Freiburg – Die Privatspital- und Luxushotelgruppe Aevis Victoria hat im vergangenen Jahr dank des Verkaufs einer Beteiligung einen hohen Gewinn erzielt. Aevis verzichtet dennoch auf die Ausschüttung einer Dividende. Die Aussichten werden vor allem im Hotelgeschäft durch das Coronavirus stark eingetrübt.
Die vom Bund erlassenen Massnahmen gegen die Ausbreitung des Virus haben die Tourismusbranche voll erfasst und damit auch Luxushotels der Aevis-Gruppe wie das Jungfrau-Victoria in Interlaken oder das Eden au Lac in Zürich. Der Hotelbereich werde wohl bis in den Sommer hinein von vielen Stornierungen von Reisen und Konferenzen betroffen sein, teilte Aevis am Freitag mit.
Verschobene Operationen
Vom Coronavirus betroffen ist auch der Alltag in den Spitälern der Aevis-Klinikentochter Swiss Medical Network. Sie arbeiten laut Aevis im Kampf gegen das Virus in ihren jeweiligen Kantonen mit den öffentlichen Spitälern zusammen. Die Spitäler seien aber auch darauf vorbereitet, wegen der Krise verschobene Operationen in den kommenden Monaten zu kompensieren, schreibt Aevis.
Aevis-Privatklinik vom Kanton beschlagnahmt
Im Kampf gegen das Coronavirus greift der Kanton Freiburg direkt ins Geschäft der Aevis Victoria-Gruppe ein. So ist die Clinique Générale vom Kanton beschlagnahmt worden, wie Aevis-CEO Antoine Huber an einer Telefonkonferenz erklärte. Das gesamte, rund 40-köpfige Pflegepersonal der Klinik ist an das Freiburger Kantonsspital verlegt worden und soll dort helfen, den erwarteten Ansturm von Corona-Patienten zu bewältigen.
Schwierige Planung
Möglich macht dies eine vom Kanton Freiburg vergangene Woche erlassene Verordnung. Darin behält sich der Kanton vor, auf Personal und Infrastrukturen der Privatkliniken zuzugreifen, um die Kapazitäten am Kantonsspital zu erhöhen. Laut Verordnung kann der Kanton auch die Verteilung der Vorräte an Desinfektionsmittel, Masken oder Medizinbekleidung je nach Priorität eigenhändig regeln.
Insgesamt habe die Planbarkeit des Geschäfts mit dem Ausbruch des Coronavirus deutlich abgenommen. Vorhersagen für die kommenden Monate kann die Gruppe keine machen. Und auch die finanziellen Auswirkungen des Lockdowns auf das Geschäft könnten noch nicht beziffert werden.
Als Reaktion auf die Krise hat Aevis Massnahmen zur kurzfristigen Sicherung der Liquidität ergriffen. Und auch vom Bund und den Kantonen verspricht man sich bei Aevis finanzielle Hilfe. Die Gruppe hofft, dass alle Kantone dem Beispiel des Kantons Bern folgen werden und die Spitäler und Kliniken für die erlittenen Defizite entschädigen.
Verzicht auf Dividende
Im Jahr 2019 erzielte Aevis einen hohen Gewinn von 173 Millionen Franken nach einem Verlust von 6,6 Millionen im Jahr 2018, wie es in der Mitteilung weiter heisst. Bekanntlich hat Aevis die Mehrheit an den Spitalimmobilien von Infracore verkauft, was beinahe 200 Millionen in die Kassen spülte.
Auf die Ausschüttung einer Dividende verzichtet die Aevis-Gruppe angesichts der unsicheren Lage. Im vergangenen Jahr wurden den Aktionären je Titel 1,10 Franken bezahlt.
Mit dem Infracore-Verkauf und dem Verkauf der Beteiligung an der Genfer Générale Beaulieu Immobilière sei die Verschuldung aber deutlich reduziert worden, hiess es. Die Eigenkapitalquote schnellte daher um 13,3 Prozentpunkte auf 37,3 Prozent hoch.
Umsatz um 42% gesteigert
Bereits seit Ende Februar sind die Umsatzzahlen der Gruppe bekannt. Der Gesamtumsatz wuchs mit den Beteiligungsverkäufen um deutliche 42 Prozent auf 933 Millionen Franken, der Nettoumsatz (ohne Arzthonorare) stieg um knapp 46 Prozent auf 845 Millionen Franken.
Betrachtet man ausschliesslich das organische Wachstum der Gruppe, so betrug dieses auf Konzernebene 3,7 Prozent. Der Hotelbereich wuchs mit 3,3 Prozent und das Spitalsegment mit 4,0 Prozent. Im Segment Immobilien schliesslich betrug das organische Wachstum 2,9 Prozent. (awp/mc/pg)