Allianz Trade Export Forecast nähert sich dem Langfristtrend
Wallisellen – Der Allianz Trade Export Forecast steht im Mai 2023 auf -0.79 Punkten und somit 0.47 Punkte höher als noch vor drei Monaten. Damit nähert sich der Frühindikator der Schweizer Exportwirtschaft der langfristigen Wachstumsrate, bleibt aber weiterhin negativ. Nach einer Stagnation im vierten Quartal 2022 kehrten die Exporte im ersten Quartal 2023 wieder auf den Wachstumspfad zurück. Die Teuerung hat im gleichen Zeitraum angezogen. Die Konjunkturprognosen wurden in vielen Ländern nach oben korrigiert – nicht so für die Schweiz.
«Die jüngsten Zahlen des Allianz Trade Export Forecast bestätigen die dynamische Trendumkehr», konstatiert Jan Möllmann, CEO Allianz Trade Switzerland. «Ein wichtiges Rückgrat der Binnen- und Aussenwirtschaft ist der nach wie vor sehr solide Arbeitsmarkt, insbesondere im Dienstleistungssektor. Auch im verarbeitenden Gewerbe ist die Beschäftigungslage zufriedenstellend. Mich beunruhigen aber, dass Technologiekonzerne Arbeitsplatzabbau-Pläne in einem Ausmass bekanntgegeben haben, die es in diesem Sektor seit vielen Jahren nicht mehr gegeben hat. Investoren und Privathaushalte könnten zunehmend verängstigt in den Sparmodus verfallen, was die Exportwirtschaft früher oder später spüren würde.» Ein Indikator hierzu ist die aktuelle Prognose im Export Forecast, die für die nächsten sechs bis zwölf Monate ein unterdurchschnittliches oder teilweise sogar schrumpfendes Exportgeschäft prophezeit.
BIP nochmals nach unten korrigiert
Obwohl die grössten internationalen Wirtschaftsorganisationen ihre Prognosen für das Welt-BIP im Schnitt um 0.1 auf 2.4 % nach oben korrigiert haben, rechnet Allianz Trade für die Schweiz mit einem Wachstum von nur 0.6 %. Noch im Dezember lagen die Aussichern bei 1.3 %. Der handelsgewichtete Einkaufsmanager-Index der Schweizer Industrie, welcher nur ausländische PMIs berücksichtigt, ist im April auf 45.3 Zähler gefallen und bleibt damit den vierten Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle. Das Produktionsniveau ist deutlich gesunken und rückläufige Auftragsbestände lassen keine baldige Trendwende erwarten. Glücklicherweise bleibt die Beschäftigung robust.
Inflationsspirale dreht weiter
Die Energiepreise fallen. Die jüngste Inflationsspirale löste jedoch eine Eigendynamik aus in Form von höheren Löhnen, Gewinnmargen und Zinskosten. Auch die Bauteuerung bleibt in der Schweiz hoch. Deshalb sind die Baugesuche seit einem Jahr rückläufig und seit Anfang des Jahres regelrecht eingebrochen. «Die Teuerung lag im ersten Quartal bei 3.2 %, sank aber im März (2.9 %) und im April (2.6 %). Es ist zu erwarten, dass die Schweizer Nationalbank weiterhin einen restriktiven geldpolitischen Kurs verfolgen wird und den Leitzins im kommenden Monat anhebt», meint Jasmin Groeschl, Senior Ökonomin für Europa bei Allianz SE.
Aussenhandel profitiert von Pharma und Uhren
Die schweizerischen Exporte stiegen im ersten Quartal 2023 saisonbereinigt um 3.9 % (real: +5.0 %). Die Importe nahmen um 1.1 % (real: +1.0 %) zu. Damit konnten die Ausfuhren die Delle des letzten Quartals 2022 beinahe wettmachen. Der Überschuss in der Handelsbilanz belief sich in den ersten drei Monaten 2023 auf 8.3 Milliarden Franken. Mehr als zwei Drittel der Warengruppen wiesen im ersten Quartal 2023 einen Exportanstieg auf. Die chemisch-pharmazeutischen Produkte trugen mit einem Zuwachs von nominal 1.5 Milliarden Franken (+4.5 %) am meisten zum Gesamtplus bei. Die Fahrzeugexporte legten um einen Viertel (+301 Mio. Franken) und der Versand von Uhren um 5.3 % (+334 Mio. Franken) zu. Positiv waren auch Maschinen, Elektronik und Präzisionsinstrumente. Kunststoffexporte legten zweistellig zu. Metalle, Nahrungsmittel, Genussmittel, Papier und Grafische Erzeugnisse verloren.
Die Schweiz verzeichnete im ersten Quartal 2023 in allen drei grossen Wirtschaftsregionen eine wertmässige Zunahme der abgesetzten Güter. In Europa stieg die Nachfrage am stärksten (+6.5%), gefolgt von Nordamerika (+5.4%) und Asien (+2.9%). Die Fahrzeug-Importe stiegen deutlich um 13.9% oder 360 Millionen Franken. Möllmann stellt fest: «Es ist erfreulich, dass im ersten Quartal des Schweizer Aussenhandels erneut die Pharma- und Luxusgüterindustrie eine tragende Rolle spielt und der Exportsektor sich insgesamt als krisenresistent zeigt. Bei den signifikanten Importzunahmen von Fahrzeugen wird die Entspannung der Lieferkettenprobleme bei Lastwagen deutlich.» (Allianz Trade/mc)