Mondobiotech-CEO Ruggero Gramatica.
Stans – Die unter Druck geratene Biotechnologie-Firma Mondobiotech sucht den Retter in Italien. Man stehe in Übernahmeverhandlungen mit der italienischen Pierrel Research International, teilte die kleine Stanser Firma am Donnerstagabend mit. Daraufhin schoss der Aktienkurs am Freitag durch die Decke.
Im frühen Handel an der Schweizer Börse explodierte der Kurs um 88 Prozent auf bis zu 0,75 CHF. Danach liess der Schwung allerdings deutlich nach. Bis gegen Mittag stand die Aktie noch um 35 Prozent höher auf 0,54 CHF. Das Volumen war mit 3,8 Mio gehandelten Aktien sehr hoch.
Unverbindliche Absichtserklärung
Am späteren Donnerstagabend hatte Mondobiotech in einer Mitteilung darüber informiert, dass eine unverbindliche Absichtserklärung mit den Italienern unterzeichnet worden sei. Der Zusammenschluss würde via eine Kapitaleinlage von 100 Prozent des Aktienkapitals von Pierrel Research in Mondobiotech vollzogen. Es sei vorgesehen, dass Pierrel Research nach Abschluss der Transaktion eine grosse Mehrheit des Aktienkapitals von Mondobiotech halte, hiess es weiter. Mondobiotech steht unter erheblichem Druck.
Keine Einnahmen und Riesenverlust
Ende November teilte die Firma mit, bis Ende Februar die Hälfte ihrer Arbeitsplätze abzubauen. Neun Mitarbeiter sollten entlassen werden. Durch die Restrukturierung erhalte Mondobiotech mehr Zeit, um die Lizenzierung von seinen medizinischen Wirkstoffen voranzutreiben und gleichzeitig neue Geldquellen zu suchen, hiess es. Denn das Unternehmen hat viel Geld verbrannt. Im ersten Halbjahr 2011 erzielte Mondobiotech keine Erträge und musste einen Verlust von 54 Mio CHF hinnehmen.
Äusserst volatile Papiere
Die Aktien von Mondobiotech zeigen sich seit etwa Mitte Februar bei anziehendem Volumen äussert volatil und haben seither bereits mehrere Male hohe Tagesveränderungen erlebt. Sie sind seit Herbst 2009 an der Schweizer Börse kotiert. Mehrheitsaktionär des Unternehmens ist Prinz Michael von und zu Liechtenstein. Die Papiere wurden anfänglich zu deutlich über 300 CHF gehandelt. Das Allzeithoch erreichten sie noch im ersten Börsenjahr bei 382,20 CHF. Danach sank der Kurs aber kontinuierlich. Mittlerweile ist die Aktie ein sogenannter Penny-Stock geworden. Dies sind Titel, die weniger als 1 CHF wert sind.
Grossspurige Versprechen
Händler weisen denn auch auf das spekulative Element der Gesellschaft hin. Das Unternehmen habe bisher vor allem durch grossspurige Versprechen und Auftritte, aber wenig durch Leistungen auf sich aufmerksam gemacht, hiess es verschiedentlich. Das Unternehmen hat selbst keine Labors, sondern sucht im Internet nach Informationen über Wirkstoffe gegen seltene Krankheiten und will darauf Patente für gewisse Indikationen anmelden.
Versprechen gebrochen
Für Aufsehen sorgen die Verkaufspläne von Mondobiotech nach Italien auch in Nidwalden. Dort hatte der Kanton der Firma das ehemalige Kapuzinerkloster Stans als Hauptsitz überlassen, mit der Auflage, die Anlage zu unterhalten. Mondobiotech stellte in Aussicht, 25 bis 45 Stellen zu schaffen und das Kloster zu renovieren. Einen Teil der Versprechungen hat die Firma gebrochen. Mit der Restrukturierung sind die versprochenen Arbeitsplätze wieder weg. Und der Umbau des Klosters ist wegen Geldmangels geplatzt. Es habe nur eine sanfte Renovation im Erdgeschoss gegeben, sagte der Nidwaldner Volkswirtschaftsdirektor Gerhard Odermatt der Nachrichtenagentur sda. Im Obergeschoss sei aber nichts passiert.
Immerhin sei des Klosters unterhalten worden. Und die Baurechtszinsen seien bezahlt, sagte Odermatt: «Ich werde intervenieren, um zu erfahren, wie es jetzt weitergeht.» Beim Gespräch einer Delegation von Kanton und Gemeinde mit der Unternehmensspitze von Mondobiotech hätten die Manager noch vor kurzem gesagt, dass sie am Standort Stans festhalten wollten. Auf Anfrage der sda war bei Mondobiotech niemand für eine Stellungnahme erreichbar. (awp/mc/ps)