometriose und benigner Prostatahyperplasie, eine potenzielle Therapie für Alzheimer oder eine mögliche Behandlungsform für chronische Schmerzen, Ataxiesyndrom, Harninkontinenz und Refluxösophagitis. Zudem laufen vorklinische Entwicklungsprogramme in den Bereichen Diabetes und Entzündungen. CEO Mutel bezeichnete in einem Interview mit AWP von Ende März das Potenzial des Entwicklungsvertrages mit J&J als «gross». Im Erfolgsfall erhält Addex Lizenzgebühren «im unteren zweistelligen Prozentbereich». Aus dem Vertrag mit Merck & Co stehen Addex potenziell Meilensteinzahlungen und Umsatzbeteiligungen von insgesamt rund 850 Mio USD zu. Weiter bezeichnet Mutel damals das Interesse von Pharmakonzernen an Dipraglurant als «gross».
An Börse viel Kredit verloren
Ende 2009 erlitt Addex mit dem damaligen Leitprodukt ADX10059 für chronische Indikationen wie gastroösophagealen Reflux und zur Migräne-Prophylaxe wegen Leber-Toxizität einen Rückschlag und musste in der Folge umstrukturieren und redimensionieren. Das letzte Partnerschaftsabkommen datiert von 2008 und ist die Lizenzvereinbarung mit Merck & Co. An der Börse hat Addex viel an Kredit verloren: Das Unternehmen war im Mai 2007 an die Schweizer Börse SIX zu einem Ausgabepreis von 73 CHF gekommen. Inzwischen notiert der Titel sei rund eineinhalb Jahren bei noch gut 10 CHF. (awp/mc/upd/ps)