Adecco verteidigt Marktführerschaft knapp – Tieferer Gewinn
Zürich – Adecco ist im dritten Quartal im Rahmen der Erwartungen gewachsen und hat seine Position als grösster Personalvermittler der Welt knapp verteidigt. Unter dem Strich resultierte wegen eines Abschreibers ein überraschender Gewinneinbruch. Für das Schlussquartal gibt sich das Management zuversichtlich.
Es war ein enges Rennen. Am Schluss ging Adecco mit nur knapp 30 Mio EUR mehr Umsatz vor Randstad ins Ziel. 30 Millionen sind in der Welt der globalen Personalvermittler sehr wenig: Adecco erwirtschaftete im dritten Quartal einen Umsatz von 5,90 Mrd EUR, Randstad kam auf 5,87 Mrd. Zum Vergleich: Vor einem Jahr betrug der Abstand zwischen dem grössten und dem zweitgrössten Personalvermittler der Welt noch knapp eine halbe Milliarde Euro.
«Wir sind nach wie vor die Nummer eins und wollen das auch bleiben», kommentierte Adecco-CEO Alain Dehaze am Dienstag den Ausgang des Rennens. Sein Unternehmen investiere daher in digitale Projekte sowie in Regionen, wo schnelleres Wachstum möglich sei. Dabei darf jedoch seiner Meinung nach die Rentabilität nicht vergessen gehen. «Wir sind und bleiben in Sachen Profitabilität der klare Marktführer», merkte er an.
Erneutes Wachstum von 6%
Obwohl Randstad aufholte, weist Adecco für das dritte Quartal ein solides Wachstum aus. Das vierte Quartal in Folge wurde eine organische Steigerung (arbeitstagsbereinigt) von 6% erreicht. Der Umsatz in der Berichtswährung Euro nahm um 2% zu.
Der Bruttogewinn verharrte bei 1,09 Mrd, und die entsprechende Marge kam bei 18,5% (-20 BP) zu liegen. Der EBITA (bereinigt) stagnierte ebenfalls bei 321 Mio EUR, die entsprechende Marge erreichte 5,4% (-10 BP).
Deutlich zurück ging der Reingewinn, und zwar um 29% auf 123 Mio EUR. Das Unternehmen verwies auf einen einmaligen, nicht-cash-wirksamen Abschreiber von immateriellen Vermögenswerten in der Höhe von 129 Mio EUR. Dieser sei wegen der Überarbeitung des Markenportfolios vorgenommen worden. Welche Marken die Gesellschaft aufgibt, wollte das Management noch nicht verraten.
Italien legt am stärksten zu
Die wichtigsten Regionen entwickelten sich unterschiedlich. So wuchs Adecco im Schlüsselmarkt Frankreich, wo knapp ein Viertel des Umsatzes anfällt, mit 8%. «Frankreich ist noch weit von seinen Möglichkeiten entfernt», sagte CEO Dehaze. Mit den Arbeitsmarktreformen des neuen Präsidenten Emmanuel Macron sei er nach wie vor sehr zufrieden.
Überdurchschnittliches Wachstum wurde ausserdem in Italien (+25%), auf der iberischen Halbinsel (+14%) sowie in der Region Benelux/Nordeuropa (+11%) erzielt. Die Region Deutschland/Österreich/Schweiz verzeichnete hingegen nur ein Umsatzplus von 2%, wobei sich die Schweiz (+5%) jedoch relativ gut hielt. Klar unterdurchschnittlich war die Umsatzentwicklung in der Region Nordamerika/Grossbritannien/Irland.
Produktivität gesteigert
CEO Alain Dehaze zeigte sich insgesamt zufrieden. Er betont dabei insbesondere die Produktivitätsfortschritte: Das organische Wachstum von 6% sei mit einem nur 2% höheren Personalbestand erreicht worden. Die leicht tiefere EBITA-Marge bereitet ihm keine Sorgen, weil diese Entwicklung nicht zuletzt eine Folge von Investitionen in Digitalprojekte gewesen sei.
Mit Blick auf die nächsten Monate gab sich das Management relativ optimistisch. Im September allein, also den letzten Monaten des dritten Quartals, sei ein Wachstum (org., arbeitstagsbereinigt) von 8% erreicht worden. Und das positive Momentum habe sich zu Beginn des vierten Quartals fortgesetzt. Die Adecco-Führung warnte indirekt aber vor allzu hohen Erwartungen, indem sie für das gesamte vierte Quartal auf die herausforderndere Vergleichsbasis hinwies.
An der Börse reihten sich die Adecco-Papiere bei den Verlierern ein und gingen mit einem Abschlag von 1,0% aus dem Tag. Für manche Analysten waren einige der ausgewiesenen Zahlen eine leise Enttäuschung, was nach dem guten Lauf der Aktie in den letzten Woche zu Gewinnmitnahmen führte. (awp/mc/ps)