Lausanne – Der Energiekonzern Alpiq hat das erste Halbjahr 2020 erneut mit einem Verlust abgeschlossen. Die Erholung der Strompreise am Grosshandelsmarkt, die sich um einige Jahre verzögert im Ergebnis niederschlägt, dürfte sich aber in den kommenden Jahren noch stärker bemerkbar machen.
Die eigene Stromproduktion ging in den ersten sechs Monaten um 12 Prozent zurück und der Nettoumsatz um 18 Prozent auf 1,81 Milliarden Franken. «Die Covid-19-Pandemie führte vor allem im April und im Mai zu einer massiv tieferen Nachfrage der Industrie nach Strom und damit zu sehr tiefen Strompreisen», teilte Alpiq am Montag mit. Dank der Absicherung der Stromproduktion auf zwei bis drei Jahre sei man vor diesen negativen Auswirkungen jedoch «gut geschützt» gewesen.
Nach einem historischen Tief am europäischen Strommarkt Anfang 2016 hatten sich die Preise an den Terminmärkten (Jahreskontrakte) erholt. Die in den Vorjahren abgesicherten Preise hätten das Ergebnis der Schweizer Stromproduktion zwar positiv beeinflusst. Die Preiserholung dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, «dass die Grosswasserkraft im Markt unter herausfordernden Rahmenbedingungen betrieben werden muss», so die Gesellschaft.
Defizitäre Stromproduktion
Denn die Schweizer Stromproduktion ist für Alpiq nach wie vor nicht rentabel. Das ist unter anderem dann der Fall, wenn die so genannten Gestehungskosten über den Strompreisen liegen. Allerdings ist der Strom auch für die kommenden zwei Jahre bereits zu höheren Preisen abgesichert, was dann weitere Erleichterung bringen dürfte. Nach 39 Euro je Megawattstunde im laufenden Jahr sind es 47 Euro für 2021 und 52 Euro für 2022, wie Finanzchef Thomas Bucher am Montag vor Journalisten erläuterte.
Unter dem Strich blieb dem Konzern ein Minus auf Stufe Betriebsergebnis (EBITDA) von 5 Millionen sowie ein Reinverlust von 84 Millionen nach einem solchen von 206 Millionen im Vorjahreszeitraum. Dem Energieproduzenten haben besonders die voraussichtlichen Kosten für die Stilllegung und Entsorgung der Atomkraftwerke das Ergebnis vermiest. Nachdem 2019 Abschreibungen und Wertminderungen belasteten, war es im ersten Halbjahr 2020 die Entwicklung der Stilllegungs- und Entsorgungsfonds, wie Bucher sagte.
Dieser Posten belastete mit 63 Millionen Franken, nachdem im Vorjahreszeitraum ein Plus von 78 Millionen zu Buche stand. Bereinigt um diesen und andere Sondereinflüsse ergab sich ein EBITDA von +116 Millionen Franken.
Für das Gesamtjahr rechnet Alpiq mit einem positiven operativen Ergebnis vor Sondereinflüssen über dem Vorjahr, wie es mit Blick in die Zukunft hiess. Haupttreiber dafür seien eben die abgesicherten Strompreise aus den Vorjahren. Der bereinigte EBITDA erreichte im vergangenen Jahr 106 Millionen Franken. (awp/mc/ps)