Zürich – Der Personaldienstleister Adecco schreibt schwarze Zahlen, obwohl das Geschäft wegen Corona drastisch eingebrochen ist. Was die Zukunft angeht, bietet die Krise auch Chancen.
Im Lockdown ging für Adecco nicht mehr viel. Unternehmen strichen als erstes die Temporärstellen zusammen. In der Folge ging im April, dem Höhepunkt des Lockdowns in Europa, der Umsatz von Adecco gegenüber dem Vorjahresmonat um ein Drittel zurück.
Im Mai und Juni, den beiden restlichen Monaten des zweiten Quartals, hellte sich die Lage nur leicht auf. So resultierte für das gesamte zweite Quartal ein Rückgang von 29 Prozent auf 4,18 Milliarden Euro.
Besonders wuchtig war der Rückgang in Ländern mit einem umfassenden Lockdown. So brach der Umsatz in Frankreich, wo ein Fünftel der Einnahmen herkommen, um über 40 Prozent ein. In der Schweiz ging er bereinigt um 28 Prozent zurück.
Marktanteile gewonnen
Insgesamt zeigten die Zahlen trotzdem, dass die Gesellschaft erfolgreich durch die Krise navigiere, sagte Finanzchef Coram Williams. So habe man sich in Frankreich, aber auch in Italien, Japan und Spanien besser entwickelt als die Konkurrenz.
Und vor allem sei Adecco vergleichsweise profitabel geblieben. «Wir haben gezeigt, wie belastbar der Konzern ist und wie agil er aufgestellt ist», so Williams. Er räumte ein, dass er am Anfang des Quartals befürchtet habe, dass man in die roten Zahlen rutsche. Und die meisten Analysten hatten auch damit gerechnet.
Nun aber resultierte ein bereinigtes operative Ergebnis (EBITA) von 75 Millionen (-72%) und ein Konzerngewinn von 21 Millionen (-87%). Ein Grund für die knapp schwarzen Zahlen seien die raschen Kostenmassnahmen gewesen. «Wir haben eine sehr flexible Kostenstruktur und wir haben früh realisiert, dass wir sparen müssen», sagte der CFO dazu.
Die Krise hilft
Ein weiterer Grund für die nun bessere Entwicklung sei gewesen, dass der Konzern breit aufgestellt sei. So habe das margenstarke Geschäft mit Laufbahnberatung, Outplacement und Personalschulung in der Krise einen positiven Verlauf genommen.
Und das soll auch so weitergehen. Die auf «Karriereveränderung» spezialisierte Tochter LHH habe eine gut gefüllte Pipeline, sagte Adecco-CEO Alain Dehaze. Er geht daher davon aus, dass dieser Bereich im dritten Quartal zweistellig wachsen wird.
Hintergrund sei, dass schon diverse Firmen Restrukturierungen angekündigt hätten. «Nach den Sommerferien werden wir den betroffenen Mitarbeitern zu helfen beginnen, eine neue Stelle zu finden», so Dehaze.
Flexibilität bleibt Trumpf
Die aktuelle Krise ist laut CFO Williams aber auch noch aus einem anderen Grund eine Chance: Flexibilität im Bereich des Personals werde gefragter sein als vorher, das sei für viele Firmen eine der Lehren aus Corona. «Und davon profitiert ein Personaldienstleister wie wir naturgemäss.»
Zunächst aber ist mit einem weiteren Umsatztaucher zu rechnen. Denn die Lage habe sich im Juli nur schrittweise verbessert, hiess es. Zudem sei die Unsicherheit nach wie vor sehr hoch.
«Es ist möglich, dass es in einigen Ländern zu neuerlichen Corona-Massnahmen kommt wie kürzlich in Australien», sagte Finanzchef Williams. Auch gebe es Anzeichen für zweite Wellen, etwa in Hongkong. Williams Fazit daher: «Es wird eine allmähliche Erholung geben, aber sie wird nicht linear verlaufen.» (awp/mc/ps)