Adecco enttäuscht mit Margenentwicklung – Aktie bricht ein
Zürich – Der Stellenvermittler Adecco ist gegen Jahresende 2017 zwar etwas schneller gewachsen als zuletzt. Im neuen Jahr zeichnet sich jedoch eine leichte Wachstumsverlangsamung ab. Zudem gibt es unter Analysten grosse Fragezeichen zur Entwicklung der Profitabilität. Die Investoren reagierten ungnädig.
Die Adecco-Aktie war am Donnerstag mit einem Minus von 8,2% auf 69,98 CHF die grosse Verliererin am Schweizer Aktienmarkt. Zeitweise betrug das Minus mehr als 9%. Zum Vergleich: Ende Januar wurde bei gut 80 CHF noch ein Mehrjahreshoch markiert.
Dabei kann Adecco sehr wohl Erfolge vorweisen. Das Unternehmen wuchs im Schlussquartal 2017 so schnell wie seit langem nicht mehr. Das organische Wachstum (arbeitstagsbereinigt) kam bei 7% zu liegen. In den vier vorangegangenen Quartalen waren es jeweils 6% gewesen. «Praktisch alle Märkte und Regionen haben sich positiv entwickelt», sagte CEO Alain Dehaze.
Noch immer die Nummer eins
Der Umsatz in der Berichtswährung Euro stieg derweil um 3% auf 6,06 Mrd EUR. Adecco blieb damit im Schlussquartal vor Randstad der weltgrösste Stellenvermittler. Gut lief es unter anderem im wichtigen Markt Frankreich, wo ein Umsatzplus (organisch, arbeitstagsber.) von 9% resultierte. Damit sei die Lücke zur Konkurrenz geschlossen worden, hiess es. Sogar zweistellige Wachstumsraten zeigten die kleineren Märkte Italien (+28%), Benelux/Nordeuropa (+12%) und Spanien/Portugal (+11%).
Verhaltener entwickelte sich die Region Deutschland/Österreich/Schweiz mit +4%, wobei allerdings die Schweiz allein mit 11% eine gute Leistung zeigte. Das Geschäft im Segment Nordamerika/Grossbritannien/Irland hinkte ebenfalls etwas hinterher. Dehaze hofft jedoch, dass die US-Steuerreform dies bald ändern wird.
Feiertagseffekte belasten
Weniger gut als die Umsatzzahlen waren die Kennziffern zur Profitabilität. So ging die Bruttogewinnmarge um 90 Basispunkte auf 17,9% zurück und die EBITA-Marge (ohne Einmaleffekte) um 50 Basispunkte auf 4,6%.
Dies gilt als Hauptgrund für den Absturz des Aktienkurses, hatten Analysten im Vorfeld doch bessere Werte erwartet. Das Management erklärte die Entwicklung primär mit negativen Feiertagseffekten. «Die zugrunde liegende Profitabilität ist im vierten Quartal gleich geblieben, und wir sehen auch keinen zusätzlichen Preisdruck», betonte CEO Dehaze.
Er zeigte sich ausserdem – auf mittlere Frist – zuversichtlich für die weitere Margenentwicklung und verwies auf die digitalen Projekte sowie das Sparprogramm. Bekanntlich will Adecco bis 2020 die Verkaufs- und Verwaltungskosten (SG&A) um 250 Mio EUR senken, wobei bereits die Rechnung 2018 um rund 50 Mio EUR entlastet werden soll.
Positive Steuereffekte
Die Investoren liessen sich davon nicht überzeugen. Nur ein schwacher Trost war, dass der Reingewinn im vierten Quartal deutlich höher ausfiel (297 Mio EUR; +38%). Der Hauptgrund für diese Steigerung waren Neubewertungs-Effekten durch die Steuerreformen in Frankreich und den USA.
Auch weitere Zückerchen vermochten die Stimmung an der Börse nicht zu verbessern. So wurde eine um 10 Rappen höhere Dividende von 2,50 CHF pro Aktie in Aussicht gestellt. Darüber hinaus lancierte der Konzern ein neues Aktienrückkaufprogramm über 150 Mio EUR. Basis für die höhere Dividende war ein 9% höherer Gesamtjahresgewinn von 788 Mio EUR. Der Gesamtjahresumsatz kam bei 23,66 Mrd EUR zu liegen und damit um 4% über dem Vorjahr.
Tiefere Wachstumsrate zu Jahresbeginn
Eine zusätzliche Belastung für den Aktienkurs war der «Ausblick». Zwar nannte das Management wie üblich keine konkreten Ziele. Es bezifferte jedoch die Wachstumsraten kombiniert für den Januar und den Februar (organisch, bereinigt) auf 5%.
CEO Dehaze wollte allerdings diese Wachstumsverlangsamung gegenüber dem Schlussquartal nicht überbewerten und verwies auf neuerliche Feiertagseffekte. Wegen dieser werde auch die Bruttomarge im ersten Quartal mit 30 Basispunkten belastet. Insgesamt sei das «Momentum» zu Beginn des neuen Jahres ähnlich gut gewesen wie am Schluss des alten, betonte er. (awp/mc/ps)