Wallisellen – Adecco weist für das zweite Quartal 2017 ein solides Wachstum aus. Gleichwohl enttäuschte der weltgrösste Personalvermittler viele Investoren, und an der Börse gehört die Aktie zu den Hauptverlierern. Dabei versprüht das Management Zuversicht für die kommenden Quartale, auch für die zuletzt schwächelnden Märkte USA und Deutschland.
Konzernchef Alain Dehaze ist zufrieden: «Wir haben nun drei Quartale mit einem schönen Wachstum hinter uns», sagte er am Donnerstag nach der Zahlenpräsentation. Tatsächlich wies Adecco wie schon im Schlussquartal 2016 und im Startquartal 2017 ein um Arbeitstage bereinigtes organisches Wachstum von 6% aus (nicht bereinigt: 5%). Zuvor wares es jeweils deutlich weniger gewesen.
Analysten hatten allerdings nach der Zahlenpräsentation der Konkurrenten Manpower und Randstad noch mehr erwartet. An der Börse wurde Adecco prompt abgestraft: Die Aktie trug im Feld der Blue Chips seit Handelsbeginn die rote Laterne. Am Schluss summierten sich die Verluste auf 6,4% auf 69,40 CHF. Die Papiere unterschritten erstmals seit Anfang April wieder die 70-CHF-Marke.
Auch die anderen Kennzahlen kamen unter den Prognosen zu liegen. Der Umsatz in der Berichtswährung Euro nahm um 5% auf 5,97 Mrd EUR zu. Der Bruttogewinn stieg um 2% auf 1,09 Mrd EUR, wobei die entsprechende Marge um 50 Basispunkte auf 18,3% sank. Der EBITA (adj.) erhöhte sich derweil um 1% auf 288 Mio EUR mit einer Marge von 4,8% (VJ 5,0%). Auf Stufe Reingewinn wurde ein ebenfalls 1% höherer Wert von 192 Mio EUR erreicht.
Macron-Effekt
Aufgeschlüsselt nach Produktbereichen wuchs Adecco im allgemeinen Temporärbereich um 6%, wohingegen der Bereich Fachkräftevermittlung stagnierte. Nach Regionen legte Adecco im grössten Markt Frankreich, wo knapp ein Viertel des Umsatzes erzielt wird, um 9% zu (organisch, arbeitstagebereinigt). Die Zunahme sei breit abgestützt gewesen, hiess es. Geboomt hätten vor allem die Bereiche Logistik, Bau und Autoindustrie. Ein noch höheres Wachstum wurde in Italien (+27%), auf der iberischen Halbinsel (+12%) und in Benelux/Nordeuropa (+10%) erzielt.
Nicht gewachsen ist das Unternehmen hingegen in «Nordamerika/Grossbritannien/Irland» sowie in der Region «Deutschland, Österreich, Schweiz», wobei in der Schweiz allein ein Plus von 3% verzeichnet wurde. In den USA seien Kunden abgesprungen, in Grossbritannien habe sich die Finanzindustrie wegen des Brexits zurückgehalten, und in Deutschland habe sich der Zusammenschluss von Geschäftsbereichen negativ ausgewirkt, hiess es zur Begründung.
CEO Dehaze zeigte sich aber zuversichtlich, dass dem Unternehmen in den USA und in Deutschland bald die Trendwende gelingt. Gleichzeitig stünden die Zeichen auch in Frankreich weiterhin auf Wachstum. Es gebe dank dem neuen Präsidenten Emmanuel Macron eine positive Dynamik. Entscheidend sei nun, ob im September die Arbeitsmarktreform gelinge. «Frankreich braucht einen agileren und weniger regulierten Arbeitsmarkt, damit die Wirtschaft wachsen kann; und das wäre dann auch gut für uns», so der Firmenchef.
Digitalisierung hilft
Die Rentabilität war auf den ersten Blick rückläufig, weil sich die Gewinnzahlen schwächer als der Umsatz entwickelten. Das Unternehmen erklärte dies in erster Linie mit dem «Ostereffekt» (2017 im Q2, 2016 im Q1).
Gleichzeitig räumte das Management auch gewisse «Preis- und Mixeffekte» ein. Dagegen soll die Digitalisierung helfen. So verkündete Adecco eine Partnerschaft mit dem Unternehmen Mya Systems. Dieses Unternehmen bietet Programme zur Automatisierung des Rekrutierungsprozesses an.
Mit solchen Instrumenten könnten auch neue Kundengruppen angesprochen werden, hiess es. Kurzfristig soll beim Wachstum jedoch alles beim alten bleiben. Im Juni habe das positive Momentum mit einem bereinigten Wachstum von 6% angehalten. Und im Juli sei das Volumen vergleichbar zum Juni weitergewachsen, hiess es. Und der CEO fügte an: «Aus heutiger Sicht gibt es keinen Grund, warum die Wachstumsgeschichte nicht weitergehen sollte.» (awp/mc/upd/ps)