Glattbrugg – Adecco hat im vierten Quartal 2016 an Tempo zugelegt. Es ist vor allem die Konjunkturbelebung in Europa, welche dem weltgrössten Personalvermittler ein schnelleres Wachstum ermöglicht. Die Dividende fällst zwar gleich hoch aus wie im Vorjahr, dafür wurde einer neuer Aktienrückkauf angekündigt. Bezüglich Aussichten auf das Gesamtjahr bleibt Adecco angesichts der bevorstehenden Wahlen in diversen europäischen Ländern vorsichtig.
Zwischen Oktober und Dezember erzielte der weltgrösste Personalvermittler ein um Arbeitstage bereinigtes organisches Wachstum von 6% (nicht bereinigt +5%) nach bereinigt lediglich +4% im Quartal davor. Adecco ist damit klar über den Erwartungen gewachsen, hatten Analysten doch mit lediglich gut 4% gerechnet.
Bruttomarge deutlich rückläufig
Konzernchef Alain Dehaze zeigte sich am Donnerstag im Gespräch mit AWP «sehr zufrieden» und sprach von «soliden Zahlen». So habe man wachstumsmässig wieder zur Konkurrenz aufgeschlossen und trotzdem die führende Position bezüglich Marge innerhalb der Branche behalten können. Das frühere Management hatte sich bekanntlich weniger auf Wachstum, sondern vor allem auf die Marge konzentriert. Zudem werde man, so Dehaze weiter, wie versprochen Überschusskapital an die Aktionäre zurückgeben.
In Bezug auf die Regionen ist der CEO besonders angetan von Frankreich (organisch +7%), wo vor allem der Automobil-Sektor, aber auch die Bereiche Logistik und Bau eine gute Performance gezeigt hätten. Aber auch mit den südeuropäischen Märkten in Italien (+20%) und Spanien (+8%) ist Adecco zufrieden, zudem sei Deutschland im vierten Quartal wieder leicht gewachsen.
Insgesamt nahm der Umsatz in der Berichtswährung Euro nahm um 3% auf 5,87 Mrd EUR zu. Nicht ganz mithalten konnte der Bruttogewinn, der lediglich um 1% auf 1,11 Mrd EUR anstieg, wobei die entsprechende Marge um 40 Basispunkte auf 18,8% sank. Der EBITA (ohne Einmaleffekte) sank um 3% auf 300 Mio EUR (mit einer Marge von 5,1%), auf berichteter Basis waren es 292 Mio EUR (+12%). Und auf Stufe Reingewinn wurde mit 216 Mio EUR ein um 17% höherer Wert ausgewiesen, was deutlich über den Schätzungen lag.
Preisdruck nicht gestiegen
Der Rückgang bei der (Brutto-)Marge bereitet dem Management keine allzu grossen Sorgen. Er sei zur Hälfte mit Einmal-Effekten im Vorjahr in Frankreich und Deutschland zu erklären, der Rest seien Preis- und Mixeffekte. Letzteres sei bei der Konkurrenz nicht anders gewesen, so CFO Hans Ploos van Amstel. Adecco will denn auch keinen verstärkten Preiswettbewerb gesehen haben. Dieser sei heute ähnlich wie in den letzten Jahren, so CEO Dehaze.
Im Gesamtjahr 2016 resultierte ein organisches Wachstum von 4% bei einer adjustierten EBITA-Marge von 5,0%. Beim Reingewinn ergab sich derweil mit 723 Mio EUR ein Riesensprung, hatten im Vorjahr wegen eines Goodwillabschreibers doch lediglich 8 Mio resultiert. Die Dividende soll trotzdem nicht erhöht werden und wird mit erneut 2,40 CHF pro Aktie vorgeschlagen.
Dafür sollen die Aktionäre von einem Aktienrückkaufprogramm über bis zu 300 Mio EUR profitieren. Dies sei im Einklang mit der im Januar 2016 vorgestellten Strategie, wonach Überschusskapital am Ende des Jahres jeweils an die Aktionäre zurückgeführt werden soll. Wie viel Kapital übrig bleibt, hat vor allem auch mit der Akquisitionspolitik des Konzerns zu tun. Letztes Jahr seien es zum Beispiel nur ein paar kleinere Zukäufe gewesen, so CEO Dehaze. Man werde aber weiter nach «attraktiven Kauf-Opportunitäten» Ausschau halten. Falls man aber nicht fündig werde, gehe das Kapital an die Aktionäre.
Ausblick bleibt vorsichtig
Mit Blick auf das laufende Jahr hält Adecco fest, dass sich das positive Momentum aus dem vierten Quartal im Januar und Februar fortgesetzt habe. Die beiden Monate hätten ein organisches und um Arbeitstage bereinigtes Wachstum von 4 bis 5% verzeichnet, dies verglichen mit den 6% im Schlussquartal 2016. Wie das Jahr weiter geht, darüber wollte das Management nicht gross spekulieren.
«Die Visibilität in unserer Branche ist weiterhin gering und die Unsicherheiten bleiben wegen der diversen bevorstehenden Wahlen etwa in den Niederlanden, Frankreich oder später in Deutschland hoch», meinte CEO Dehaze. Adecco werde aber auf Veränderungen in den Marktgegebenheiten reagieren, die Preisdisziplin hoch halten und die Kosten weiter eng kontrollieren. Gemäss dem Konzernchef wird Adecco vor allem auf das Thema Digitalisierung einen speziellen Fokus legen.
Die Adecco-Aktie geriet von Anfang unter Druck und notierte um 10.30 Uhr 3,6% tiefer bei 70,00 CHF (SPI +0,5%). Händler begründeten die Abgaben vor allem mit Gewinnmitnahmen. (awp/mc/upd/ps)