Kritik an herkömmlicher Entwicklungshilfe: Auma Obama. (Foto: pd)
Interlaken – Ein kritischer Blick der afrikanischen Kinderaktivistin Auma Obama auf die herkömmliche Entwicklungshilfe und Tadel am Euro und an der Europäischen Union des griechischen Ex-Finanzministers Yanis Varoufakis prägten das 14. Alpensymposium, das am Mittwoch in Interlaken beendet wurde. Der zweitägige Wissensevent wartete mit einer breiten politischen Meinungsvielfalt und vielen nützlichen Inputs für Entrepreneurs, CEO’s und innovative Unternehmerinnen und Unternehmern auf.
Es gebe keine demokratischen Defizite in der Eurozone sondern es herrsche eine tiefe Missachtung des demokratischen Prozesses, erklärte der griechische Ex-Finanzminister Yanis Varoufakis. In einem historischen Rückblick zur Entstehung der Eurozone versuchte Varoufakis aufzuzeigen, dass das entwickelte System einer Krisensituation nicht gewachsen ist. Er forderte eine gesamteuropäische politische Bestrebung, gemeinsame Antworten auf gemeinsame Herausforderungen zu finden. Der Traum des Wohlstandes könne nur mit mehr Transparenz und Demokratie erreicht werden.
Auch die ehemalige Schweizer Aussenministerin Micheline Calmy-Rey sieht die Welt immer stärker konfrontiert mit internationalen Herausforderungen, Risiken und Problemen. Europa habe auf diese Bedingungen mit Integration reagiert, die Schweiz dagegen sei bereits eine transnationale Demokratie, die trotz verschiedenen Kulturen solche Herausforderungen meistern könne, erklärte Calmy-Rey in einem Vergleich von der EU und Schweiz.
Kritik an der Entwicklungshilfe
Um das geistige Kapital als kollektives Wissen ökonomisch nutzen zu können, müsse man wissen, dass man es habe. Mit dieser Aussage kritisierte die afrikanische Kinderaktivistin Dr. Auma Obama am Alpensymposium in Interlaken die herkömmliche Entwicklungshilfe, welche primär die Opfermentalität fördere. «Entwicklungshilfe“ solle sich nicht aus der Gewissensfrage erklären, mahnte die Schwester des amerikanischen Präsidenten, die mit ihrer Organisation Sauti Kuu bei Kindern in Kenia soziale, kommunikative und fachliche Kompetenzen aufbauen will, um Eigenverantwortung und das Bewusstsein für das eigene Potential zu entwickeln. Obama will damit die Ressourcen vor Ort besser nutzen, um weniger vom Know-how der westlichen Entwicklungshilfe abhängig zu sein.
Weiter begeisterten die beiden deutschen Kontrahenten Wolfgang Bosbach (CDU) und der ehemalige Oppositionsführer Gregor Gysi mit rhetorischem Klartext.
Unter dem Motto „Opportunities“ luden Alpensymposium-Organisator Oliver Stoldt und die Konferenzleiterin Janin Heukamp zur 14. Ausgabe der Tagung für Führungspersönlichkeiten ins Berner Oberland. Der deutsche Mr. Creativity und Rückwärtssprecher Bernhard Wolff warb für intelligentes Entertainment, Manuel P. Nappo (Digitale Transformation) und der Markenspezialist Dietmar Dahmen (Der digitale Wolf) entführten das Publikum in die digitale Welt. Economiesuisse-Präsident Heinz Karrer appellierte an die Politik, die bilateralen Ver-träge mit der EU aufrecht zu erhalten und mit Freihandelsabkommen den Zugang für die Schweizer Wirtschaft zu gewährleisten. Für essentiell hielt Karrer ausserdem die Unternehmenssteuerreform III und einen Regulierungsstopp, um die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft auch künftig zu gewährleisten.
Am Mittwoch weckte der „Weisse Shaolin“ Marc Gassert mit einer eindrücklichen Show die Willenskraft. Von den persönlichen und beruflichen Erfahrungen des Flugpioniers Bertrand Piccard, des FC-Basel-Präsidenten Bernhard Heusler und des innovativen Schweizer Ski-Produzenten Benedikt Germanier profitierte das wissensbegierige Publikum. Glice-Gründer Viktor Meier, Holzspielwarenfabrikant Marc A. Trauffer, Schwob-CEO Stephan Hirt und Volker Schmidt (CSS Versicherung) informierten im Unternehmertalk über ihre Strategien. Die Referenten wurden vom SRF-Moderator Stephan Klapproth wie immer gekonnt und mit viel Humor in Szene gesetzt. (mc)