Adecco-CEO Alain Dehaze. (Foto: Adecco)
Glattbrugg – Der Personalvermittler Adecco ist im vierten Quartal 2015 nur unwesentlich stärker gewachsen als in den Quartalen davor. Und auch der Start ins neue Jahr fiel wachstumsmässig bescheiden aus. Die Dividende soll trotzdem deutlich erhöht werden. Ausserdem wurde die Übernahme einer britischen HR-Firma angekündigt.
Nach 4% im zweiten und dritten Quartal wuchs Adecco organisch von Oktober bis Dezember um 5%, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Der Umsatz in dieser Periode wird mit 5,67 Mrd EUR ausgewiesen, was in der Berichtswährung Euro einem Plus von 10% entspricht.
Im grössten Markt Frankreich wuchs Adecco organisch mit 5% deutlich stärker als zuletzt. CEO Alain Dehaze zeigte sich im Interview mit AWP denn auch zufrieden «Wir haben immer gesagt, dass Frankreich als letztes Land zu Wachstum zurückkehren wird. Jetzt ist es soweit.» Die höchsten Wachstumsraten wurden derweil in Italien (+19%), Benelux (+15%) oder Iberia (+13%) erzielt, während die Schweiz (-2%) unter dem hohen Franken litt.
Abschreibungen auf Software
Negativ überrascht hat der Westschweizer Stellenvermittler dagegen auf Gewinnstufe. Nachdem Adecco bereits im dritten Quartal mit einem Goodwill-Impairment von über 740 Mio EUR für Schlagzeilen gesorgt hatte, kommen jetzt weitere Abschreibungen dazu. Im vierten Quartal wurden insgesamt 45 Mio EUR für Software abgeschrieben. Das habe vor allem mit dem Technologie-Wandel zu tun, hiess es.
Werden die Sondereffekte heraus gerechnet, liegt der Betriebsgewinn (EBITA) bei 310 Mio EUR mit einer Marge von 5,5%. Nach Abschreibungen sind es dann allerdings lediglich noch 262 Mio. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von 184 Mio EU (VJ 185 Mio).
Im Gesamtjahr 2015 resultierte ein organisches Wachstum von 4% bei einer adjustierten EBITA-Marge von 5,2%. Der Reingewinn fiel vor allem wegen des riesigen Goodwillabschreibers mit 8 Mio EUR minimal aus. Dies hat aber – wie Adecco bereits früher angekündigt hat – keinen Einfluss auf die Dividende. Sie soll nämlich um 14% auf 2,40 CHF pro Aktie erhöht werden, wobei die Ausschüttungsquote damit genau in der Mitte der Zielbandbreite von 40-50% liegt.
Keine Wachstumsbeschleunigung im Januar und Februar
Ins neue Jahr 2016 ist Adecco mit wenig Schwung gestartet und muss mit organisch und arbeitstagbereinigten 4% für Januar und Februar gar einen leichten Rückschlag gegenüber dem vierten Quartal (5%) hinnehmen. Gewachsen ist das Unternehmen gemäss den Angaben zum Jahresbeginn im wichtigen Markt Frankreich. In Nordamerika sei das Geschäft stabil gewesen, in Italien, Iberia und Benelux sei hingegen ein leichter Rückgang bei den Wachstumsraten verzeichnet worden.
Allzu beunruhigt zeigte sich das Management deswegen allerdings nicht, zumal die Vergleichsbasis schwieriger sei. Laut Finanzchef wirkt sich im ersten Quartal ausserdem der Ostereffekt (2015 im Q2, 2016 im Q1) mit -30 Basispunkten auf die Bruttomarge aus. Ein Ausblick für das Gesamtjahr 2016 wird derweil wegen der «limitierten Visibilität» nicht gegeben.
«Unsere Geschäftsziele reflektieren dies und sind daher über einen vollen Wirtschaftszyklus definiert», so der Finanzchef zu AWP. Gemäss den seit Januar geltenden Mittelfristziele will Adecco organisch mindestens so stark zulegen wie die Hauptkonkurrenten und über den Zyklus eine EBITA-Marge von 4,5% bis 5,0% erreichen.
Aktie leicht im Plus
Ausserdem wurde heute bekannt, dass Adecco eine «freundliche» Kaufofferte für die im HR-Bereich tätige britische Penna Consulting lancieren wird. Adecco bietet pro Aktie 365 Pence in bar, was einen Übernahmepreis von 105 Mio Pfund ergibt. Das Management erhofft sich einen Wachstumsbeitrag sowie Synergien und erwartet einen positiven Beitrag zum Unternehmenswert drei Jahre nach dem Kauf.
Die Adecco-Aktie reagierte anfänglich negativ auf die heutigen News, erholten sich aber später und schlossen 1,47 % höher bei 62.00 Franken. Analysten bezeichneten die Zahlen als im Rahmen der Erwartungen, wobei der Abschreiber negativ und die Dividende positiv vermerkt wurden. (awp/mc/pg)