Alpiq-CEO Jasmin Staiblin. (Foto: Alpiq)
Neuenburg – Alpiq kämpft um den Erhalt seiner Kapitalmarktfähigkeit und will nun einen grossen Teil seiner Wasserkraft loswerden. Käufer könnten Konkurrenten sein, die – anders als der reine Stromproduzent – Endkunden mit regulierten Tarifen bedienen. 2015 hat Alpiq wie erwartet einen hohen Verlust erlitten und zahlt keine Dividende.
Stabilisierung sieht anders aus: Die Strompreise am europäischen Grosshandelsmarkt sind in den vergangenen Monaten weiter gefallen. Da diese Preise auch noch ausschliesslich in Euro sind, kommt seit dem vergangenen Jahr zudem die Frankenstärke gnadenlos hinzu. Beides zusammen bescherte Alpiq 2015 Wertberichtigungen und Rückstellungen nach Steuern in Höhe von 855 Mio CHF.
Mit Blick auf das laufende Jahr sagte CEO Jasmin Staiblin zu AWP am Rande der Bilanzmedienkonferenz am Montag, dass auch weitere Wertberichtigungen nicht ausgeschlossen seien, wenn die Preise weiter zurückgehen.
Anlagen rentieren nicht
Betroffen sind bei Alpiq vor allem Schweizer Wasserkraftwerke. Die Durchschnittskosten der Anlagen liegen bei 6,5 Rappen je Kilowattstunde – das bei einem Marktpreis von derzeit 2,8 Rappen. «Zwei Drittel der Kosten sind nicht beeinflussbar», so Staiblin.
So macht Alpiq nun Nägel mit Köpfen und hat beschlossen, bis zu 49% des Wasserkraftportfolios für Investoren zu öffnen. Dabei sei ein Verkauf am Stück oder auch in Teilen denkbar. Möglich seien zudem auch Langfristlieferverträge. Diese könnten dann sogar mehr als die 49% ausmachen, sagt Staiblin.
Kerngeschäft steht zum Verkauf
Als Käufer bieten sich insbesondere andere Energieunternehmen an, die – anders als Alpiq – ein Endkundegeschäft in der Schweiz mit regulierten Tarifen haben. Dies auch vor dem Hintergrund, dass die ursprünglich ab 2018 erwartete vollständige Marktliberalisierung ins Stocken geraten ist. Wir gehen davon aus, dass der Schweizer Markt «vorerst teilliberalisiert» bleibt, so Staiblin. Derzeit können lediglich Konsumenten ab einem Stromverbrauch von über 100’000 Kilowattstunden im Jahr ihren Anbieter frei wählen.
Schweizer Hauptaktionäre hätten bereits Interesse bekundet, hiess es von Alpiq. Aber auch ausländische Investoren kämen infrage. Dieser Entscheid dürfte nicht leicht gefallen sein. Der Entschluss sei das Ergebnis eines «anspruchsvollen Prozesses», bei dem sämtliche Optionen geprüft worden seien – und zwar auch defizitäre Bereiche im eigentlichen Kerngeschäft, so Staiblin zu AWP.
Das Wasserkraft-Portfolio von Alpiq umfasst zwölf Speicherkraftwerke, fünf Flusskraftwerke und ein Pumpspeicherkraftwerk mit einer installierten Leistung von insgesamt 2,7 Gigawatt.
Keine Dividende
Mit den herausspringenden Mitteln soll auch die Nettoverschuldung weiter reduziert werden. Angesichts des rückläufigen EBITDA müsse weiter devestiert werden, sagte CFO Thomas Bucher. 2015 erreichte der EBITDA noch 50 Mio nach 312 Mio 2014, und unter dem Strich resultierte ein Verlust von 830 Mio nach einem Minus von 902 Mio CHF im Vorjahr.
Für 2015 soll denn auch keine Dividende ausgezahlt werden. Auch kann den Schweizer Konsortialaktionären kein Zins auf ihr Hybriddarlehen gezahlt werden. Und: Die Sicherstellung der Kapitalmarktfähigkeit habe auch im neuen Jahr oberste Priorität.
Das Portfolio wird daher weiter um nicht strategische Beteiligungen bereinigt und der Konzern soll weniger komplex und effizienter werden. In den vergangenen Monaten wurden bereits zahlreiche Devestitionen vorangetrieben. Die Energiedienstleistungen sollen dagegen weiter ausgebaut werden und auch beim Handel wird weiterhin Wachstumspotential gesehen.
Kreditrating bestätigt
Die Nettoverschuldung des Konzerns sank per Ende Dezember auf 1,3 Mrd CHF nach 1,9 Mrd CHF Ende 2014. Der operative Cashflow stieg um 11% auf 461 Mio CHF gegenüber dem Vorjahr. Durch einen Anleihenrückkauf konnte die Bruttoverschuldung zusätzlich um 165 Mio CHF reduziert werden.
In Sachen Devestitionen konnte der grösste geplante Verkauf (Swissgrid-Beteiligung) dagegen bisher noch nicht realisiert werden, nachdem die BKW ihr Vorkaufsrecht ausgeübt hat. Die Eidg. Energiekommission (ElCom) hat den Verkauf an den Berner Konzern vorerst gestoppt, nachdem Westschweizer Kantone Rekurs eingelegt hatten, weil sie um ihren Einfluss bei Swissgrid fürchten. In diesem Zusammenhang hätten sie keine Neuigkeiten erhalten, sagte Staiblin.
Die Alpiq-Aktie verlor am Montag in einem insgesamt freundlichen Markt 8,1%. Vor dem Hintergrund des geplanten Teilverkaufs der Wasserkraftanlagen bestätigte Vontobel das Kreditrating «BBB-» mit Ausblick «stable». (awp/mc/upd/ps)