Adecco steht im Visier der französischen Wettbewerbsbehörden

Adecco

(Bild: © Adecco)

Chéserex – Der Personalvermittler Adecco ist ins Visier der französischen Wettbewerbsbehörde geraten. Diese hat eine Untersuchung wegen möglicher Verletzungen des französischen Wettbewerbsrechts eingeleitet. Er gehe davon aus, dass eine möglicherweise ausgesprochene Busse «nicht materiell» für das Unternehmen sein würde, sagte Adecco-Mediensprecher Stephan Howeg am Donnerstag auf Anfrage von AWP.

Zu den konkreten Vorwürfen wollte er sich nicht äussern. Adecco sei am Mittwoch darüber informiert worden, dass gegen den weltgrössten Personaldienstleister und gewisse Konkurrenten ermittelt werde. «Wir nehmen die Untersuchung zur Kenntnis», sagte Howeg. Das Unternehmen kooperiere vollumfänglich mit den Behörden. «Wir bestätigen, dass es bei den betroffenen Unternehmen Durchsuchungen gegeben hat», sagte Virginie Guin, Mediensprecherin der Wettbewerbsbehörde in Paris, auf Anfrage. Diese seien mit richterlicher Genehmigung durchgeführt worden, basierend auf der Vermutung von wettbewerbswidrigen Praktiken, hielt sie fest. Weitere Angaben zum laufenden Verfahren machte sie jedoch nicht.

Noch eine Spur positiver als Adecco äusserte sich der ebenfalls von den Untersuchungen betroffene Mitbewerber Randstad. Die Niederländer zeigten sich in einer Mitteilung zuversichtlich, dass die Ermittlungen «mit einem positiven Ergebnis» abgeschlossen werden. Die Dauer des Verfahrens abzuschätzen sei schwierig: «Das kann Jahre dauern», hielt Adecco-Sprecher Howeg mit Verweis auf eine ähnliche Untersuchung aus früheren Jahren fest. Diese dauerte von 2004 bis 2009.

Ähnlicher Fall
Vor knapp zehn Jahren hatten die französischen Wettbewerbshüter wegen möglicher Verstösse gegen das Wettbewerbsrecht ebenfalls gegen Adecco ermittelt. Von den Untersuchungen waren auch die Personalvermittler Manpower und Vedior – die heute zu Randstad gehört – betroffen. Die Konzerne wurden beschuldigt, in den Jahren 2003 und 2004 kommerziell sensible Informationen mit den Konkurrenten in Zusammenhang mit einer Ausschreibung ausgetauscht zu haben

Im Februar 2009 verhängte die französische Wettbewerbsbehörde gegen die Personaldienstleister Bussen in Höhe von mehreren Millionen Euro. Die Waadtländer Adecco musste 34,2 Mio EUR bezahlen. Randstad als juristische Nachfolgerin von der ursprünglich ins Visier genommenen Vedior kam vergleichsweise glimpflich davon: Sie musste 18,2 Mio EUR bezahlen. Manpower musste 42 Mio EUR zahlen. Manpower bestätigte auf Anfrage ebenfalls, von den Untersuchungen betroffen zu sein. «Wir kooperieren vollumfänglich», hielt Mediensprecherin Marie Legrand fest.

Wichtiger Markt
Frankreich ist der grösste Markt von Adecco, das im ersten Quartal mit Zeitarbeit und Personalvermittlung insgesamt 4,5 Mrd EUR umsetzte. Das Unternehmen erzielt dort mit 26% über einen Viertel seines Umsatzes. Mit einem Marktanteil von geschätzten 28% ist Adecco laut der Bank Sarasin Marktführer.

Adecco France beschäftigt nach eigenen Angaben 6000 ständige Mitarbeitende und ist mit 140’000 Leiharbeitern der grösste private Arbeitgeber in ganz Frankreich. Die Gruppe hat ihre Aktivitäten kürzlich neu organisiert. Konkret wurden die Marken Adecco und Adia zusammengeführt. Dabei wurden mehr als 500 Arbeitsplätze gestrichen.

Die Anleger lässt die Nachricht jedenfalls kalt: Bis um 11.45 Uhr ziehen Adecco Namen in einem freundlichen Gesamtmarkt (SMI +0,49%) um 1,3% auf 57,65 CHF an. (awp/mc/upd/ps)

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