(Copyright: Adecco)
Zürich – Adecco hat im zweiten Quartal des Geschäftsjahrs 2015 Umsatz und Gewinn gesteigert. Dennoch gibt es Zweifel daran, ob das Jahresziel noch erreichbar ist. An der Börse geraten die Papiere des weltweit grössten Personalvermittlers unter Druck.
Bei Adecco steht eine Zahl im Zentrum des Interessens: Im laufenden Jahr will die Gesellschaft das vor längerem gesetzte Ziel einer (bereinigten) EBITA-Marge von über 5,5% erreichen. Die Experten durchforsteten am Dienstag den Quartalsbericht daher in erster Linie auf Hinweise, ob dies noch realistisch ist.
Auf den ersten Blick sieht es nicht allzu gut aus. Für das zweite Quartal 2015 weist der Konzern eine Marge von 4,9% aus, nachdem es schon im ersten Quartal nur 4,6% gewesen waren. Damit verbesserte sich das Unternehmen in den ersten beiden Quartalen zwar gegenüber den Vorjahresperioden, hinkt dem Marschplan aber deutlich hinterher.
Trotzdem hält das Management eisern an seinem Plan fest. Das Ziel sei zwar ambitioniert, aber realistisch, sagte CEO Patrick De Maeseneire am Dienstag im Interview mit AWP.
Wachstum von 8% im zweiten Halbjahr
Voraussetzung sei aber, dass sich das Wachstum im zweiten Halbjahr beschleunige, betonte er zugleich. «Wir haben immer gesagt, dass wir ein organisches Wachstum von 6% über das Jahr hinweg und somit von rund 8% im zweiten Halbjahr brauchen», so der CEO. Im Halbjahr und im zweiten Quartal betrug das organische Wachstum je rund 4%. Konkret stieg der Umsatz im zweiten Quartal auf 5,58 Mrd EUR, was in der Berichtswährung Euro einem Plus von 12% entspricht.
Zuversichtlich ist der Adecco-Chef, der sein Amt Anfang September an Alain Dehaze übergibt, wegen der Prognosen für die wirtschaftliche Entwicklung Europas. Bereits im zweiten Quartal habe sich das Umfeld aufgehellt. Insbesondere sei der Umsatz im wichtigsten Markt Frankreich gestiegen (+2%), wo Adecco in den letzten Jahren zumeist Rückschläge erlitt.
De Maeseneires Nachfolger und bisheriger Frankreich-Chef Alain Dehaze hält den Umschwung in Frankreich für mehr als eine Eintagsfliege: «Das Wachstum ist nachhaltig», sagte er. «Denn die BIP-Wachstumsprognosen sehen für das zweite Halbjahr eine Verbesserung auf 1,2% von 0,8% vor, das ist eine Steigerung um 50%.»
Keine grossen Sorgen macht sich das Adecco-Management wegen des leichten Dämpfers in Nordamerika, wo sich das organische Wachstum im zweiten Quartal auf 2% von zuvor 4% zurückbildete. «Ich würde das nicht überbewerten», so De Maeseneire. «Ich gehe nicht davon aus, dass das Wachstum in den nächsten Monaten negativ wird.»
10 Mio EUR für abtretende Manager
Unverändert auf Kurs ist Adecco, was die zweite «Zutat» zum Margenziel angeht. Die Kosten nahmen im zweiten Quartal nur um 2% zu und wuchsen damit erneut langsamer als der Umsatz. Allerdings gilt dies nur für die bereinigte Zahl. Werden die Einmalkosten für Restrukturierungen und die Wechsel in der Chefetage berücksichtigt, stiegen sie stärker als der Umsatz.
So fielen im zweiten Quartal einmalige Ausgaben von 10 Mio EUR an, weil CEO De Maeseneire und CFO Dominik de Daniel ihre Rücktritte erklärten. Es handle sich um Kosten für Bonusprogramme, hiess es am Dienstag dazu. Der Posten des CFO ist übrigens noch immer verwaist. «Wir führen mit verschiedenen Kandidaten Gespräche, und ich bin sehr positiv», so der neue CEO Dehaze.
Der (bereinigte) EBITA kam im zweiten Quartal bei 272 Mio EUR (org. +10%) zu liegen. Der Reingewinn (nach Minderheiten) stieg um 22% auf 177 Mio EUR.
Aktie unter Druck
Mit den vorgelegten Zahlen lag Adecco zwar grösstenteils im Bereich der Analystenprognosen. Das organische Wachstum von «nur» 4% weckte allerdings Befürchtungen, das Margenziel gerate ausser Reichweite. Daran konnten auch die gegenteiligen Beteuerungen des Managements nur wenig ändern. Am Handelsende standen die Adecco-Papiere 4,4% im Minus, während der SMI um 0,91% nachgab. (awp/mc/upd/ps)