Adecco übernimmt General Assembly
Zürich – Der Personalvermittler Adecco kauft in den USA zu. Er übernimmt die weltweit im Bereich digitaler Ausbildung und Karrieren-Transformation tätige Firma General Assembly (GA). Diese ist 2011 in den USA entstanden und betreibt 20 Ausbildungs-Campus in sechs Ländern. Adecco will damit ihr Ausbildungs-Geschäft stärken und erwartet Synergien vor allem im eigenen Solution-Geschäft.
Der Unternehmenswert der Übernahme beträgt 412,5 Millionen US-Dollar (335 Mio EUR), wie Adecco am Montag mitteilte. Die Transaktion werde sich ab dem dritten vollen Jahr positiv auf den Unternehmenswert (EVA) auswirken. Sie soll aus den bestehenden finanziellen Ressourcen finanziert werden und dürfte im (laufenden) zweiten Quartal 2018 – nach Genehmigung durch die Behörden – abgeschlossen werden.
Eigenständige Division
GA ist den Angaben zufolge global führend in der Vermittlung digitaler Kompetenzen für Einzelpersonen und Unternehmen. Ihr Geschäfts-Modell könne zudem hohe Skaleneffekte erzielen, indem die Programminhalte via diverser Kanäle verbreitet werden könnten.
Der Zugang zu den über 100’000 Unternehmenskunden, zur globalen Infrastruktur, zu den entsprechenden Daten und dem Know-how von Adecco werde das Wachstumspotential von GA zudem weiter verbessern, heisst es. Adecco sieht derweil vor allem Synergie-Potential im eigenen Bereich ‹Solutions›. GA werde dabei als eigenständige Division innerhalb der Gruppe vom Firmen-Gründer Jake Schwartz geführt.
Adecco-CEO Alain Dehaze erklärt den Kauf damit, dass die Kunden die digitalen Fähigkeiten ihrer Angestellten verbessern wollten. Die Nachfrage nach digitalen Kenntnissen sei wachsend, das Angebot aber beschränkt. Auch die Automatisierung in vielen Bereichen erfordere neue Kenntnisse. Mit dem Zukauf könne man die Bedürfnisse der Kunden nun besser erfüllen.
GA ist laut Mitteilung in den letzten Jahren um 30 Prozent pro Jahr gewachsen, der Umsatz für 2017 wird mit 100 Millionen US-Dollar angegeben. Für das laufende Jahr 2018 sei zudem ein «starkes zweistelliges organisches Umsatzwachstum» zu erwarten.
Die Firma sei derzeit in einer Phase starken Wachstums, so die Mitteilung. Entsprechend dürfte der Gruppengewinn von Adecco durch die Übernahme leicht verwässert werden. Ab dem nächsten Jahr sollte sich der Zukauf dann aber leicht positiv auswirken. Mittelfristig geht Adecco dann davon aus, dass die EBITA-Margen von GA bedeutend höher ausfallen werden als der Gruppendurchschnitt.
2018 keine weiteren grösseren Akquisitionen zu erwarten
GA ist bereits die zweite US-Akquisition in diesem Jahr. Im Februar wurde die digitale Rekrutierungsplattform Vettery erworben. Weitere grössere Akquisitionen seien dieses Jahr nun aber nicht mehr zu erwarten, heisst es bei Adecco. Der Fokus liege jetzt auf der Integration der Zukäufe.
Die finanzielle Situation bleibe derweil auch nach den Zukäufen «stark», betont Adecco weiter. Der vor kurzem angekündigte Aktienrückkauf über 150 Millionen Euro soll aber erst im vierten Quartal 2018 und im frühen 2019 durchgeführt werden, dies aufgrund des jeweils stärkeren freien Cash flows im zweiten Halbjahr und den jetzt getätigten Akquisitionen, wie es heisst.
Die Adecco-Aktie büsst am Montag gegen 10 Uhr mit -0,1% auf 67,02 Fr. leicht an Terrain ein, dies in einem generell leicht festeren Gesamtmarkt (SPI +0,4%). Analysten sprechen von einem stolzen Kaufpreis für GA. Er sei mit einem EV/Umsatz 2017 von 4,1x – Adecco selbst ist mit 0,5x bewertet – sehr hoch, meint etwa die ZKB in einem Kommentar, GA weise jedoch ein klar besseres Wachstums- und Margenprofil auf als Adecco.
Der zuständige Analyst hat das Papier erst am vergangenen Freitag auf «Marktgewichten» zurückgestuft, dies vor dem Hintergrund des fortgeschrittenen Konjunkturzyklus, der Investitionen in digitale Geschäftsbereiche und der angekündigten Restrukturierungskosten. Die leichte Verwässerung für 2018 durch die Übernahme sei derweil bereits in der Guidance von Adecco enthalten, heisst es. (awp/mc/ps)