Alpiq-CEO Jasmin Staiblin. (Foto: Alpiq)
Lausanne – Der Energiekonzern Alpiq muss auf seinen Kraftwerkspark erneut Wertberichtigungen in Milliardenhöhe vornehmen. Besonders die Wasserkraft leidet zunehmend unter dem Preiszerfall am Grosshandelsmarkt. Für das Geschäftsjahr 2014 rechnet der grösste Schweizer Stromkonzern mit Wertberichtungen in Höhe von rund 1 Mrd CHF nach Steuern. Bereits im Sommer war bekannt geworden, dass Unternehmenschefin Jasmin Staiblin offenbar versucht hat, eine solche Grössenordnung gegenüber dem Verwaltungsrat durchzusetzen. Auch am Markt wurden schon damals weitere Abschreibungen nicht ausgeschlossen.
Die Wertberichtigung erfolge auf Basis neuer Erwartungen für Marktpreise und Produktionskosten sowie aufgrund des anspruchsvollen regulatorischen Umfeldes, teilte Alpiq am Freitag mit. Insbesondere betroffen seien Schweizer Wasserkraftwerke und Kraftwerksprojekte sowie langfristige Bezugs- und Lieferverträge. Das Unternehmen geht indes nach wie vor von einem deutlich tieferen Ergebnis 2014 aus und bestätigte die Prognose eines Rückgangs beim EBITDA um unter 30% – allerdings abzüglich der jetzt verkündeten Sondereinflüssen. 2013 verzeichnete Alpiq einen EBITDA von 285 Mio. Für die ersten neun Monate des gerade beendeten Jahres wurde ein Verlust kommuniziert.
Staiblin setzt sich durch
Bereits Anfang August war an die Öffentlichkeit durchgesickert, dass Staiblin als Chefin von Alpiq offenbar erneut hohe Wertberichtigungen in Höhe von 1 bis 2 Mrd CHF für nötig hält. Sie habe sich damit aber nicht gegen den Verwaltungsrat durchsetzen können, berichtete die «Handelszeitung» unter Berufung auf einen Insider. Die Gegner hielten der Managerin dem Bericht zufolge vor, sie wolle sich ihre eigene Aufgabe durch den Milliardenabschreiber bloss erleichtern. Auch ihr Vorschlag, AKW-Beteiligungen zu veräussern, sei damals durch das oberste Gremium abgeschmettert worden.
2013 hatte Alpiq ausserordentliche Wertberichtigungen auf Wasserkraftanlagen in Höhe von netto 275 Mio CHF verbucht. Unter dem Strich schaffte der Konzern aber den Sprung aus der Verlustzone und verbuchte noch einen Gewinn von 18 Mio CHF. In den Jahren 2011 und 2012 war je ein Milliardenverlust erlitten worden – nach Wertberichtungen ebenfalls in Milliardenhöhe. Die Strompreise haben sich an den europäischen Börsen seit 2009 halbiert.
Deutlich geringere Dividende erwartet
«Kein erfreulicher Jahresauftakt», kommentiert ein ZKB-Analyst. Die Ankündigung komme zwar «nicht ganz überraschend», etwas überraschend sei jedoch die Dimension der Wertberichtigung. Der Aktienkurs notiere bereits seit Längerem deutlich unter dem Buchwert, so die Meinung des Experten. Das Eigenkapital pro Aktie dürfte sich nach der jüngsten Ankündigung noch auf 130 bis 140 CHF belaufen. Die Wertberichtigung sei zwar nicht cashwirksam und im tiefen Aktienkurs zumindest schon teilweise eingepreist; es dürften jedoch wieder vermehrt Fragen zur Finanzierungssituation des Konzerns und der erwartbaren Dividende aufkommen.
Die Eigenkapitalquote dürfte dem Analysten zufolge nun unter 40% fallen nach 42,5% Ende Juni inklusive einer Hybridanleihe von 1 Mrd CHF. In der Vergangenheit wurden 2,00 CHF je Aktie ausgeschüttet. Dieser Wert dürfte für 2014, wie auch bereits in den vorangehenden Jahren, nicht gedeckt sein. Die ZKB geht jedoch nicht von einem Dividendenverzicht aus und erwartet für 2014 eine Ausschüttung von 1,00 CHF je Aktie.
An der Börse steigen die Titel gegen 9.45 Uhr 0,4% auf 87,35 CHF nach – in einem insgesamt schwächeren Gesamtmarkt (SPI: -0,24%). 2014 ist die Aktie des Stromversorgers um mehr als ein Viertel eingebrochen.
Alpiq veröffentlicht das Jahresergebnis 2014 am 9. März 2015. (awp/mc/ps)