Alpiq-CEO Jasmin Staiblin. (Foto: Alpiq)
Olten – Der Energiekonzern Alpiq weist wegen erneuter Wertberichtigungen für das erste Semester 2015 einen hohen Verlust aus. Tiefe Grosshandelspreise (in Euro) und die Frankenstärke belastete das Ergebnis stark. Für das laufende Jahr erwartet das Unternehmen vor Sondereinflüssen dennoch noch ein positives Ergebnis und will innerhalb des ersten Halbjahres 2016 zudem mit neuen strukturellen Massnahmen aufwarten.
In den ersten sechs Monaten 2015 ist die Eigenproduktion laut CEO Jasmin Staiblin zwar höher gewesen, der Energieabsatz sank jedoch auf 47’033 Gigawattstunden nach 50’022 Gigawattstunden im Vorjahreszeitraum. Der Nettoumsatz in Schweizer Franken schrumpfte gar um 19% auf 3,30 Mrd CHF. Dabei sei es zu einem negativen Translationseffekt von 325 Mio CHF gekommen, sagte Finanzchef Thomas Bucher an einer Medienkonferenz am Freitag in Olten.
Der Währungseffekt auf Stufe EBITDA vor Sondereinflüssen habe -30 Mio CHF betragen, und das Betriebsergebnis sei auf -14 Mio gefallen, hiess es weiter. Die Frankenstärke und eine Einmalbelastung durch einen Anleihenrückkauf sowie das Zinsumfeld und die temporär schwache Performance der Nuklearfonds hätten zudem das Finanzergebnis belastet. Mit dem Anleihenrückkauf sowie der Platzierung einer neuen Anleihe seien die Finanzierungskosten allerdings nachhaltig reduziert worden, so Bucher. Es blieb zunächst ein Reinergebnis vor Sondereinflüssen von -52 Mio CHF.
Halbjahresverlust von 886 Mio CHF
Auf den Kraftwerkspark und die Produktion fielen jedoch weitere Wertberichtigungen und Rückstellungen in Höhe von 834 Mio CHF an, insbesondere bei der Schweizer Wasserkraft. Die internationale Stromproduktion habe dagegen – bereinigt um Währungseffekte – ein leicht besseres Ergebnis erzielt, so Bucher. Von den rund 13,5 Gigawatt installierte Leistung macht die Schweizer Produktion allerdings etwa 70 bis 75% aus.
Nach den Sonderfaktoren beläuft sich das Reinergebnis unter dem Strich auf -886 Mio CHF (VJ +21 Mio). Weil Alpiq ein reiner Produzent ist und beim Stromabsatz kein Endkundegeschäft – mit regulierten Tarifen – hat, ist der Konzern vom Preisrückgang am Grosshandelsmarkt stärker betroffen als zum Beispiel die BKW. Obwohl sich Alpiq auch weiterhin für die Schweizer Wasserkraft einsetzen will, versucht das Unternehmen bereits seit längerem, Energiedienstleistungen auszubauen und neue Wachstumsfelder zu erschliessen.
Im ersten Halbjahr wurden im Bereich Services denn auch mehrere kleinere Akquisitionen getätigt. Diese hätten im Berichtszeitraum bereits einen guten zweistelligen Millionenbetrag zum Umsatz geleistet, sagte Bucher im Gespräch mit AWP am Rande der Medienkonferenz.
Der Umbau der Gruppe werde konsequent umgesetzt, hiess es. Mit «striktem Kostenmanagements», Devestitionen und einer laufenden Bereinigung des Wasserkraftportfolios von bis zu 5% könnten, wie angekündigt, ab Ende 2015 jährlich 100 Mio CHF eingespart werden. Aufgrund der Marktverwerfungen will Alpiq zudem strukturelle Veränderungen prüfen und solche allenfalls im Verlauf des ersten Halbjahres 2016 kommunizieren.
2015 positives Ergebnis vor Sondereinflüssen erwartet
Für 2015 rechnet Alpiq abzüglich der Wertberichtigungen auf den Produktionspark immer noch mit einem positiven Nettoresultat. Das Reinergebnis vor Sondereinflüssen werde nicht negativ sein – trotz des Verlustes im ersten Halbjahr, sagte Finanzchef Bucher zu AWP. Der entsprechende EBITDA dürfte 2015 zwar unter dem Vorjahreswert liegen, aber positiv sein.
An der Börse gewann die Aktie trotz der tiefroten Zahlen 2,8% auf 90,45 CHF – in einem insgesamt schwächeren Gesamtmarkt (SPI: -0,3%). Der Abschluss sei sowohl operativ als auch insgesamt enttäuschend ausgefallen, kommentierte die ZKB. «Wir hoffen, dass jetzt das teilweise neue Management mit dem erneuten Wertberichtigungen Tabula rasa gemacht hat», so der zuständige Analyst Sven Bucher. Einziger Lichtblick seien der verbesserte operative Cashflow sowie die geringere Nettoverschuldung. Die Unsicherheit über die zukünftige Gruppenausrichtung halte dagegen weiter an.
CFO Thomas Bucher trat am Donnerstag erstmals für Alpiq vor die Medien. Er kam im April von Gategroup als Nachfolger für Patrick Mariller. Ende April war zudem Jens Alder an der GV zum neuen VRP gewählt worden: Der frühere Swisscom-CEO ersetzte das Urgestein Hans Schweickardt, der aus Altersgründen nicht mehr für eine weitere Amtsdauer zur Verfügung stand. (awp/mc/upd/ps)