Affichage Holding-CEO Daniel Hofer.
Genf – Die Affichage Gruppe ist im Ausland gescheitert. Nach erneut hohen Wertberichtigungen auf den Auslandsengagements sowie einem neuerlichen grossen Jahresverlust soll die strategische Priorität inskünftig wieder klar im Heimmarkt Schweiz liegen.
Wie schon 2009 schloss Affichage auch das Jahr 2010 tief in den roten Zahlen. Der Grund dafür sind wieder Impairments auf den Auslandbeteiligungen im Betrag von insgesamt 70,8 Mio CHF. Als Folge davon resultierte ein negativer EBIT von 39,1 (VJ -65,2) Mio CHF sowie ein Verlust von 52,3 Mio CHF, nach einem Minus von 59,1 Mio CHF im Vorjahr, wie das in der Vermarktung von Aussenwerbung tätige Unternehmen am Mittwoch in einer Mitteilung schreibt.
Gruppenumsatz um 10,5 Prozent rückläufig
Der Umsatz der Gruppe verminderte sich 2010 ebenfalls als Folge der schwierigen Situation im Ausland insgesamt um 10,5% auf 304,3 Mio CHF. Operativ konnte sich die Gruppe 2010 nicht zuletzt dank den ergriffenen Kostenmassnahmen verbessern; der EBITDA stieg um 12,5% auf 51,3 Mio CHF, die entsprechende Marge verbesserte sich auf 16,9% nach 13,4%. Im Heimmarkt Schweiz haben sich die Geschäfte im Urteil der Gesellschaft im Rahmen der Erwartungen entwickelt. Der Umsatz erhöhte sich dank einem stärkeren zweiten Semester insgesamt um 3,6% auf 259,0 Mio CHF. Der EBITDA wird mit 68,1 Mio CHF um 17,5% über dem Vorjahr ausgewiesen. Dies entspricht einer EBITDA-Marge von 26,3% (VJ 23,2%). Das operativ betrachtet gute Ergebnis spiegelt nach Auffassung von Affichage das konsequente Kostenmanagement und die ersten positiven Auswirkungen der neuen Unternehmensstruktur.
Auslandumsatz bricht um knapp die Hälfte ein
Im Ausland setzte sich der Umsatzschwund mit einem Minus von 49,8% auf 45,2 Mio CHF beschleunigt fort. Der Auslandanteil am Gesamterlös verminderte sich damit auf noch 14,8% von 26,4%. Auf Stufe EBITDA resultierte ein Minus von 12,5 (VJ -8,1) Mio CHF. Im grössten Problemland Griechenland brachen die Erlöse um knapp 80% auf noch 10,7 Mio CHF ein. Das Nettoergebnis für Hellas wird mit -21,9 Mio CHF ausgewiesen. Besonders anspruchsvoll präsentiere sich die Lage neben Griechenland auch in Rumänien, wo Affichage neben einem markanten Umsatzrückgang zusätzlich mit fortdauernden juristischen Auseinandersetzung mit dem Minderheitsaktionär und Geschäftsführer konfrontiert sei.
Internationale Akquisitionsstrategie gescheitert
Insgesamt beurteilt das neue Affichage-Management die zahlreichen internationalen Akquisitionen im Nachhinein mehrheitlich als gescheitert oder zumindest als enttäuschend. Die positive Ausnahme Serbien könne nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Expansion ins Ausland für Affichage als grosse Belastung erwiesen und das Unternehmen insgesamt in eine unbefriedigende Situation geführt habe. Vor diesem Hintergrund soll die strategische Priorität der Gruppe inskünftig wieder klar auf dem Heimmarkt Schweiz liegen, das Auslandportfolio werde rasch an die neue strategische Ausrichtung angepasste. Dazu seien in den vergangenen Monaten bereits zahlreiche Verhandlungen mit möglichen Käufern und Joint-Venture Partnern geführt worden. Das neue Management gehe davon aus, «in naher Zukunft» deutliche Fortschritte bei der Umsetzung eines Portfolios mit stark reduziertem Risikoprofil kommunizieren zu können.
Eigenkapitaldecke schmilzt dahin
Das Eigenkapital verminderte sich 2010 auf 99,8 (165,2) Mio CHF, der Eigenfinanzierungsgrad beträgt noch 36,3%. Zur Stärkung der Eigenkapitalbasis schlägt der Verwaltungsrat der Generalversammlung einen erneuten Verzicht auf eine Dividende vor. Solange keine Dividende bezahlt wird, verzichtet der Verwaltungsrat weiter auf sämtliche Honorare. Der kommenden Generalversammlung wird zudem der ehemalige Publigroupe-Manager Robert Schmidli als neuer unabhängiger Verwaltungsrat vorgeschlagen. Bezüglich Geschäftsgang im laufende Jahr bleibt Affichage vorsichtig. Die konjunkturelle Entwicklung in den Auslandsmärkten und die damit korrelierenden Werbeausgaben werden sehr zurückhaltend beurteilt. In der Schweiz erwartet Affichage nach einem eher verhaltenen Start positive Impulse, basierend auf der allgemeinen konjunkturellen Situation, verbunden mit zusätzlichen Kampagnen aufgrund des Wahljahres. (awp/mc/ss/upd/ps)