Alpiq macht im Halbjahr erneut Verlust

Alpiq macht im Halbjahr erneut Verlust
Alpiq-CEO Jasmin Staiblin. (Foto: Alpiq)

Lausanne – Alpiq leidet weiterhin stark unter dem schwierigen Marktumfeld für Stromproduzenten, und oberste Priorität hat der Erhalt der Kapitalmarktfähigkeit. Für die seit längerem angekündigte Teil-Veräusserung des Wasserkraftportfolios konnte indes kein geeigneter Käufer gefunden werden. Der Energiekonzern hofft auf Hilfe vonseiten der Politik.

Im ersten Halbjahr 2017 erlitt Alpiq einen Verlust von 109 Mio CHF nach einem solchen von 2 Mio CHF im Vorjahr. Auch vor Sondereinflüssen wurde ein Minus von 5 Mio CHF geschrieben nach einem Gewinn von 41 Mio CHF. Im Vorfeld hatten ZKB und Research Partners mit einem Verlust von 17 Mio bzw. 71 Mio gerechnet.

Der Umsatz stieg derweil auf 3,5 Mrd CHF von 3,0 Mrd im Vorjahr. Haupttreiber des Nettoumsatzes seien höhere Transaktionsvolumina im Handels- und Absatzgeschäft gewesen, teilt der Energiekonzern am Montag mit.

Der EBITDA nach IFRS war indes positiv und lag bei 82 Mio nach 473 Mio im Vorjahr, und der EBIT betrug 0 CHF nach 168 Mio. EBITDA und EBIT vor Sondereinflüssen erreichten 158 Mio nach 239 Mio bzw. 76 Mio nach 140 Mio.

Die Sonderfaktoren beinhalten im ersten Semester Effekte im Zusammenhang mit einem Schiedsgerichtsverfahren, Rückstellungen, Effekte aus der Veräusserung von Geschäftsteilen sowie weitere Sondereinflüsse. Für den Vorjahreszeitraum werden zudem Wertminderungen und Rückstellungen, Effekte aus der Veräusserung von Geschäftsteilen sowie weitere Sondereinflüsse genannt.

Keine Besserung in Sicht
Die Stromproduktion in der Schweiz sei defizitär, während das gesamte operative Ergebnis von den drei Wachstumsbereichen erwirtschaftet worden sei, heisst es von Alpiq weiter. Hauptreiber des operativen Ergebnisses waren negative Währungseffekte wegen auslaufender Absicherungsgeschäfte, die vor dem Entscheid der SNB zur Aufgabe des Euro-Mindestkurses getätigt worden waren sowie der ausserplanmässige Stillstand des Kernkraftwerks Leibstadt.

Hinzu kommen die nach wie vor tiefen Grosshandelspreise, die weiter unter den Gestehungskosten liegen. Alpiq leidet darunter – als reiner Stromproduzent ohne Endkunden zu regulierten Tarifen – besonders stark.

Bei Alpiq haben nach wie vor der Erhalt der Kapitalmarktfähigkeit, die Sicherstellung der Liquidität und die weitere Reduktion der Nettoverschuldung oberste Priorität, wie es heisst. Erfreulich für die Konzern ist es daher, dass die Nettoverschuldung weiter auf 726 Mio CHF von 856 Mio CHF Ende 2016 reduziert werden konnte. Die Liquidität blieb stabil bei 1,5 Mrd.

Mit Blick auf das Gesamtjahr geht die Gesellschaft von einem operativen Ergebnis unter dem Vorjahr aus. Sie geht ausserdem davon aus, dass die Grosshandelspreise in den kommenden Jahre weiterhin unter den Gestehungskosten liegen.

Investoren für Wachstumsbereiche gesucht
Das operative Geschäftsergebnis werde allein von den profitablen Geschäftsbereichen Digital & Commerce, Industrial Engineering sowie Building Technology & Design getragen, heisst es weiter. Der Fokus liege daher auf diesen Wachstumsfeldern, und der angekündigte Prozess der Öffnung für Investoren werde wie geplant vorangetrieben.

Im März 2017 hatte Alpiq eine neue Unterteilung in die traditionelle Stromproduktion einerseits sowie drei Wachstumsbereiche andererseits angekündigt. Die Strukturierung verlaufe nach Plan, und die Organisation sei entsprechend angepasst worden, heisst es am Montag.

Der im März 2016 angekündigte Verkauf von bis zu 49% des Wasserkraftportfolios wird dagegen sistiert. Alpiq wollte so ursprünglich, die Abhängigkeit von den Strompreisen reduzieren und «die defizitäre Wasserkraftproduktion wieder auf eine solidere und zukunftsfähigere Basis stellen». Die erste Angebotsphase war bereits im Juli 2016 abgeschlossen worden, und in einer zweiten Phase wurde im August 2016 der Due-Diligence-Prozess eröffnet.

Im März 2017 gab es dann allerdings immer noch nichts Neues zu berichten und es hiess lediglich, man werde die Transaktion nur dann abschliessen, wenn Preis, vertragliche Konditionen und Transaktionssicherheit stimmten. Die drei Kriterien wurden «nicht kumulativ erfüllt», heisst es jetzt. Potentielle Investoren seien insbesondere nicht bereit, anteilig die unwägbaren regulatorischen Risiken mitzutragen.

Alpiq hofft nun stärker auf «geeignete Sofortmassnahmen als Übergangslösung bis zur kompletten Marktliberalisierung» vonseiten der Politik.

An der Börse legte die wenig liquide Aktie (Streubesitz von 12,09%) am Montag um 1,2% auf 83 CHF zu. «Die Zahlen zeigen erwartungsgemäss keine Stabilisierung der operativen Ertragskraft», kommentiert die ZKB. Die Kreditanalysten bei Vontobel meinen aber, dass die Chancen für mehr regulatorische Unterstützung der Wasserkraft gestiegen seien. (awp/mc/upd/ps)

Schreibe einen Kommentar