Alcon schreibt im zweiten Quartal einen Reinverlust

David J. Endicott

Alcon-CEO David J. Endicott.

Genf – Der Augenheilkunde-Spezialist Alcon ist im zweiten Quartal weiter gewachsen. Der Umsatz legte um 2 Prozent zu. Allerdings drückten die Trennung vom früheren Mutterkonzern Novartis sowie die Steuerreform in der Schweiz Alcon in die Verlustzone. Unter dem Strich schrieb Alcon einen Verlust von 390 Millionen Dollar, nach einem Gewinn von 15 Millionen in der Vorjahresperiode.

Alleine 301 Millionen Dollar entfielen dabei auf eine Neuberechnung der Steuern für die Gesellschaft in der Schweiz, wie Alcon in der Nacht auf Mittwoch mitteilte. Für das gesamte Halbjahr beläuft sich der Reinverlust auf 499 Millionen Dollar, nach einem Gewinn von 53 Millionen Dollar im Vorjahressemester.

Seit April als Spin-Off von Novartis an hiesiger Börse
Operativ schrieb Alcon im zweiten Quartal einen Verlust von 53 Millionen Dollar nach einem Gewinn von 38 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum. In diesem Verlust sind einerseits 258 Millionen Dollar Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte sowie 78 Millionen Dollar Kosten für die Trennung von Novartis enthalten. Das zweite Quartal ist das erste, in dem Alcon als eigenständiges Unternehmen gewirtschaftet hat. Das Unternehmen war Anfang April als Spin-Off von Novartis an die hiesige Börse gekommen.

Der Kern-Betriebsgewinn, bei dem etwa die Abschreibungen herausgerechnet werden, sank um 3 Prozent auf 310 Millionen Dollar. Die entsprechende Marge gab nach auf 16,6 Prozent von 17,2 Prozent. Dabei hätten Wechselkurseffekte die Marge um 0,9 Prozentpunkte gedrückt, schrieb Alcon.

Wachstum bei Augenpflege
Beim Umsatz dagegen konnte Alcon erneut zulegen. Insgesamt setzte Alcon von April bis Juni 1,86 Milliarden Dollar um, zu konstanten Wechselkursen ist das ein Plus von 5 Prozent.

Im zweiten Quartal gelang es Alcon, die Augenpflege-Division Vision Care wieder auf Wachstumskurs zu bringen. Diese hatte im ersten Quartal noch geschwächelt und steigerte den Umsatz nun zu konstanten Wechselkursen um 6 Prozent auf 812 Millionen Dollar. Das ist laut Communiqué vor allem den Tageslinsen Dailies Total 1 zu verdanken, die weltweit zweistellig gewachsen seien. Weitere Verbesserungen erhofft sich Alcon unter anderem von der Lancierung der neuen Tageslinsen Precision1, die in den USA im September und weltweit Anfang 2020 auf den Markt kommen sollen.

Die Augenchirurgie-Divison Surgical, zu der Intraokularlinsen, die Geräte-Ausrüstung und Verbrauchsmaterialien zählen, legte um 5 Prozent auf 1,05 Milliarden Dollar zu. Alcon meldete eine starke internationale Nachfrage nach dem jüngsten Produkt Panoptix. Panoptix ist eine Intraokularlinse. Intraokularlinsen werden den Patienten implantiert, um die Sehfähigkeit zu verbessern oder eine etwa durch den Grauen Star getrübte Linse zu ersetzen. Das spezielle an Panoptix ist, dass es sich um Mehrstärkenlinsen handelt – also quasi das Linsenpendant zur Gleitsichtbrille.

Mit den Zahlen hat Alcon die Erwartungen der Finanzgemeinde nicht ganz erfüllt. Von der Nachrichtenagentur AWP befragte Analysten hatten einen Umsatz von 1,87 Milliarden Dollar, einen operativen Verlust von 12 Millionen Dollar sowie einen operativen Kern-Gewinn von 315 Millionen Dollar erwartet.

Ausblick bestätigt
Alcon zeigte sich aber zufrieden: Alcon stelle sich erfolgreich auf eigene Beine, sagte Firmenchef David Endicott in der Mitteilung. Den Ausblick für das Gesamtjahr bestätigte er. Im laufenden Jahr möchte der Augenheilkunde-Spezialist auf der Basis konstanter Wechselkurse beim Umsatz um 3 bis 5 Prozent zulegen. Die operative Kerngewinnmarge soll zwischen 17 und 18 Prozent, der effektive Kernsteuersatz zwischen 17 und 19 Prozent zu liegen kommen.

Alcon galt unter dem Novartis-Dach lange als Sorgenkind. Schon vor der Abspaltung kehrte das Unternehmen jedoch wieder in die Wachstumsspur zurück. Mittelfristig will Alcon nun leicht über dem Markt wachsen. Alcon-Firmenchef Endicott hat es seinem Unternehmen bekanntlich zum Ziel gesetzt, bis 2023 jährlich um bis 6 Prozent grösser zu werden. Der Gesamtmarkt dürfte in den kommenden Jahren jeweils um etwa 4 Prozent wachsen. Die operative Kerngewinnmarge soll bis 2023 auf ein niedriges bis mittleres 20-Prozent-Niveau steigen. (awp/mc/pg)

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