Genf – Der Augenheilkunde-Spezialist Alcon ist im dritten Quartal weiter gewachsen. Allerdings drückten die Trennung vom früheren Mutterkonzern Novartis und hohe Abschreibungen das Unternehmen in die Verlustzone. Nun wird ein neues Sparprogramm lanciert.
Der Umsatz legte zwischen Juli und September um 4 Prozent auf 1,84 Milliarden zu. Zu konstanten Wechselkursen entspricht dies einem Plus von 6 Prozent, wie das Unternehmen am späten Dienstagabend mitteilte.
Beide Konzernsparten verzeichneten Wachstum. Die Augenchirurgie-Division «Surgical», zu der Intraokularlinsen, die Geräte-Ausrüstung und Verbrauchsmaterialien zählen, legte mit +7 Prozent (zu konstanten Wechselkursen) aber stärker zu als die Augenpflege-Division «Vision Care» (+4%).
Hohe Trennungskosten
Operativ schrieb Alcon im dritten Quartal einen Verlust von 18 Millionen Dollar, nachdem es im Vorjahreszeitraum -284,0 Millionen waren. Belastet wurde die Profitabilität von hohen Abschreibungen und Trennungskosten vom früheren Mutterkonzern Novartis.
Das dritte Quartal war erst das zweite, in dem Alcon als eigenständiges Unternehmen gewirtschaftet hat. Das Unternehmen war Anfang April als Abspaltung von Novartis an die hiesige Börse gekommen.
Der Kern-Betriebsgewinn, bei dem etwa die Abschreibungen herausgerechnet werden, stieg derweil um rund 7 Prozent auf 320 Millionen Dollar. Die entsprechende Marge erhöhte sich auf 17,4 von 17,0 Prozent.
Verlust von 66 Mio Franken
Unter dem Strich schrieb Alcon einen Verlust von 66 Millionen Dollar, nachdem im Vorjahreszeitraum ein Fehlbetrag von 207 Millionen resultiert hatte. Der Kern-Gewinn wurde mit 224 Millionen angegeben.
Mit diesen Zahlen hat Alcon die Erwartungen der Finanzgemeinde in etwa erfüllt. Von der Nachrichtenagentur AWP befragte Analysten hatten einen Umsatz von 1,81 Milliarden Dollar, einen operativen Verlust von 17,3 Millionen Dollar sowie einen operativen Kern-Gewinn von 225,4 Millionen Dollar erwartet. Die Schätzungen gingen aber zum Teil weit auseinander.
Ausblick angepasst
Alcon zeigte sich mit den Zahlen zufrieden: Das Momentum als eigenständige Firma sei stark, sagte Firmenchef David Endicott in der Mitteilung.
Der Ausblick für das Gesamtjahr wurde nun präzisiert. Im laufenden Jahr möchte der Augenheilkunde-Spezialist auf der Basis konstanter Wechselkurse um 4 bis 5 Prozent wachsen (bisher: 3-5%). Die operative Kerngewinnmarge soll neu zwischen 17,0 und 17,5 Prozent (bisher: 17-18%) und die effektive Kernsteuersatz zwischen 17 und 18 Prozent (17-19%) zu liegen kommen.
Nach neun Monaten ist das Unternehmen auf Kurs, diese Ziele zu erreichen. Das organische Umsatzwachstum liegt bei 5 Prozent und die operative Kerngewinnmarge bei 17,2 Prozent.
Transformationsprogramm
Die Mittelfristziele, die unter anderem eine deutlich höhere Kern-Marge vorsehen, wurden bestätigt. Die ausgewiesenen Zahlen dürften aber zunächst stärker als bisher angenommen von den Trennungskosten beeinträchtigt werden. Konkret dürften diese bei rund 500 Millionen Dollar zu liegen kommen, wie das Unternehmen in der Mitteilung einräumte. Bislang war von 300 Millionen ausgegangen worden.
Um die mittelfristigen Wachstumsziele zu erreichen, lanciert das Unternehmen ausserdem ein «Transformationsprogramm». Dieses soll die Kosten ab 2023 um 200 bis 225 Millionen senken. Dieses Programm wieder verschlingt aber zunächst rund 300 Millionen, wie es weiter hiess. Die späteren Einsparungen will das Unternehmen in die Forschung und Entwicklung investieren und damit Wachstum erzielen.
Die Alcon-Aktie sank bis Börsenschluss um 2,1 Prozent auf 57,08 Franken. Der erste Kurs als eigenständiges Unternehmen kam im April 2019 bei etwas über 58 Franken zu Stande. (awp/mc/pg)