Adecco tätigt grösste Übernahme der Firmengeschichte

Adecco-CEO Alain Dehaze. (Foto: Adecco)

Zürich – Adecco ist je länger je mehr kein reiner Stellenvermittler mehr. Mit einer Grossübernahme wird diese Entwicklung nun beschleunigt. Adecco verkündete am Mittwoch die grösste Übernahme seit der Fusion von Adia und Ecco in den Neunzigerjahren. Für 2 Milliarden Euro kauft die Gesellschaft die belgische Firma Akka Technologies.

Damit wird das Technologiegeschäft gestärkt, das bislang nur gut ein Zehntel zum Umsatz beisteuerte. Mit Akka kommt es auf einen Anteil von 17 Prozent.

Ausgelagerte Produktentwicklung
Primär geht es dabei um ausgelagerte Produktentwicklung, sagte Adecco-CEO Alain Dehaze. «Schon heute sind 5 Prozent der Produktentwicklung weltweit outgesourct.» In gewissen Branchen sei es auch schon deutlich mehr.

Dieser Markt wachse jährlich um 6 bis 8 Prozent, insbesondere weil die Digitalisierung höhere Anforderungen an neue Produkte stelle. «Alle Produkte werden intelligent, alle brauchen entsprechende Entwicklungs-Ressourcen, und genau die bieten wir», so Dehaze.

50’000 Ingenieure und IT-Experten
Insgesamt beschäftige Adecco nach der Übernahme von Akka in diesem Geschäftsbereich weltweit 50’000 Ingenieure und IT-Experten – was fast der Einwohnerzahl der Stadt Biel entspricht.  

Von Vorteil sei dabei, dass sich die heutigen Adecco-Technologietochter Modis und Akka gut ergänzten. «Akka hat primär Ingenieurfähigkeiten, Modis primär IT-Fähigkeiten», sagte Dehaze. «Das ergibt eine sehr gute Kombination.»

Er betonte in diesem Zusammenhang, dass die Übernahme sich schon ab dem ersten Jahr positiv auf die Marge und den Gewinn auswirken soll.

Der Deal soll im ersten Halbjahr 2022 abgeschlossen werden. Denn es braucht unter anderem ein formales Übernahmeangebot, weil die Firma in Paris und Brüssel kotiert ist. Trotzdem ist der Deal praktisch in trockenen Tüchern. Denn die Mehrheitsbesitzer haben den Verkauf ihres Anteil von 60 Prozent des Kapitals schon zugesagt.

Starkes Wachstum
Das klassische Geschäft mit Temporärarbeitern bleibt aber auch nach dem Zukauf zentral. Es steuerte im zweiten Quartal 2021, über das Adecco ebenfalls am Mittwoch rapportierte, gut 80 Prozent zum Umsatz bei. Der dritte Pfeiler des Geschäfts ist die Sparte «Talent Solutions», die unter anderem Fachkräftevermittlung, Weiterbildungen und Karriereberatungen anbietet.

Insgesamt zeigte der gesamte Konzern im zweiten Quartal starkes Wachstum. Der Umsatz in der Berichtswährung Euro stieg um 26 Prozent auf 5,26 Milliarden. Bereinigt um Devestitionen, Wechselkurseffekte und um die unterschiedliche Anzahl Arbeitstage betrug das Plus sogar 29 Prozent.

Bei diesem Vergleich muss aber berücksichtigt werden, dass das Geschäft im Vorjahreszeitraum massiv unter den Massnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie gelitten hatte.

Mit Blick auf die weitere Geschäftsentwicklung des Gesamtkonzerns sprach CFO Coram Williams von einem verbesserten Momentum im dritten Quartal.

CEO Dehaze räumte allerdings ein, dass auch schon eine Knappheit an «Talenten» und steigende Löhne festgestellt worden seien. Dazu komme die Chipkrise, die bestimmte Sektoren beeinträchtige. So hätten die Volumina um zweiten Quartal denn auch noch 5 Prozent unter dem Vorkrisen-Level gelegen. So gesehen kommt die breitere Abstützung des Unternehmens mit der Übernahme der wachstums- und margenstarken Akka also durchaus zur rechten Zeit.

Aktie im Minus
An der Börse löste die Übernahme gleichwohl keinen Applaus aus. Bis Börsenschluss sackte die Aktie um fast 8 Prozent auf 56,60 Franken ab.

Händler verwiesen auf die Finanzierung des Deals, die unter anderem über Hybridanleihen erfolgen soll, auf das gestoppte Aktienrückkaufprogramm und generelle Durchführungsrisiken der Transaktion. (awp/mc/pg)

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