Bern – Die Schweizer Stromkonzerne Alpiq, Axpo und BKW wollen künftig keinen Strom aus dem umstrittenen französischen Atomkraftwerk Fessenheim mehr importieren. Sie lösen den Vertrag mit der Betreiberin Electricité de France (EDF) per Ende Jahr auf.
Den Ausstieg begründen Alpiq, Axpo und BKW mit der politischen Unsicherheit bezüglich des Zeitpunkts der Stilllegung des Kernkraftwerks Fessenheim, wie es auf Anfrage heisst. Ein weiterer Grund sei der aktuelle Stand der Grosshandelspreise auf dem europäischen Strommarkt gewesen. Der Entscheid sei rein unternehmerisch motiviert. Politische Überlegungen hätten kein Rolle gespielt.
Das nur 35 Kilometer von der Schweizer Grenze entfernte AKW Fessenheim ist seit Jahren heftig umstritten. Atomkraftgegner sehen es als unsicher an. Es gab dort wiederholt Pannen und Zwischenfälle.
Laut aktueller Planung soll das seit vier Jahrzehnten in Betrieb stehende AKW stillgelegt werden, sobald im nordfranzösischen Flamanville ein neuer Druckwasserreaktor in Betrieb ist. Dafür peilt der Betreiber EDF das Jahr 2019 an.
Für den Strombezug vom AKW Fessenheim gründeten Alpiq, Axpo und BKW die Kernkraftwerk-Beteiligungsgesellschaft (KBG). Gemäss dem Vertrag mit der EDF steht dem Schweizer Konsortium 15% der Produktion aus jedem der beiden Kraftwerksblöcke zu. Dies entspricht jährlich rund 1700 Gigawattstunden Strom. Davon beziehen Alpiq, Axpo und BKW je ein Drittel, entsprechend ihrem Anteil an der KBG.
Stromlücke wird nicht grösser
Die wegfallende Strommenge wird nach Angaben der Energieunternehmen keine Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit in der Schweiz haben.
Um dies zu verdeutlichen verweist Axpo auf folgende Zahlen: Mit der Auflösung des Vertrages verzichtet das Unternehmen anteilsmässig auf den Bezug von rund 560 Millionen Kilowattstunden Strom (0,56 TWh). Zum Vergleich: Insgesamt produziert Axpo pro Jahr rund 34,7 Milliarden Kilowattstunden Strom (34,7 TWh). Den wegfallenden Strom werde Axpo auf dem nationalen und internationalen Markt beschaffen.
Alpiq spricht zwar von einer bevorzugten Importquelle, die wegfalle. Das Unternehmen könne aber mit den Kraftwerken in der Schweiz die fehlenden Energielieferungen aus Fessenheim kompensieren.
Bei der BKW heisst es: «Die Erzeugung und Beschaffung aus eigenen Kraftwerken und langfristigen Bezugsverträgen der BKW reicht auch ohne den Strombezug aus Fessenheim aus, um den Strombedarf der von der BKW direkt und indirekt versorgten Kunden abzudecken.» Zudem beschaffe sich die BKW Strom auch auf den internationalen Energiemärkten. (awp/mc/upd/ps)