Bern – Der Bundesrat will mit einem Aktionsplan die Risiken von Pestiziden um 50% reduzieren. Scienceindustries, der Branchenverband der Chemie-, Pharma- und Biotech-Firmen, fordert nun Korrekturen. In seiner vorliegenden Form sei der Plan nicht umsetzbar.
So sei zum Beispiel die vorgesehene Reduktion von Pestiziden «mit besonderem Risikopotenzial um 30% nicht akzeptabel», teilte Scienceindustries in einer Stellungsnahme am Mittwoch mit. Denn aus dem Aktionsplan gehe nicht hervor, welche Pflanzenschutzmittel aus welchem Grund betroffen seien.
Auch eine vom Bundesrat vorgeschlagene Lenkungsabgabe auf Pestiziden stösst bei der Industrie auf Widerstand. Damit könnten die Risiken nicht effektiv reduziert werden. «Nachhaltige Risikoreduktion wird durch Innovation, gute Beratung, richtige Anwendung und Fortbildung erreicht», heisst es.
«Lückenhafter Plan»
Scienceindustries habe seine Unterstützung von Anfang an davon abhängig gemacht, ob der Plan auf wissenschaftlichen Kriterien basiere, Kosten und Nutzen abgewäge und die Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Produktivität geklärt würden. Diese Kriterien seien nur lückenhaft erfüllt.
Es brauche deshalb Verbesserungen. Vor allem bei den Auswirkungen auf die Produktivität dürften die Behörden nicht auf das Wissen der forschenden Industrie verzichten. Der Verband nehme mit Befremden zur Kenntnis, dass der Aktionsplan «vorhandenes Forschungswissen und Know-How der Industrie» gänzlich ausblende.
Weiter müsse klargestellt werden, dass auch im biologischen Anbau Pflanzenschutzmittel eingesetzt würden, die längst nicht nur auf Naturprodukten basierten. Rund ein Drittel der in der Schweiz verkauften Produkte komme im biologischen Landbau zur Anwendung.
Scienceindustries fordert ausserdem, dass sich der Aktionsplan bei der Risikobeurteilung und der Beurteilung der Belastung der Schweizer Gewässer an international vergleichbaren Standards orientiere.
50 Massnahmen des Bundesrates
Mit dem Aktionsplan Pflanzenschutzmittel will der Bundesrat den Einsatz von Pestiziden vermindern und gleichzeitig die Nebenwirkungen ausserhalb der behandelten Parzellen begrenzen. Der Aktionsplan trage dazu bei, Lebensmittel zu produzieren, die den Erwartungen der Konsumenten und der Gesellschaft entsprächen.
Dafür werden 50 Massnahmen beschrieben. So sollen etwa alternative Pflanzenschutzmethoden wie die mechanische Unkrautbekämpfung gefördert werden. Mit neuen Anwendungsvorschriften soll die Auswaschung von Pflanzenschutzmitteln in die Gewässer reduziert werden.
Zudem sind Begleitmassnahmen im Bereich der Bildung und Beratung geplant. Gewerbliche Anwenderinnen und Anwender sollen in Weiterbildungskursen regelmässig über den neusten Wissensstand zur Risikominderung informiert werden.
Der Aktionsplan wurde in Zusammenarbeit mit den Bundesämtern für Umwelt und für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen sowie mit dem Staatssekretariat für Wirtschaft und Agroscope erarbeitet. Als Grundlagen dienten die Arbeiten von vier Expertengruppen sowie zwei Seminare mit den betroffenen Kreisen. (awp/mc/ps)