Aktienfokus: Nestlé deutlich im Minus

Nestlé

Nestlé-Hauptsitz in Vevey.

Zürich – Die Aktien von Nestlé sind am Montag mit deutlichen Kursverlusten in den Handel gestartet. Allerdings entspricht der Verlust in der Eröffnungsphase in etwa dem Dividendenabgang der Aktie, der am Berichtstag ansteht. Der am Montag vorbörslich von Nestlé bekanntgegebene Kauf der Sparte Nutrition des US-Pharmariesen Pfizer für knapp 12 Mrd USD wird von Analysten als teuer, aber strategisch sinnvoll bezeichnet.

Die Nestlé-Aktie notiert um 09.20 Uhr 3,4% bzw. 1,95 CHF tiefer bei 55,15 CHF, wobei der Titel am Montag ex Dividende von genau diesen 1,95 CHF gehandelt wird, netto ist das Papier also unverändert. Laut Händlern dürfte die relativ starke Performance in erster Linie mit der schlechten Stimmung an den Finanzmärkten zu tun haben, bei der die defensiven Werte – wie Nestlé einer ist – klar favorisiert werden. Die beiden anderen SMI-Schwergewichte Novartis und Roche stehen denn auch (leicht) im Plus. Der Gesamtmarkt mit Dividendeneffekt (SMI) notiert gut 1% im Minus, ohne den Nestlé-Dividendeneffekt (SPI) sind es lediglich -0,3%.

Transaktion in der Tendenz positiv bewertet
Analysten bewerten die Pfizer-Transaktion in der Tendenz positiv, wobei der Aktienkurs anfänglich etwas leiden könnte. Interessant sei dieser Kauf wegen der guten Margen in dem Bereich, meinte etwa ein Marktteilnehmer. Insgesamt sollte diese Übernahme Nestlé zudem zu einer besseren globalen Position verhelfen.

Kaufpreis im Rahmen der Erwartungen
Der Kaufpreis für die Pfizer-Sparte liege im Rahmen der Erwartungen, sagte ein anderer Marktteilnehmer. In gewissen Ländern werde Nestlé wohl aber Devestitionen vornehmen müssen, um die Wettbewerbshüter zu besänftigen. Durch die Übernahme erhöhe sich aber der Umsatzbeitrag aus den Schwellenländern, was positiv gewertet werde. Der Marktteilnehmer meint allerdings, dass die Übernahme auf diesem Preisniveau bestenfalls zu einer Gewinnverdichtung von weniger als 1% führen werde, Aktienrückkäufe hätten entsprechend eine stärkere Gewinnverdichtung gehabt. In der Vergangenheit seien Grossübernahmen bei Nestlé vom Markt ausserdem selten goutiert und im ersten Moment jeweils mit tieferen Kursen abgestraft worden.

CS geht von fallendem Nestlé-Kurs aus
Die Analysten der CS gehen für die Sparte 2012 bei einem erwarteten Umsatz von 2,4 Mrd USD von einem EBITDA von rund 600 Mio aus. Der von Nestlé bezahlte Preis von 11,85 Mrd würde also einem bezahlten EBITDA-Multiple von 19,8x entsprechen, was im Bereich der zuletzt bezahlen Preise für solche Transaktionen liege (16-22x). Bei geschätzten Synergien von rund 160 Mio würde noch immer ein Multiple von 15,7x bleiben. Da Nestlé zudem gewisse Teile aus Wettbewerbsgründen vermutlich abstossen müsste, käme die Transaktion noch teurer. Die Aktie dürfte daher etwas fallen, glauben die CS-Analysten.

Übernahme passt zu Nestlé-Plänen
Ähnlich sieht man das bei der Notenstein. Dass Nestlé die Babynahrungssparte von Pfizer für 11,9 Mrd USD schlucke, könnte einigen Anleger etwas auf dem Magen liegen, heisst es in einem Kommentar der Privatbank. Zuvor sei in der Presse vorwiegend von einem Preis von 9 Mrd bis über 10 Mrd die Rede gewesen. Zusätzliche Kursrücksetzer (nebst der heutigen Korrektur aufgrund des Dividendenabgangs) seien deshalb nicht ausgeschlossen. Die Übernahme dürfte aber zu den Ausbauplänen von Nestlé im Babynahrungsbereich passen, heisst es weiter.

Business mit hohen Wachstumsraten und Margen
Die Bank Vontobel schätzt eine positive Auswirkung auf den Gewinn pro Aktie (EPS) von rund 0,5% im Jahr Eins und rund 1,5% in den darauffolgenden Jahren. Die Bank geht – wie die CS – von rund 160 Mio USD Synergien aus der Transaktion aus, und schätzt, dass Nestlé ab Jahr Fünf Wert kreieren wird. Der Preis sei zwar hoch, aber Nestlé sichere sich ein Business mit hohen Wachstumsraten und Margen mit grossem Anteil in den Emerging Marktes. China dürfte damit für Nestlé der drittgrösste Markt werden, so Vontobel. (awp/mc/ps)

 

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