Neuer Adecco-Chef dürfte mit Rückenwind starten
Zürich – Der Personaldienstleister Adecco erhält im Juli einen neuen Chef. Dieser heisst Denis Machuel und dürfte sein Amt in einem Umfeld antreten, in dem Rückenwind bläst.
Alain Dehaze hat in den letzten Jahren als CEO die Grundlage gelegt, damit die Adecco Group schneller wachsen und Marktanteile gewinnen kann. Umsetzen soll nun aber ein anderer.
Der 58-jährige Franzose Machuel leitete bislang das französische Unternehmen Sodexo, welches unter anderem auf Gemeinschaftsverpflegung und Facilitymanagement spezialisiert ist. Dehaze, der im nächsten Jahr 60 Jahre alt wird, wirkte insgesamt 13 Jahre für Adecco, davon knapp sieben Jahre als CEO.
Der Belgier habe in dieser Zeit ein «starkes Fundament für eine sehr gute Zukunft gelegt», sagte Verwaltungsratspräsident Jean-Christophe Deslarzes. Konkret habe er der Gruppe eine neue Struktur verpasst, die digitale Transformation vorangetrieben und wichtige Übernahmen getätigt.
Nicht über Nacht
Er betonte ausserdem, dass der CEO-Wechsel «nicht über Nacht» geschehen sei. Dehaze habe vielmehr den Wunsch geäussert, vor dem nächsten Strategiezyklus zurückzutreten. Zudem glaube auch der Verwaltungsrat, es sei – «beim aktuellen Stadium der Entwicklung des Unternehmens» – der richtige Zeitpunkt für einen CEO-Wechsel.
Der Präsident betonte ausserdem, dass der neue CEO in erster Linie die aktuelle Strategie umzusetzen habe. «Unsere Strategie ist die richtige», so Deslarzes.
Wieder schneller gewachsen
Wie CEO Dehaze betonte, habe diese im ersten Quartal 2022 auch schon erste Früchte getragen. So wuchs der Konzern wieder etwas schneller als zuletzt. Konkret steigerte die Gesellschaft den Umsatz um 10 Prozent auf 5,45 Milliarden Euro. Bereinigt um Wechselkurseffekte und um die unterschiedliche Anzahl Arbeitstage betrug das organische Wachstum 5 Prozent, was am oberen Rand der Erwartungen lag.
In Sachen Profitabilität bleibt Adecco gut aufgestellt: Die Bruttomarge nahm um 100 Basispunkte auf rekordhohe 21,1 Prozent zu. Gründe dafür seien Preiserhöhungen und ein besserer Geschäftsmix, also ein höherer Anteil an hochmargigem Geschäft, hiess es.
Die (bereinigte) operative EBITA-Marge sank derweil um 0,8 Prozentpunkte auf 3,4 Prozent. Bekanntlich investiert der Konzern aktuell viel Geld in das künftige Wachstum, was sich bei dieser Kennzahl auswirkt. Unter dem Strich verdiente das Unternehmen 92 Millionen und damit 26 Prozent weniger. Die Analystenerwartungen wurden bei den Gewinnzahlen verfehlt.
CFO Coram Williams betonte allerdings, dass der Höhepunkt der Wachstumsinvestitionen im ersten Quartal erreicht worden sei. Bei der EBITA-Marge wird denn auch für das zweite Quartal eine Verbesserung gegenüber dem Vorquartal (3,4%), jedoch eine Verschlechterung gegenüber dem Vorjahresquartal (4,5%) prognostiziert. Auch beim Umsatzwachstum wird für das zweite Quartal im Vergleich zum ersten wegen der Wachstumsinvestitionen eine Verbesserung erwartet.
Höhere Margen im zweiten Halbjahr
Der neue CEO Machuel dürfte dann in einem freundlichen Umfeld starten, hiess es. Adecco geht davon aus, dass im zweiten Halbjahr höheres Wachstum und höhere Margen erreicht werden. CFO Williams erklärte dies mit den sich aufhellenden Perspektiven.
«Die aktuelle Talentknappheit hilft uns und erhöht die Nachfrage nach unseren Dienstleistungen», sagte er. Auch die weltweit anziehenden Löhne sind laut dem Adecco-Finanzchef hilfreich.
An der Börse lösten die News gleichwohl keine Freudentänze aus. Die Adecco-Aktie gab bis Handelsschluss in einem unveränderten Gesamtmarkt 5,8 Prozent auf 38,28 Franken nach. Analysten erklärten dies mit eher enttäuschenden Gewinnzahlen. Zudem halte sich die Begeisterung über den neuen CEO in Grenzen, da dieser nicht mit einem extrem überzeugenden Leistungsausweis aufwarten könne.
Und manchenorts wird zudem bezweifelt, ob der Neue tatsächlich mit Rückenwind starten kann. Dehaze hinterlasse die eine oder andere Baustelle, etwas die Integration von Akka. (awp/mc/ps)