Zürich – Fahrer von Landwirtschaftsfahrzeugen sind häufig die Hauptverursacher bei Verkehrsunfällen mit Personenschäden. Das zeigt eine Studie vom Allianz Zentrum für Technik (AZT) Vor allem beim Kreuzen, Einbiegen oder Abbiegen liegen die grössten Gefahrenpotenziale. Zudem sind Traktorlenker überdurchschnittlich jung.
In der Schweiz steht die Weizenernte wieder vor der Tür. Das bedeutet: Zahlreiche Mähdrescher und Traktoren sind im Dauereinsatz. Damit steigt die Gefahr auf den Schweizer Strassen, denn Landwirtschaftsfahrzeuge sind in der Regel langsam unterwegs, was nicht selten Auto- oder Motorradfahrer auf eine Geduldsprobe stellt und zu riskanten Überholmanövern verleitet. Laut Statistiken der Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) ereignen sich in der Schweiz jährlich rund 400 Verkehrsunfälle mit landwirtschaftlichen Motorfahrzeugen, die Zahl der Todesopfer liegt bei durchschnittlich zehn.
Fehler beim Abbiegen häufigste Unfallursache
Eine aktuelle Studie vom Allianz Zentrum für Technik zeigt, dass Traktorenlenker mit 63,1 Prozent deutlich häufiger Hauptverursacher eines Verkehrsunfalls mit Personenschaden sind, als Autos (56,2 Prozent) oder Motorräder (47,8 Prozent). Häufigste Unfallursachen sind laut Allianz vor allem Vorfahrtsmissachtung (28,7 Prozent) und Fehler beim Abbiegen (40,8 Prozent). „Die Fahrzeuge brauchen auf Grund der Fahrzeuglänge und –masse deutlich länger zum Abbiegen oder Einbiegen. Wenn es dann auch noch zu einem Fehlverhalten des Fahrers kommt, ist das Gefahrenpotenzial für schnellere Auto- und Motorradfahrer besonders hoch“, so das Fazit von Jörg Zinsli, Leiter Schaden der Allianz Suisse.
Traktorlenker überdurchschnittlich jung
Darüber hinaus sind laut Studie die Traktorlenker überdurchschnittlich jung, jeder fünfte zwischen 15 und 24 Jahren. In der Schweiz beispielsweise ist das Lenken eines landwirtschaftlichen Traktors bereits ab 14 Jahren erlaubt. Zinsli: „Viele Unfälle sind wahrscheinlich auch auf die Unerfahrenheit der Lenker zurückzuführen.“ Für die Studie wurden über 1000 Unfälle aus den Jahren 2006 bis 2008 in Deutschland untersucht. „Diese Zahlen sind sicherlich auch auf die Schweiz übertragbar“, sagt Zinsli.
Motorradfahrer besonders gefährdet
Häufigster Unfallgegner landwirtschaftlicher Fahrzeuge ist laut Studie das Auto (63,5 Prozent), aber auch Motorräder sind sehr häufig beteiligt (21,6 Prozent). Der Anteil der getöteten und schwer verletzten Motorradfahrer ist mit fast 40 Prozent sogar grösser als bei den Autofahrern (38 Prozent). „Das Risiko bei einem Traktorunfall getötet zu werden, ist für einen Motorradfahrer mehr als viermal so hoch wie für einen Autofahrer“, erklärt Zinsli.
Auf Grund der Ergebnisse der Studie empfehlen die Schadenexperten der Allianz Suisse folgende Präventivmassnahmen zur Unfallvermeidung oder Schadenminderung:
- Signalbild von Traktoren mit und ohne Anhänger durch Konturmarkierungen verbessern
- Stabilere und grössere Heckleuchten und Blinker
- Ausstattung der Traktoren mit Spurwechselassistenten
- Seitlicher Unterfahrschutz für landwirtschaftliche Anhänger
Tipp für Auto- und Motorradfahrer: Auf unerwartete Abbiegmanöver vorbereitet sein und vorausschauend fahren. (Allianz Suisse/mc/ps)